Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.

Herdfläche von der Feuerbrücke bis zum Fuchse 2.2 bis
3 qm; Herdbreite von der Rückwand bis zur Thüröffnung 1.3--1.8 m.

Tiefe des Rostes unter der Feuerbrückenoberkante
0.35--0.70 m; Höhe der Feuerbrückenoberkante über dem
Herde
0.10--0.40 m.

Verhältniss des Fuchsquerschnittes zur Rostfläche
durchschnittlich wie 1 : 7.

Durch Anwendung von Unterwind (bei geschlossenem Aschenfall)
lässt sich ebenso wie bei anderen Flammöfen eine günstigere Aus-
nutzung der Wärme, also eine Ersparung an Brennstoff und eine erhöhte
Leistungsfähigkeit des Ofens erzielen. Je aschenreicher aber die zur
Verwendung stehenden Kohlen sind, desto schwieriger wird, wie schon
früher erörtert wurde, die Wartung des Rostes bei geschlossenem Aschen-
fall, und aus diesem Grunde sind auch die Schweissöfen mit Unter-
wind durchschnittlich weit seltener als solche mit natürlichem Luft-
zuge. Es kommt hierbei noch in Betracht, dass die Oxydationswirkung
eines mit Unterwind betriebenen Schweissofens höher zu sein pflegt
als ohne Unterwind; der Abbrand fällt also gewöhnlich beträchtlicher
aus, und je kleiner die eingesetzten Eisenstücke und Packete sind, je
grösser also das Verhältniss ihrer dem Gasstrome dargebotenen Ober-
fläche zu ihrem Gewichte ist, desto ungünstiger wird dieser Nachtheil
der Anwendung von Unterwind sich geltend machen.


Unter den verschiedenen, in den letzten Jahrzehnten in die Praxis
eingeführten Systemen der Gasfeuerung, deren wichtigste bereits in der
ersten Abtheilung dieses Buches ihrer Einrichtung gemäss besprochen
wurden, giebt es kaum eins, dessen Anwendung nicht auch hier oder
da beim Schweissofenbetriebe erprobt worden wäre; manche derselben
waren ursprünglich ganz besonders für den Schweissofenbetrieb bestimmt.

Zu den in der Jetztzeit gebräuchlichsten Gasschweissöfen gehört
der auf S. 123 beschriebene Bicherouxofen, ausgezeichnet durch
Einfachheit der Construction bei verhältnissmässig günstiger Ausnutzung
des Brennstoffes.

Zwar weniger einfach in seiner Einrichtung, unleugbar aber gut
anwendbar in solchen Fällen, wo es sich um weitgehende Ausnutzung
des Brennstoffes, zumal eines geringwerthigeren Brennstoffes, handelt,
ist ein von Lürmann erbauter Schweissofen, welcher, nachdem seine
Zweckmässigkeit bereits seit mehreren Jahren durch die Praxis erprobt
wurde 1), voraussichtlich berufen sein wird, den bewährtesten Flamm-
öfen der Eisenhütten gleichberechtigt sich zur Seite zu stellen. Die
Skizzen Fig. 283, 284 und 285 (in etwa 1/100 der wirklichen Grösse)
können zur Veranschaulichung der Einrichtung dieses Ofens dienen;
Fig. 283 stellt den Aufriss nach der Linie 1, 2 in Fig. 284 dar, Fig. 3, 4
ist der Grundriss nach der Linie 3, 4 in Fig. 283, Fig. 285 zeigt einen
senkrechten Schnitt nach der Linie 5, 6 in Fig. 284.

1) Unter anderen im Eisen- und Stahlwerk Osnabrück.
Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.

Herdfläche von der Feuerbrücke bis zum Fuchse 2.2 bis
3 qm; Herdbreite von der Rückwand bis zur Thüröffnung 1.3—1.8 m.

