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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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Ueber die Stirne.

8) Stirnen oben rund und vorstehend, unten gerade, im Ganzen perpendikulär -- unge-
fähr wie 7, sind sehr verständig, sehr lebhaft, sehr empfindlich, sehr heftig und -- eiskalt.

9) Sonst sind auch die geradlinigten, schrägliegenden Stirnen sehr heftig und lebhaft.

10) Bogigte Stirnen, wie 4, scheinen eigentlich weibliche Stirnen zu seyn. 4. ist hellse-
hend.
(Jch brauche das Wort denkend vom weiblichen Geschlechte nicht gern; auch die verstän-
digsten
Frauen denken wenig oder nicht -- Sie sehen Bilder, reihen diese -- aber mit abstrakten
[Spaltenumbruch]

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sie sich in einem ruhigen, leidenschaftlosen Zustande se-
hen ließen.
Doch wir kehren wieder zu Peuschel zurück, der frey-
lich immer noch viel eignes hat, und oft genauer be-
stimmt, als so manche seiner Vorgänger.
11) "Eine ganz glatte Stirn, die gar keine Runzeln
"und Falten hat, und deren Haut fest anliegt und
"glänzt, zeigt einen sanguinischen, jähzornigen Men-
"schen an, der ein großer Freund von Schmuck und
"Galanterien ist." -- (Jch habe manche große Phleg-
matiker mit solchen Stirnen gesehen, die die allerbe-
scheidensten Menschen waren.)
12) "Eine glatte Stirn, die über der Nase gegen
"dieselbe herab runzlicht ist, zeigt einen zornigen, be-
"trüglichen, treulosen, bösen Menschen an -- einen
"melancholisch sanguinischen, oder sanguinisch melancho-
"lischen." (Unbestimmt und nicht durchaus wahr!)
13) "Eine Stirn, die rauch von Haaren ist, zeigt
"einen Menschen an, dem alles Lernen sehr schwer an-
"kömmt; ingleichen ein diebisches und lüderliches Ge-
"müth -- wenn nämlich die Linien zugleich nur stück-
"weise und zertrümmert vorhanden sind; auch einen ge-
"waltsamen Tod!!!
Und den Beschluß dieses Heeres mache Herr Pernetty.
XI.
"La tete la mieux faite n'etant pas exactement sphe-
"rique & sa rondeur convexe etant alteree par l'abais-
[Spaltenumbruch] "sement, ou la depression des tempes, la rondeur du
"front n'est pas exacte; il en resulte une forme, qu'on
"a juge a propos de nommer quarree; d'ailleurs le
"front n'est pas exactement convexe depuis la raci-
"ne du nez, jusqu'aux cheveux. On appelle front
"rond,
celui dont la forme approche le plus de la
"convexite, soit depuis le nez jusqu'a la racine des
"cheveux, soit d'une tempe a l'autre. Le front ou-
"vert
est celui, dont la figure tient du quarre long
"avec une convexite, qui fait partie de la circonferen-
"ce un peu applatie d'un grand cercle, proportionel-
"lement avec la longueur du quarre. C'est ce que
"l'on nomme aussi un front noble, lorsque les lignes
"ou sillons ne le deparent pas par leur multitude, par
"leur profondeur & par leurs directions. Un front
"bien proportionne est celui, qui fait la troisieme par-
"tie de la hauteur de la face, & qui a le double en
"largeur, prise d'une tempe a l'autre. On l'appelle
"aussi un grand front. Sil a moins de hauteur, ou
"moius de largeur, c'est un pelit front. Le front
"grand, quarre & ouvert, annonce une personne d'e-
"sprit & de bon sens, d'une bonne conception, & ca-
"pable de bons conseils: Car il est tel qu'il doit etre
"pour avoir la forme la mieux proportionnee & la
"plus capable de saciliter les fonctions de l'ame. On
"voit cette forme de front dans les antiques, qui re-
"presentent Homere."
-- (Durchaus nicht -- alle
Bilder von Homer haben eine faltige und nichts weniger
als offne Stirn -- Die Falten sind freylich nicht ver-
worren,
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Ueber die Stirne.

