Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
der Dampfkolbenstange hinaus verlängert und die Schubstange nun- mehr am Ende des Balanciers angreifen lässt, eine Einrichtung, welche zuerst in England, später auch vielfach in Deutschland und Oester- reich angewendet wurde. Die Verlängerung des Balancierarmes aber bringt nothwendigerweise auch eine grössere Länge der Kurbel mit sich und diese macht wieder, damit die Bewegungsübertragung nicht ungünstig ausfalle, eine grössere Länge der Schubstange erforderlich. Man giebt also dem Balancier die Form eines Winkelhebels (Balan- cier mit Horn), wie in der Abbildung, wodurch man eine grössere Länge der Schubstange und zugleich eine geringere Länge der Kurbel erhält, als wenn derselbe geradlinig und der Abstand des Angriffs- punktes der Schubstange von demjenigen der Kolbenstange gleich gross wäre. Eine fernere Verlängerung der Schubstange aber lässt sich erreichen, wie es ebenfalls in der Skizze Fig. 116 angedeutet ist, indem man die Kurbelwelle tiefer in das Fundament verlegt.
Man pflegt Balancier-Gebläsen Cylinderdurchmesser bis zu 3.5 m (selten allerdings über 3 m), und Hubhöhen bis zu 3 m (Verhältniss der Hubhöhe zum Durchmesser 5/6 --6/5) zu geben.
Stehende direct wirkende Gebläse mit doppelten Kurbel- stangen oder Serainggebläse. Die Einrichtung dieser Gebläse, welch eseit Anfang der fünfziger Jahre in besonders grosser Zahl von der Firma John Cockerill in Seraing gebaut wurden und ihre grösste Verbreitung gegen Ende der sechziger und im Anfange der siebziger Jahre fanden, ist durch die Abbildung Fig. 117 dargestellt (Gebläse zu Biskupitz in 1/84 der wirklichen Grösse, von A. Borsig in Berlin 1867 gebaut).
Auf einem von vier Säulen oder Ständern getragenen Rahmen ist der Gebläsecylinder befestigt und die abwärts gerichtete Kolbenstange desselben ist mit der Kolbenstange des unten befindlichen Dampf- cylinders gekuppelt. Zwischen beiden Cylindern ist an die Kolben- stangen in deren Vereinigungspunkte ein in senkrechten Führungen gleitendes Querhaupt angeschlossen, an dessen nach beiden Seiten hin vorstehenden Endzapfen die beiden Kurbelstangen angreifen. Mit dem andern Ende sind die letzteren an die als Kurbelscheiben benutzten Naben zweier Schwungräder angeschlossen, welche zwischen Kurbel- stange und Dampfcylinder angeordnet sind und deren Welle unterhalb des Dampfcylinders im Fundamente gelagert ist.
Sehr gebräuchlich ist das Woolf'sche Dampfmaschinensystem und Condensation für den Betrieb dieser Gebläse. Bei Anwendung Woolf'- scher Maschinen greifen die Kolbenstangen beider Dampfcylinder an das gemeinschaftliche Querhaupt, während die Kolbenstange des Ge- bläsecylinders in der Mitte desselben, wie auch bei der oben abgebil- deten Maschine, angeschlossen ist. Zum Betriebe der Pumpen bei Con- densationsmaschinen pflegt man einen Balancier anzuordnen, welcher von jenem Querhaupte aus durch eine Schubstange bewegt wird.