Tiefe des Rostes unter der Feuerbrückenoberkante
0.35—0.70 m; Höhe der Feuerbrückenoberkante über dem
Herde
0.10—0.40 m.

Verhältniss des Fuchsquerschnittes zur Rostfläche
durchschnittlich wie 1 : 7.

Durch Anwendung von Unterwind (bei geschlossenem Aschenfall)
lässt sich ebenso wie bei anderen Flammöfen eine günstigere Aus-
nutzung der Wärme, also eine Ersparung an Brennstoff und eine erhöhte
Leistungsfähigkeit des Ofens erzielen. Je aschenreicher aber die zur
Verwendung stehenden Kohlen sind, desto schwieriger wird, wie schon
früher erörtert wurde, die Wartung des Rostes bei geschlossenem Aschen-
fall, und aus diesem Grunde sind auch die Schweissöfen mit Unter-
wind durchschnittlich weit seltener als solche mit natürlichem Luft-
zuge. Es kommt hierbei noch in Betracht, dass die Oxydationswirkung
eines mit Unterwind betriebenen Schweissofens höher zu sein pflegt
als ohne Unterwind; der Abbrand fällt also gewöhnlich beträchtlicher
aus, und je kleiner die eingesetzten Eisenstücke und Packete sind, je
grösser also das Verhältniss ihrer dem Gasstrome dargebotenen Ober-
fläche zu ihrem Gewichte ist, desto ungünstiger wird dieser Nachtheil
der Anwendung von Unterwind sich geltend machen.


Unter den verschiedenen, in den letzten Jahrzehnten in die Praxis
eingeführten Systemen der Gasfeuerung, deren wichtigste bereits in der
ersten Abtheilung dieses Buches ihrer Einrichtung gemäss besprochen
wurden, giebt es kaum eins, dessen Anwendung nicht auch hier oder
da beim Schweissofenbetriebe erprobt worden wäre; manche derselben
waren ursprünglich ganz besonders für den Schweissofenbetrieb bestimmt.

Zu den in der Jetztzeit gebräuchlichsten Gasschweissöfen gehört
der auf S. 123 beschriebene Bicherouxofen, ausgezeichnet durch
Einfachheit der Construction bei verhältnissmässig günstiger Ausnutzung
des Brennstoffes.

Zwar weniger einfach in seiner Einrichtung, unleugbar aber gut
anwendbar in solchen Fällen, wo es sich um weitgehende Ausnutzung
des Brennstoffes, zumal eines geringwerthigeren Brennstoffes, handelt,
ist ein von Lürmann erbauter Schweissofen, welcher, nachdem seine
Zweckmässigkeit bereits seit mehreren Jahren durch die Praxis erprobt
wurde 1), voraussichtlich berufen sein wird, den bewährtesten Flamm-
öfen der Eisenhütten gleichberechtigt sich zur Seite zu stellen. Die
Skizzen Fig. 283, 284 und 285 (in etwa 1/100 der wirklichen Grösse)
können zur Veranschaulichung der Einrichtung dieses Ofens dienen;
Fig. 283 stellt den Aufriss nach der Linie 1, 2 in Fig. 284 dar, Fig. 3, 4
ist der Grundriss nach der Linie 3, 4 in Fig. 283, Fig. 285 zeigt einen
senkrechten Schnitt nach der Linie 5, 6 in Fig. 284.

