Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.bedecket seyn; daß uns nun nicht mehr Missethat zum Beym Schluße des Jahres. OGott! von Gnade und Wahrheit müssen wir gedacht,
bedecket ſeyn; daß uns nun nicht mehr Miſſethat zum Beym Schluße des Jahres. OGott! von Gnade und Wahrheit müſſen wir gedacht,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="90"/> bedecket ſeyn; daß uns nun nicht mehr Miſſethat zum<lb/> ewigen Verderben zugerechnet werde. Dein ſind<lb/> wir, dir wollen wir dienen ohne Heucheley, ſo lan-<lb/> ge wir leben; dein ſind wir, dich wollen wir prei-<lb/> ſen in Vollkommenheit, wenn unſer irrdiſcher Lauf<lb/> vollendet iſt, in den Wohnungen deiner Herrlichkeit<lb/> ewiglich. Amen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Beym Schluße des Jahres.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi>Gott! von Gnade und Wahrheit müſſen wir<lb/> ſingen und deinen Ruhm verkündigen für und<lb/> für. Jſt auch ein Tag des itzt vergangenen Jahres<lb/> hinweggeflohen, den nicht deine Güte für uns, mit<lb/> reichem Segen erfüllet? Nur unſerm Leichtſinn,<lb/> der nicht kennen will, was wahrhaftig gut iſt, blieb<lb/> ſie unbemerkt, deine immer erquickende Gnade.<lb/> Denn gewiß alles, was uns begegnet iſt, der Menſch<lb/> mag es Glück, oder Unglück nennen, er mag ſich<lb/> darüber freuen, oder ſein Herze mag ſich ängſtigen,<lb/> alles wollte deine weiſe und liebreiche Vorſicht zu<lb/> unſerm Beſten lenken. Ach Herr! wenn unſer Ver-<lb/> ſtand reif und unſer Nachdenken richtig wäre, wenn<lb/> wir in die Tiefe deiner vollkommenen Abſichten ge-<lb/> nau eindringen könnten, welch ein unausſprechlich<lb/> glänzender Schauplatz deiner Gnade, Geduld,<lb/> Langmuth, Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit<lb/> und Wahrheit, würde ſich unſern Augen in den<lb/> Wegen, die du uns geführet, öfnen! Du biſt wür-<lb/> dig, daß wir uns tief vor dir in Staub niederle-<lb/> gen und dir anbetend bringen Lob, und Preiß und<lb/> Ehre. Was wir erkennen von dem das deine Treue<lb/> an uns gethan, iſt ſo groß, daß wir erſtaunen müſ-<lb/> ſen über deine Macht und Güte, die du an uns er-<lb/> wieſen. Wer ſind wir, daß du ſo gnädig an uns<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gedacht,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0092]
bedecket ſeyn; daß uns nun nicht mehr Miſſethat zum
ewigen Verderben zugerechnet werde. Dein ſind
wir, dir wollen wir dienen ohne Heucheley, ſo lan-
ge wir leben; dein ſind wir, dich wollen wir prei-
ſen in Vollkommenheit, wenn unſer irrdiſcher Lauf
vollendet iſt, in den Wohnungen deiner Herrlichkeit
ewiglich. Amen.
Beym Schluße des Jahres.
OGott! von Gnade und Wahrheit müſſen wir
ſingen und deinen Ruhm verkündigen für und
für. Jſt auch ein Tag des itzt vergangenen Jahres
hinweggeflohen, den nicht deine Güte für uns, mit
reichem Segen erfüllet? Nur unſerm Leichtſinn,
der nicht kennen will, was wahrhaftig gut iſt, blieb
ſie unbemerkt, deine immer erquickende Gnade.
Denn gewiß alles, was uns begegnet iſt, der Menſch
mag es Glück, oder Unglück nennen, er mag ſich
darüber freuen, oder ſein Herze mag ſich ängſtigen,
alles wollte deine weiſe und liebreiche Vorſicht zu
unſerm Beſten lenken. Ach Herr! wenn unſer Ver-
ſtand reif und unſer Nachdenken richtig wäre, wenn
wir in die Tiefe deiner vollkommenen Abſichten ge-
nau eindringen könnten, welch ein unausſprechlich
glänzender Schauplatz deiner Gnade, Geduld,
Langmuth, Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit
und Wahrheit, würde ſich unſern Augen in den
Wegen, die du uns geführet, öfnen! Du biſt wür-
dig, daß wir uns tief vor dir in Staub niederle-
gen und dir anbetend bringen Lob, und Preiß und
Ehre. Was wir erkennen von dem das deine Treue
an uns gethan, iſt ſo groß, daß wir erſtaunen müſ-
ſen über deine Macht und Güte, die du an uns er-
wieſen. Wer ſind wir, daß du ſo gnädig an uns
gedacht,
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