8) Stirnen oben rund und vorſtehend, unten gerade, im Ganzen perpendikulaͤr — unge-
faͤhr wie 7, ſind ſehr verſtaͤndig, ſehr lebhaft, ſehr empfindlich, ſehr heftig und — eiskalt.

9) Sonſt ſind auch die geradlinigten, ſchraͤgliegenden Stirnen ſehr heftig und lebhaft.

10) Bogigte Stirnen, wie 4, ſcheinen eigentlich weibliche Stirnen zu ſeyn. 4. iſt hellſe-
hend.
(Jch brauche das Wort denkend vom weiblichen Geſchlechte nicht gern; auch die verſtaͤn-
digſten
Frauen denken wenig oder nicht — Sie ſehen Bilder, reihen dieſe — aber mit abſtrakten
[Spaltenumbruch]

Zeichen
ſie ſich in einem ruhigen, leidenſchaftloſen Zuſtande ſe-
hen ließen.
Doch wir kehren wieder zu Peuſchel zuruͤck, der frey-
lich immer noch viel eignes hat, und oft genauer be-
ſtimmt, als ſo manche ſeiner Vorgaͤnger.
11) „Eine ganz glatte Stirn, die gar keine Runzeln
„und Falten hat, und deren Haut feſt anliegt und
„glaͤnzt, zeigt einen ſanguiniſchen, jaͤhzornigen Men-
„ſchen an, der ein großer Freund von Schmuck und
„Galanterien iſt.“ — (Jch habe manche große Phleg-
matiker mit ſolchen Stirnen geſehen, die die allerbe-
ſcheidenſten Menſchen waren.)
12) „Eine glatte Stirn, die uͤber der Naſe gegen
„dieſelbe herab runzlicht iſt, zeigt einen zornigen, be-
„truͤglichen, treuloſen, boͤſen Menſchen an — einen
„melancholiſch ſanguiniſchen, oder ſanguiniſch melancho-
„liſchen.“ (Unbeſtimmt und nicht durchaus wahr!)
13) „Eine Stirn, die rauch von Haaren iſt, zeigt
„einen Menſchen an, dem alles Lernen ſehr ſchwer an-
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„muͤth — wenn naͤmlich die Linien zugleich nur ſtuͤck-
„weiſe und zertruͤmmert vorhanden ſind; auch einen ge-
„waltſamen Tod!!!
Und den Beſchluß dieſes Heeres mache Herr Pernetty.
XI.
La tête la mieux faite n’étant pas exactement ſphe-
„rique & ſa rondeur convexe étant alterée par l’abaiſ-
[Spaltenumbruch] „ſement, ou la depreſſion des tempes, la rondeur du
„front n’eſt pas exacte; il en reſulte une forme, qu’on
„a jugé à propos de nommer quarrée; d’ailleurs le
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„ne du nez, jusqu’aux cheveux. On appelle front
„rond,
celui dont la forme approche le plus de la
„convexité, ſoit depuis le nez jusqu’à la racine des
„cheveux, ſoit d’une tempe à l’autre. Le front ou-
„vert
eſt celui, dont la figure tient du quarré long
„avec une convexité, qui fait partie de la circonféren-
„ce un peu applatie d’un grand cercle, proportionel-
„lement avec la longueur du quarré. C’eſt ce que
„l’on nomme auſſi un front noble, lorsque les lignes
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„bien proportionné eſt celui, qui fait la troiſieme par-
„tie de la hauteur de la face, & qui a le double en
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„auſſi un grand front. Sil a moins de hauteur, ou
„moius de largeur, c’eſt un pelit front. Le front
„grand, quarré & ouvert, annonce une perſonne d’e-
„ſprit & de bon ſens, d’une bonne conception, & ca-
„pable de bons conſeils: Car il eſt tel qu’il doit être
„pour avoir la forme la mieux proportionnée & la
„plus capable de ſaciliter les fonctions de l’ame. On
„voit cette forme de front dans les antiques, qui re-
„préſentent Homére.“
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Bilder von Homer haben eine faltige und nichts weniger
als offne Stirn — Die Falten ſind freylich nicht ver-