1) Unter anderen im Eisen- und Stahlwerk Osnabrück.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f1052" n="964"/>
                <fw place="top" type="header">Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.</fw><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Herdfläche von der Feuerbrücke bis zum Fuchse</hi> 2.<hi rendition="#sub">2</hi> bis<lb/>
3 qm; <hi rendition="#g">Herdbreite</hi> von der Rückwand bis zur Thüröffnung 1.<hi rendition="#sub">3</hi>&#x2014;1.<hi rendition="#sub">8</hi> m.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Tiefe des Rostes unter der Feuerbrückenoberkante</hi><lb/>
0.<hi rendition="#sub">35</hi>&#x2014;0.<hi rendition="#sub">70</hi> m; <hi rendition="#g">Höhe der Feuerbrückenoberkante über dem<lb/>
Herde</hi> 0.<hi rendition="#sub">10</hi>&#x2014;0.<hi rendition="#sub">40</hi> m.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Verhältniss des Fuchsquerschnittes zur Rostfläche</hi><lb/>
durchschnittlich wie 1 : 7.</p><lb/>
                <p>Durch Anwendung von Unterwind (bei geschlossenem Aschenfall)<lb/>
lässt sich ebenso wie bei anderen Flammöfen eine günstigere Aus-<lb/>
nutzung der Wärme, also eine Ersparung an Brennstoff und eine erhöhte<lb/>
Leistungsfähigkeit des Ofens erzielen. Je aschenreicher aber die zur<lb/>
Verwendung stehenden Kohlen sind, desto schwieriger wird, wie schon<lb/>
früher erörtert wurde, die Wartung des Rostes bei geschlossenem Aschen-<lb/>
fall, und aus diesem Grunde sind auch die Schweissöfen mit Unter-<lb/>
wind durchschnittlich weit seltener als solche mit natürlichem Luft-<lb/>
zuge. Es kommt hierbei noch in Betracht, dass die Oxydationswirkung<lb/>
eines mit Unterwind betriebenen Schweissofens höher zu sein pflegt<lb/>
als ohne Unterwind; der Abbrand fällt also gewöhnlich beträchtlicher<lb/>
aus, und je kleiner die eingesetzten Eisenstücke und Packete sind, je<lb/>
grösser also das Verhältniss ihrer dem Gasstrome dargebotenen Ober-<lb/>
fläche zu ihrem Gewichte ist, desto ungünstiger wird dieser Nachtheil<lb/>
der Anwendung von Unterwind sich geltend machen.</p><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <p>Unter den verschiedenen, in den letzten Jahrzehnten in die Praxis<lb/>
eingeführten Systemen der Gasfeuerung, deren wichtigste bereits in der<lb/>
ersten Abtheilung dieses Buches ihrer Einrichtung gemäss besprochen<lb/>
wurden, giebt es kaum eins, dessen Anwendung nicht auch hier oder<lb/>
da beim Schweissofenbetriebe erprobt worden wäre; manche derselben<lb/>
waren ursprünglich ganz besonders für den Schweissofenbetrieb bestimmt.</p><lb/>
                <p>Zu den in der Jetztzeit gebräuchlichsten Gasschweissöfen gehört<lb/>
der auf S. 123 beschriebene <hi rendition="#g">Bicherouxofen</hi>, ausgezeichnet durch<lb/>
Einfachheit der Construction bei verhältnissmässig günstiger Ausnutzung<lb/>
des Brennstoffes.</p><lb/>
                <p>Zwar weniger einfach in seiner Einrichtung, unleugbar aber gut<lb/>
anwendbar in solchen Fällen, wo es sich um weitgehende Ausnutzung<lb/>
des Brennstoffes, zumal eines geringwerthigeren Brennstoffes, handelt,<lb/>
ist ein von <hi rendition="#g">Lürmann</hi> erbauter Schweissofen, welcher, nachdem seine<lb/>
Zweckmässigkeit bereits seit mehreren Jahren durch die Praxis erprobt<lb/>
wurde <note place="foot" n="1)">Unter anderen im Eisen- und Stahlwerk Osnabrück.</note>, voraussichtlich berufen sein wird, den bewährtesten Flamm-<lb/>
öfen der Eisenhütten gleichberechtigt sich zur Seite zu stellen. Die<lb/>
