gedacht, was haben wir an dir gethan, daß du dich unserer so väterlich angenommen? Hier Ruhe und Wohlstand, so viel der Mensch nur zu seinem Glü- cke begehren kann. -- So viele Tage mit sichtbarem Wohlthun erfüllet. -- Jmmer unverdienter Schutz gegen die Gefahren und Mühseligkeiten dieses Le- bens oder aufrichtende Hülfe und Stärke, wenn der Muth durch Anfechtung, Leiden und Kummer geschwächet war. -- Dort am Rande des gefürch- teten Verderbens, gerettet durch deine Hand und hervorgezogen aus der Finsterniß, ans Licht, daß man erkenne, du seyst Gott, der da hilft, ein Herr Herr, der vom Tode errette. Schmachtend seuf- zete der Kranke, der Verlassene, der Trostlose nach Hülfe, und da er noch rief, hörtest du, da er noch seine Hände aufhub, stund die Hülfe da, die er be- gehrte. Auch dem der dich nicht kannte, und zu deiner erbarmenden Gnade nicht fliehen wollte, hast du deine liebreiche Hülfe nicht entzogen. Jhn hat dein Vatersinn geschonet, daß ihn nicht der Fluch übereile, den sein Frevel verdienet; ihn hast du Pla- ge und Trübsal erfahren lassen, daß er dich suche und durch deine Gnade gerettet werde; ihm hast du den Jammer erleichtert und die Fluthen des Unglücks über seinem Haupte zerstreuet, ob er gleich nicht zu dir betete, wenigstens nicht im Geist und in der Wahrheit betete. Als gütiger Vater hast du das gethan, der da züchtiget mit Maßen, nicht in seinem Grimme, auf daß er die Ungehorsame nicht gar aufreibe. Wie viel Heil ist unserer Seele wieder- fahren, daß sie erleuchtet werde, und deinen Willen von unserer ewigen Seligkeit erkenne, daß sie dem tödtenden Joche der Sünde entzogen, lebe in Hei- ligkeit und Gerechtigkeit, die vor dir gefällig ist; daß sie unter der Angst, die das Gesetz, so wir ent- heiliget haben, anrichtet, getröstet werde. Wie viel
Segen
gedacht, was haben wir an dir gethan, daß du dich unſerer ſo väterlich angenommen? Hier Ruhe und Wohlſtand, ſo viel der Menſch nur zu ſeinem Glü- cke begehren kann. — So viele Tage mit ſichtbarem Wohlthun erfüllet. — Jmmer unverdienter Schutz gegen die Gefahren und Mühſeligkeiten dieſes Le- bens oder aufrichtende Hülfe und Stärke, wenn der Muth durch Anfechtung, Leiden und Kummer geſchwächet war. — Dort am Rande des gefürch- teten Verderbens, gerettet durch deine Hand und hervorgezogen aus der Finſterniß, ans Licht, daß man erkenne, du ſeyſt Gott, der da hilft, ein Herr Herr, der vom Tode errette. Schmachtend ſeuf- zete der Kranke, der Verlaſſene, der Troſtloſe nach Hülfe, und da er noch rief, hörteſt du, da er noch ſeine Hände aufhub, ſtund die Hülfe da, die er be- gehrte. Auch dem der dich nicht kannte, und zu deiner erbarmenden Gnade nicht fliehen wollte, haſt du deine liebreiche Hülfe nicht entzogen. Jhn hat dein Vaterſinn geſchonet, daß ihn nicht der Fluch übereile, den ſein Frevel verdienet; ihn haſt du Pla- ge und Trübſal erfahren laſſen, daß er dich ſuche und durch deine Gnade gerettet werde; ihm haſt du den Jammer erleichtert und die Fluthen des Unglücks über ſeinem Haupte zerſtreuet, ob er gleich nicht zu dir betete, wenigſtens nicht im Geiſt und in der Wahrheit betete. Als gütiger Vater haſt du das gethan, der da züchtiget mit Maßen, nicht in ſeinem Grimme, auf daß er die Ungehorſame nicht gar aufreibe. Wie viel Heil iſt unſerer Seele wieder- fahren, daß ſie erleuchtet werde, und deinen Willen von unſerer ewigen Seligkeit erkenne, daß ſie dem tödtenden Joche der Sünde entzogen, lebe in Hei- ligkeit und Gerechtigkeit, die vor dir gefällig iſt; daß ſie unter der Angſt, die das Geſetz, ſo wir ent- heiliget haben, anrichtet, getröſtet werde. Wie viel
Segen
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gedacht, was haben wir an dir gethan, daß du dich
unſerer ſo väterlich angenommen? Hier Ruhe und
Wohlſtand, ſo viel der Menſch nur zu ſeinem Glü-
cke begehren kann. — So viele Tage mit ſichtbarem
Wohlthun erfüllet. — Jmmer unverdienter Schutz
gegen die Gefahren und Mühſeligkeiten dieſes Le-
bens oder aufrichtende Hülfe und Stärke, wenn
der Muth durch Anfechtung, Leiden und Kummer
geſchwächet war. — Dort am Rande des gefürch-
teten Verderbens, gerettet durch deine Hand und
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man erkenne, du ſeyſt Gott, der da hilft, ein Herr
Herr, der vom Tode errette. Schmachtend ſeuf-
zete der Kranke, der Verlaſſene, der Troſtloſe nach
Hülfe, und da er noch rief, hörteſt du, da er noch
ſeine Hände aufhub, ſtund die Hülfe da, die er be-
gehrte. Auch dem der dich nicht kannte, und zu
deiner erbarmenden Gnade nicht fliehen wollte, haſt
du deine liebreiche Hülfe nicht entzogen. Jhn hat
dein Vaterſinn geſchonet, daß ihn nicht der Fluch
übereile, den ſein Frevel verdienet; ihn haſt du Pla-
ge und Trübſal erfahren laſſen, daß er dich ſuche
und durch deine Gnade gerettet werde; ihm haſt du
den Jammer erleichtert und die Fluthen des Unglücks
über ſeinem Haupte zerſtreuet, ob er gleich nicht zu
dir betete, wenigſtens nicht im Geiſt und in der
Wahrheit betete. Als gütiger Vater haſt du das
gethan, der da züchtiget mit Maßen, nicht in ſeinem
Grimme, auf daß er die Ungehorſame nicht gar
aufreibe. Wie viel Heil iſt unſerer Seele wieder-
fahren, daß ſie erleuchtet werde, und deinen Willen
von unſerer ewigen Seligkeit erkenne, daß ſie dem
tödtenden Joche der Sünde entzogen, lebe in Hei-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/93>, abgerufen am 13.06.2024.
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