Der Umstand, dass zwischen Dampf- und Gebläsecylinder dieser Gebläse ein ausreichender Raum für die Bewegung des Querhauptes bleiben muss, bedingt eine beträchtliche Höhe derselben, und mit der Höhe des Gebläses wächst ebensowohl die Höhe des erforderlichen Ge-
Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
der Dampfkolbenstange hinaus verlängert und die Schubstange nun- mehr am Ende des Balanciers angreifen lässt, eine Einrichtung, welche zuerst in England, später auch vielfach in Deutschland und Oester- reich angewendet wurde. Die Verlängerung des Balancierarmes aber bringt nothwendigerweise auch eine grössere Länge der Kurbel mit sich und diese macht wieder, damit die Bewegungsübertragung nicht ungünstig ausfalle, eine grössere Länge der Schubstange erforderlich. Man giebt also dem Balancier die Form eines Winkelhebels (Balan- cier mit Horn), wie in der Abbildung, wodurch man eine grössere Länge der Schubstange und zugleich eine geringere Länge der Kurbel erhält, als wenn derselbe geradlinig und der Abstand des Angriffs- punktes der Schubstange von demjenigen der Kolbenstange gleich gross wäre. Eine fernere Verlängerung der Schubstange aber lässt sich erreichen, wie es ebenfalls in der Skizze Fig. 116 angedeutet ist, indem man die Kurbelwelle tiefer in das Fundament verlegt.
Man pflegt Balancier-Gebläsen Cylinderdurchmesser bis zu 3.5 m (selten allerdings über 3 m), und Hubhöhen bis zu 3 m (Verhältniss der Hubhöhe zum Durchmesser ⅚—6/5) zu geben.
Stehende direct wirkende Gebläse mit doppelten Kurbel- stangen oder Serainggebläse. Die Einrichtung dieser Gebläse, welch eseit Anfang der fünfziger Jahre in besonders grosser Zahl von der Firma John Cockerill in Seraing gebaut wurden und ihre grösste Verbreitung gegen Ende der sechziger und im Anfange der siebziger Jahre fanden, ist durch die Abbildung Fig. 117 dargestellt (Gebläse zu Biskupitz in 1/84 der wirklichen Grösse, von A. Borsig in Berlin 1867 gebaut).
Auf einem von vier Säulen oder Ständern getragenen Rahmen ist der Gebläsecylinder befestigt und die abwärts gerichtete Kolbenstange desselben ist mit der Kolbenstange des unten befindlichen Dampf- cylinders gekuppelt. Zwischen beiden Cylindern ist an die Kolben- stangen in deren Vereinigungspunkte ein in senkrechten Führungen gleitendes Querhaupt angeschlossen, an dessen nach beiden Seiten hin vorstehenden Endzapfen die beiden Kurbelstangen angreifen. Mit dem andern Ende sind die letzteren an die als Kurbelscheiben benutzten Naben zweier Schwungräder angeschlossen, welche zwischen Kurbel- stange und Dampfcylinder angeordnet sind und deren Welle unterhalb des Dampfcylinders im Fundamente gelagert ist.
Sehr gebräuchlich ist das Woolf’sche Dampfmaschinensystem und Condensation für den Betrieb dieser Gebläse. Bei Anwendung Woolf’- scher Maschinen greifen die Kolbenstangen beider Dampfcylinder an das gemeinschaftliche Querhaupt, während die Kolbenstange des Ge- bläsecylinders in der Mitte desselben, wie auch bei der oben abgebil- deten Maschine, angeschlossen ist. Zum Betriebe der Pumpen bei Con- densationsmaschinen pflegt man einen Balancier anzuordnen, welcher von jenem Querhaupte aus durch eine Schubstange bewegt wird.