Skizzen Fig. 283, 284 und 285 (in etwa 1/100 der wirklichen Grösse)<lb/>
können zur Veranschaulichung der Einrichtung dieses Ofens dienen;<lb/>
Fig. 283 stellt den Aufriss nach der Linie 1, 2 in Fig. 284 dar, Fig. 3, 4<lb/>
ist der Grundriss nach der Linie 3, 4 in Fig. 283, Fig. 285 zeigt einen<lb/>
senkrechten Schnitt nach der Linie 5, 6 in Fig. 284.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[964/1052] Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. Herdfläche von der Feuerbrücke bis zum Fuchse 2.2 bis 3 qm; Herdbreite von der Rückwand bis zur Thüröffnung 1.3—1.8 m. Tiefe des Rostes unter der Feuerbrückenoberkante 0.35—0.70 m; Höhe der Feuerbrückenoberkante über dem Herde 0.10—0.40 m. Verhältniss des Fuchsquerschnittes zur Rostfläche durchschnittlich wie 1 : 7. Durch Anwendung von Unterwind (bei geschlossenem Aschenfall) lässt sich ebenso wie bei anderen Flammöfen eine günstigere Aus- nutzung der Wärme, also eine Ersparung an Brennstoff und eine erhöhte Leistungsfähigkeit des Ofens erzielen. Je aschenreicher aber die zur Verwendung stehenden Kohlen sind, desto schwieriger wird, wie schon früher erörtert wurde, die Wartung des Rostes bei geschlossenem Aschen- fall, und aus diesem Grunde sind auch die Schweissöfen mit Unter- wind durchschnittlich weit seltener als solche mit natürlichem Luft- zuge. Es kommt hierbei noch in Betracht, dass die Oxydationswirkung eines mit Unterwind betriebenen Schweissofens höher zu sein pflegt als ohne Unterwind; der Abbrand fällt also gewöhnlich beträchtlicher aus, und je kleiner die eingesetzten Eisenstücke und Packete sind, je grösser also das Verhältniss ihrer dem Gasstrome dargebotenen Ober- fläche zu ihrem Gewichte ist, desto ungünstiger wird dieser Nachtheil der Anwendung von Unterwind sich geltend machen. Unter den verschiedenen, in den letzten Jahrzehnten in die Praxis eingeführten Systemen der Gasfeuerung, deren wichtigste bereits in der ersten Abtheilung dieses Buches ihrer Einrichtung gemäss besprochen wurden, giebt es kaum eins, dessen Anwendung nicht auch hier oder da beim Schweissofenbetriebe erprobt worden wäre; manche derselben waren ursprünglich ganz besonders für den Schweissofenbetrieb bestimmt. Zu den in der Jetztzeit gebräuchlichsten Gasschweissöfen gehört der auf S. 123 beschriebene Bicherouxofen, ausgezeichnet durch Einfachheit der Construction bei verhältnissmässig günstiger Ausnutzung des Brennstoffes. Zwar weniger einfach in seiner Einrichtung, unleugbar aber gut anwendbar in solchen Fällen, wo es sich um weitgehende Ausnutzung des Brennstoffes, zumal eines geringwerthigeren Brennstoffes, handelt, ist ein von Lürmann erbauter Schweissofen, welcher, nachdem seine Zweckmässigkeit bereits seit mehreren Jahren durch die Praxis erprobt wurde 1), voraussichtlich berufen sein wird, den bewährtesten Flamm- öfen der Eisenhütten gleichberechtigt sich zur Seite zu stellen. Die Skizzen Fig. 283, 284 und 285 (in etwa 1/100 der wirklichen Grösse) können zur Veranschaulichung der Einrichtung dieses Ofens dienen; Fig. 283 stellt den Aufriss nach der Linie 1, 2 in Fig. 284 dar, Fig. 3, 4 ist der Grundriss nach der Linie 3, 4 in Fig. 283, Fig. 285 zeigt einen senkrechten Schnitt nach der Linie 5, 6 in Fig. 284. 1) Unter anderen im Eisen- und Stahlwerk Osnabrück.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1052
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 964. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1052>, abgerufen am 18.05.2024.