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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Gebläse.
wände herbeigeführt wird. Aus diesem Grunde würde auch eine Metall-
liderung des Gebläsekolbens, welche bei stehenden Gebläsen, wie schon
erwähnt, nicht selten benutzt wird, bei liegenden Gebläsen nicht an-
wendbar sein. Sie würde durch ihre grössere Härte jene einseitige
Abnutzung noch mehr befördern.

Zur Abminderung dieses offenbaren Uebelstandes sind bei der
Construction der liegenden Gebläse verschiedene Rücksichten erforder-
lich. Die Kolben selbst, insbesondere die ihrem Durchmesser nach
grösseren Gebläsekolben, müssen möglichst leicht, die Kolbenstangen,
um gegen Durchbiegung so viel als thunlich geschützt zu sein, stark
im Durchmesser und deshalb hohl construirt sein und an beiden Seiten
der Cylinder in Führungen gleiten. Da aber mit dem Durchmesser
des Gebläsekolbens auch sein Gewicht, mit der Länge des Gebläse-
cylinders die Durchbiegung, welche die Kolbenstange in der Mitte des
Cylinders erleidet, zunimmt, so geht man zweckmässigerweise sowohl
hinsichtlich des Durchmessers als der Hublänge der liegenden Gebläse
nicht über ein gewisses Maass hinaus. Nur verhältnissmässig wenige
liegende Gebläse haben grössere Durchmesser des Gebläsecylinders als
2.25 m bei höchstens 2 m Hub; das Verhältniss der Hublänge zum
Cylinderdurchmesser pflegt 4/5 -- 5/6 zu sein; doch findet man mitunter
auch das Verhältniss 1/1.

Von dem Durchmesser der Gebläsecylinder ist bei gegebener Nor-
malgeschwindigkeit des Kolbens (welche bei liegenden Maschinen in
Rücksicht auf die grosse Standhaftigkeit derselben etwas über das oben
mitgetheilte Maass hinausgehen und bis 1.1 oder 1.2 m per Secunde
gesteigert werden kann), die gelieferte Windmenge abhängig; hieraus
folgt dann schon bei grossem Windbedarfe von selbst die Nothwendig-
keit, mehrcylindrige Maschinen anzuwenden, falls der Durchmesser
eines einzigen Cylinders jene zulässige Grenze überschreiten sollte.

Je geringer aber die Hublänge eines Gebläses ist, desto grösser
fällt selbstverständlich bei derselben Geschwindigkeit des Gebläsekolbens
die Hubzahl in der Zeiteinheit aus. Jeder Hubwechsel aber hat nicht
allein eine Ungleichförmigkeit des Windstromes zur Folge, sondern ist
auch mit einer Beeinträchtigung der Leistung des Gebläses verbunden,
da der Kolben bei dem Beginne des Hubes sowohl infolge des schäd-
lichen Raumes als der kaum ganz zu vermeidenden Ungenauigkeiten
in der Arbeit der Ventile erst einen gewissen Weg, ohne zu saugen,
zurücklegt. In diesem Umstande liegt ein, wenn auch nicht sehr
erheblicher Nachtheil, welchen die liegenden, mit kurzem Hube ver-
sehenen Gebläse mit anderen kurzhübigen Gebläsesystemen gemein
haben.

Balanciergebläse. Dieselben gehören zu den ältesten aller
Cylinder-Gebläsesysteme und sind ihrer grossen Standfestigkeit und
Dauerhaftigkeit halber, welche Eigenschaften im Vereine mit der senk-
rechten Stellung der Cylinder zugleich den Vortheil grosser Hublängen
gewähren, auch jetzt noch vielfach in Anwendung, obschon sie aller-
dings in der neueren Zeit verschiedentlich durch andere stehende Ge-
bläse verdrängt worden sind. Unter allen Cylindergebläsen ist näm-
lich das Balanciergebläse am kostspieligsten in seiner Anlage; ausser

Die Gebläse.
wände herbeigeführt wird. Aus diesem Grunde würde auch eine Metall-
liderung des Gebläsekolbens, welche bei stehenden Gebläsen, wie schon
erwähnt, nicht selten benutzt wird, bei liegenden Gebläsen nicht an-
wendbar sein. Sie würde durch ihre grössere Härte jene einseitige
Abnutzung noch mehr befördern.