Der Umstand, dass zwischen Dampf- und Gebläsecylinder dieser Gebläse ein ausreichender Raum für die Bewegung des Querhauptes bleiben muss, bedingt eine beträchtliche Höhe derselben, und mit der Höhe des Gebläses wächst ebensowohl die Höhe des erforderlichen Ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0452"n="398"/><fwplace="top"type="header">Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.</fw><lb/>
der Dampfkolbenstange hinaus verlängert und die Schubstange nun-<lb/>
mehr am Ende des Balanciers angreifen lässt, eine Einrichtung, welche<lb/>
zuerst in England, später auch vielfach in Deutschland und Oester-<lb/>
reich angewendet wurde. Die Verlängerung des Balancierarmes aber<lb/>
bringt nothwendigerweise auch eine grössere Länge der Kurbel mit<lb/>
sich und diese macht wieder, damit die Bewegungsübertragung nicht<lb/>
ungünstig ausfalle, eine grössere Länge der Schubstange erforderlich.<lb/>
Man giebt also dem Balancier die Form eines Winkelhebels (<hirendition="#g">Balan-<lb/>
cier mit Horn</hi>), wie in der Abbildung, wodurch man eine grössere<lb/>
Länge der Schubstange und zugleich eine geringere Länge der Kurbel<lb/>
erhält, als wenn derselbe geradlinig und der Abstand des Angriffs-<lb/>
punktes der Schubstange von demjenigen der Kolbenstange gleich<lb/>
gross wäre. Eine fernere Verlängerung der Schubstange aber lässt sich<lb/>
erreichen, wie es ebenfalls in der Skizze Fig. 116 angedeutet ist, indem<lb/>
man die Kurbelwelle tiefer in das Fundament verlegt.</p><lb/><p>Man pflegt Balancier-Gebläsen Cylinderdurchmesser bis zu 3.<hirendition="#sub">5</hi> m<lb/>
(selten allerdings über 3 m), und Hubhöhen bis zu 3 m (Verhältniss der<lb/>
Hubhöhe zum Durchmesser ⅚—6/5) zu geben.</p><lb/><p><hirendition="#g">Stehende direct wirkende Gebläse mit doppelten Kurbel-<lb/>
stangen oder Serainggebläse</hi>. Die Einrichtung dieser Gebläse,<lb/>
welch eseit Anfang der fünfziger Jahre in besonders grosser Zahl von der<lb/>
Firma <hirendition="#g">John Cockerill</hi> in Seraing gebaut wurden und ihre grösste<lb/>
Verbreitung gegen Ende der sechziger und im Anfange der siebziger<lb/>
Jahre fanden, ist durch die Abbildung Fig. 117 dargestellt (Gebläse<lb/>
zu Biskupitz in 1/84 der wirklichen Grösse, von A. <hirendition="#g">Borsig</hi> in Berlin<lb/>
1867 gebaut).</p><lb/><p>Auf einem von vier Säulen oder Ständern getragenen Rahmen ist<lb/>
der Gebläsecylinder befestigt und die abwärts gerichtete Kolbenstange<lb/>
desselben ist mit der Kolbenstange des unten befindlichen Dampf-<lb/>
cylinders gekuppelt. Zwischen beiden Cylindern ist an die Kolben-<lb/>
stangen in deren Vereinigungspunkte ein in senkrechten Führungen<lb/>
gleitendes Querhaupt angeschlossen, an dessen nach beiden Seiten hin<lb/>
vorstehenden Endzapfen die beiden Kurbelstangen angreifen. Mit dem<lb/>
andern Ende sind die letzteren an die als Kurbelscheiben benutzten<lb/>
Naben zweier Schwungräder angeschlossen, welche zwischen Kurbel-<lb/>
stange und Dampfcylinder angeordnet sind und deren Welle unterhalb<lb/>
des Dampfcylinders im Fundamente gelagert ist.</p><lb/><p>Sehr gebräuchlich ist das <hirendition="#g">Woolf</hi>’sche Dampfmaschinensystem und<lb/>
Condensation für den Betrieb dieser Gebläse. Bei Anwendung <hirendition="#g">Woolf</hi>’-<lb/>
scher Maschinen greifen die Kolbenstangen beider Dampfcylinder an<lb/>
das gemeinschaftliche Querhaupt, während die Kolbenstange des Ge-<lb/>
bläsecylinders in der Mitte desselben, wie auch bei der oben abgebil-<lb/>
deten Maschine, angeschlossen ist. Zum Betriebe der Pumpen bei Con-<lb/>
densationsmaschinen pflegt man einen Balancier anzuordnen, welcher<lb/>
von jenem Querhaupte aus durch eine Schubstange bewegt wird.</p><lb/><p>Der Umstand, dass zwischen Dampf- und Gebläsecylinder dieser<lb/>
Gebläse ein ausreichender Raum für die Bewegung des Querhauptes<lb/>
bleiben muss, bedingt eine beträchtliche Höhe derselben, und mit der<lb/>
Höhe des Gebläses wächst ebensowohl die Höhe des erforderlichen Ge-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[398/0452]
Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
der Dampfkolbenstange hinaus verlängert und die Schubstange nun-
mehr am Ende des Balanciers angreifen lässt, eine Einrichtung, welche
zuerst in England, später auch vielfach in Deutschland und Oester-
reich angewendet wurde. Die Verlängerung des Balancierarmes aber
bringt nothwendigerweise auch eine grössere Länge der Kurbel mit
sich und diese macht wieder, damit die Bewegungsübertragung nicht
ungünstig ausfalle, eine grössere Länge der Schubstange erforderlich.