Zur Abminderung dieses offenbaren Uebelstandes sind bei der
Construction der liegenden Gebläse verschiedene Rücksichten erforder-
lich. Die Kolben selbst, insbesondere die ihrem Durchmesser nach
grösseren Gebläsekolben, müssen möglichst leicht, die Kolbenstangen,
um gegen Durchbiegung so viel als thunlich geschützt zu sein, stark
im Durchmesser und deshalb hohl construirt sein und an beiden Seiten
der Cylinder in Führungen gleiten. Da aber mit dem Durchmesser
des Gebläsekolbens auch sein Gewicht, mit der Länge des Gebläse-
cylinders die Durchbiegung, welche die Kolbenstange in der Mitte des
Cylinders erleidet, zunimmt, so geht man zweckmässigerweise sowohl
hinsichtlich des Durchmessers als der Hublänge der liegenden Gebläse
nicht über ein gewisses Maass hinaus. Nur verhältnissmässig wenige
liegende Gebläse haben grössere Durchmesser des Gebläsecylinders als
2.25 m bei höchstens 2 m Hub; das Verhältniss der Hublänge zum
Cylinderdurchmesser pflegt ⅘—⅚ zu sein; doch findet man mitunter
auch das Verhältniss 1/1.

Von dem Durchmesser der Gebläsecylinder ist bei gegebener Nor-
malgeschwindigkeit des Kolbens (welche bei liegenden Maschinen in
Rücksicht auf die grosse Standhaftigkeit derselben etwas über das oben
mitgetheilte Maass hinausgehen und bis 1.1 oder 1.2 m per Secunde
gesteigert werden kann), die gelieferte Windmenge abhängig; hieraus
folgt dann schon bei grossem Windbedarfe von selbst die Nothwendig-
keit, mehrcylindrige Maschinen anzuwenden, falls der Durchmesser
eines einzigen Cylinders jene zulässige Grenze überschreiten sollte.

Je geringer aber die Hublänge eines Gebläses ist, desto grösser
fällt selbstverständlich bei derselben Geschwindigkeit des Gebläsekolbens
die Hubzahl in der Zeiteinheit aus. Jeder Hubwechsel aber hat nicht
allein eine Ungleichförmigkeit des Windstromes zur Folge, sondern ist
auch mit einer Beeinträchtigung der Leistung des Gebläses verbunden,
da der Kolben bei dem Beginne des Hubes sowohl infolge des schäd-
lichen Raumes als der kaum ganz zu vermeidenden Ungenauigkeiten
in der Arbeit der Ventile erst einen gewissen Weg, ohne zu saugen,
zurücklegt. In diesem Umstande liegt ein, wenn auch nicht sehr
erheblicher Nachtheil, welchen die liegenden, mit kurzem Hube ver-
sehenen Gebläse mit anderen kurzhübigen Gebläsesystemen gemein
haben.

Balanciergebläse. Dieselben gehören zu den ältesten aller
Cylinder-Gebläsesysteme und sind ihrer grossen Standfestigkeit und
Dauerhaftigkeit halber, welche Eigenschaften im Vereine mit der senk-
rechten Stellung der Cylinder zugleich den Vortheil grosser Hublängen
gewähren, auch jetzt noch vielfach in Anwendung, obschon sie aller-
dings in der neueren Zeit verschiedentlich durch andere stehende Ge-
bläse verdrängt worden sind. Unter allen Cylindergebläsen ist näm-
lich das Balanciergebläse am kostspieligsten in seiner Anlage; ausser