Man giebt also dem Balancier die Form eines Winkelhebels (Balan-
cier mit Horn), wie in der Abbildung, wodurch man eine grössere
Länge der Schubstange und zugleich eine geringere Länge der Kurbel
erhält, als wenn derselbe geradlinig und der Abstand des Angriffs-
punktes der Schubstange von demjenigen der Kolbenstange gleich
gross wäre. Eine fernere Verlängerung der Schubstange aber lässt sich
erreichen, wie es ebenfalls in der Skizze Fig. 116 angedeutet ist, indem
man die Kurbelwelle tiefer in das Fundament verlegt.
Man pflegt Balancier-Gebläsen Cylinderdurchmesser bis zu 3.5 m
(selten allerdings über 3 m), und Hubhöhen bis zu 3 m (Verhältniss der
Hubhöhe zum Durchmesser ⅚—6/5) zu geben.
Stehende direct wirkende Gebläse mit doppelten Kurbel-
stangen oder Serainggebläse. Die Einrichtung dieser Gebläse,
welch eseit Anfang der fünfziger Jahre in besonders grosser Zahl von der
Firma John Cockerill in Seraing gebaut wurden und ihre grösste
Verbreitung gegen Ende der sechziger und im Anfange der siebziger
Jahre fanden, ist durch die Abbildung Fig. 117 dargestellt (Gebläse
zu Biskupitz in 1/84 der wirklichen Grösse, von A. Borsig in Berlin
1867 gebaut).
Auf einem von vier Säulen oder Ständern getragenen Rahmen ist
der Gebläsecylinder befestigt und die abwärts gerichtete Kolbenstange
desselben ist mit der Kolbenstange des unten befindlichen Dampf-
cylinders gekuppelt. Zwischen beiden Cylindern ist an die Kolben-
stangen in deren Vereinigungspunkte ein in senkrechten Führungen
gleitendes Querhaupt angeschlossen, an dessen nach beiden Seiten hin
vorstehenden Endzapfen die beiden Kurbelstangen angreifen. Mit dem
andern Ende sind die letzteren an die als Kurbelscheiben benutzten
Naben zweier Schwungräder angeschlossen, welche zwischen Kurbel-
stange und Dampfcylinder angeordnet sind und deren Welle unterhalb
des Dampfcylinders im Fundamente gelagert ist.
Sehr gebräuchlich ist das Woolf’sche Dampfmaschinensystem und
Condensation für den Betrieb dieser Gebläse. Bei Anwendung Woolf’-
scher Maschinen greifen die Kolbenstangen beider Dampfcylinder an
das gemeinschaftliche Querhaupt, während die Kolbenstange des Ge-
bläsecylinders in der Mitte desselben, wie auch bei der oben abgebil-
deten Maschine, angeschlossen ist. Zum Betriebe der Pumpen bei Con-
densationsmaschinen pflegt man einen Balancier anzuordnen, welcher
von jenem Querhaupte aus durch eine Schubstange bewegt wird.
Der Umstand, dass zwischen Dampf- und Gebläsecylinder dieser
Gebläse ein ausreichender Raum für die Bewegung des Querhauptes
bleiben muss, bedingt eine beträchtliche Höhe derselben, und mit der
Höhe des Gebläses wächst ebensowohl die Höhe des erforderlichen Ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/452>, abgerufen am 30.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.