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[395/0449] Die Gebläse. wände herbeigeführt wird. Aus diesem Grunde würde auch eine Metall- liderung des Gebläsekolbens, welche bei stehenden Gebläsen, wie schon erwähnt, nicht selten benutzt wird, bei liegenden Gebläsen nicht an- wendbar sein. Sie würde durch ihre grössere Härte jene einseitige Abnutzung noch mehr befördern. Zur Abminderung dieses offenbaren Uebelstandes sind bei der Construction der liegenden Gebläse verschiedene Rücksichten erforder- lich. Die Kolben selbst, insbesondere die ihrem Durchmesser nach grösseren Gebläsekolben, müssen möglichst leicht, die Kolbenstangen, um gegen Durchbiegung so viel als thunlich geschützt zu sein, stark im Durchmesser und deshalb hohl construirt sein und an beiden Seiten der Cylinder in Führungen gleiten. Da aber mit dem Durchmesser des Gebläsekolbens auch sein Gewicht, mit der Länge des Gebläse- cylinders die Durchbiegung, welche die Kolbenstange in der Mitte des Cylinders erleidet, zunimmt, so geht man zweckmässigerweise sowohl hinsichtlich des Durchmessers als der Hublänge der liegenden Gebläse nicht über ein gewisses Maass hinaus. Nur verhältnissmässig wenige liegende Gebläse haben grössere Durchmesser des Gebläsecylinders als 2.25 m bei höchstens 2 m Hub; das Verhältniss der Hublänge zum Cylinderdurchmesser pflegt ⅘—⅚ zu sein; doch findet man mitunter auch das Verhältniss 1/1. Von dem Durchmesser der Gebläsecylinder ist bei gegebener Nor- malgeschwindigkeit des Kolbens (welche bei liegenden Maschinen in Rücksicht auf die grosse Standhaftigkeit derselben etwas über das oben mitgetheilte Maass hinausgehen und bis 1.1 oder 1.2 m per Secunde gesteigert werden kann), die gelieferte Windmenge abhängig; hieraus folgt dann schon bei grossem Windbedarfe von selbst die Nothwendig- keit, mehrcylindrige Maschinen anzuwenden, falls der Durchmesser eines einzigen Cylinders jene zulässige Grenze überschreiten sollte. Je geringer aber die Hublänge eines Gebläses ist, desto grösser fällt selbstverständlich bei derselben Geschwindigkeit des Gebläsekolbens die Hubzahl in der Zeiteinheit aus. Jeder Hubwechsel aber hat nicht allein eine Ungleichförmigkeit des Windstromes zur Folge, sondern ist auch mit einer Beeinträchtigung der Leistung des Gebläses verbunden, da der Kolben bei dem Beginne des Hubes sowohl infolge des schäd- lichen Raumes als der kaum ganz zu vermeidenden Ungenauigkeiten in der Arbeit der Ventile erst einen gewissen Weg, ohne zu saugen, zurücklegt. In diesem Umstande liegt ein, wenn auch nicht sehr erheblicher Nachtheil, welchen die liegenden, mit kurzem Hube ver- sehenen Gebläse mit anderen kurzhübigen Gebläsesystemen gemein haben. Balanciergebläse. Dieselben gehören zu den ältesten aller Cylinder-Gebläsesysteme und sind ihrer grossen Standfestigkeit und Dauerhaftigkeit halber, welche Eigenschaften im Vereine mit der senk- rechten Stellung der Cylinder zugleich den Vortheil grosser Hublängen gewähren, auch jetzt noch vielfach in Anwendung, obschon sie aller- dings in der neueren Zeit verschiedentlich durch andere stehende Ge- bläse verdrängt worden sind. Unter allen Cylindergebläsen ist näm- lich das Balanciergebläse am kostspieligsten in seiner Anlage; ausser

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/449>, abgerufen am 19.05.2024.