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[229/0259] Ueber die Stirne. 8) Stirnen oben rund und vorſtehend, unten gerade, im Ganzen perpendikulaͤr — unge- faͤhr wie 7, ſind ſehr verſtaͤndig, ſehr lebhaft, ſehr empfindlich, ſehr heftig und — eiskalt. 9) Sonſt ſind auch die geradlinigten, ſchraͤgliegenden Stirnen ſehr heftig und lebhaft. 10) Bogigte Stirnen, wie 4, ſcheinen eigentlich weibliche Stirnen zu ſeyn. 4. iſt hellſe- hend. (Jch brauche das Wort denkend vom weiblichen Geſchlechte nicht gern; auch die verſtaͤn- digſten Frauen denken wenig oder nicht — Sie ſehen Bilder, reihen dieſe — aber mit abſtrakten Zeichen *) *) ſie ſich in einem ruhigen, leidenſchaftloſen Zuſtande ſe- hen ließen. Doch wir kehren wieder zu Peuſchel zuruͤck, der frey- lich immer noch viel eignes hat, und oft genauer be- ſtimmt, als ſo manche ſeiner Vorgaͤnger. 11) „Eine ganz glatte Stirn, die gar keine Runzeln „und Falten hat, und deren Haut feſt anliegt und „glaͤnzt, zeigt einen ſanguiniſchen, jaͤhzornigen Men- „ſchen an, der ein großer Freund von Schmuck und „Galanterien iſt.“ — (Jch habe manche große Phleg- matiker mit ſolchen Stirnen geſehen, die die allerbe- ſcheidenſten Menſchen waren.) 12) „Eine glatte Stirn, die uͤber der Naſe gegen „dieſelbe herab runzlicht iſt, zeigt einen zornigen, be- „truͤglichen, treuloſen, boͤſen Menſchen an — einen „melancholiſch ſanguiniſchen, oder ſanguiniſch melancho- „liſchen.“ (Unbeſtimmt und nicht durchaus wahr!) 13) „Eine Stirn, die rauch von Haaren iſt, zeigt „einen Menſchen an, dem alles Lernen ſehr ſchwer an- „koͤmmt; ingleichen ein diebiſches und luͤderliches Ge- „muͤth — wenn naͤmlich die Linien zugleich nur ſtuͤck- „weiſe und zertruͤmmert vorhanden ſind; auch einen ge- „waltſamen Tod!!! Und den Beſchluß dieſes Heeres mache Herr Pernetty. XI. „La tête la mieux faite n’étant pas exactement ſphe- „rique & ſa rondeur convexe étant alterée par l’abaiſ- „ſement, ou la depreſſion des tempes, la rondeur du „front n’eſt pas exacte; il en reſulte une forme, qu’on „a jugé à propos de nommer quarrée; d’ailleurs le „front n’eſt pas exactement convexe depuis la raci- „ne du nez, jusqu’aux cheveux. On appelle front „rond, celui dont la forme approche le plus de la „convexité, ſoit depuis le nez jusqu’à la racine des „cheveux, ſoit d’une tempe à l’autre. Le front ou- „vert eſt celui, dont la figure tient du quarré long „avec une convexité, qui fait partie de la circonféren- „ce un peu applatie d’un grand cercle, proportionel- „lement avec la longueur du quarré. C’eſt ce que „l’on nomme auſſi un front noble, lorsque les lignes „ou ſillons ne le déparent pas par leur multitude, par „leur profondeur & par leurs directions. Un front „bien proportionné eſt celui, qui fait la troiſieme par- „tie de la hauteur de la face, & qui a le double en „largeur, priſe d’une tempe â l’autre. On l’appelle „auſſi un grand front. Sil a moins de hauteur, ou „moius de largeur, c’eſt un pelit front. Le front „grand, quarré & ouvert, annonce une perſonne d’e- „ſprit & de bon ſens, d’une bonne conception, & ca- „pable de bons conſeils: Car il eſt tel qu’il doit être „pour avoir la forme la mieux proportionnée & la „plus capable de ſaciliter les fonctions de l’ame. On „voit cette forme de front dans les antiques, qui re- „préſentent Homére.“ — (Durchaus nicht — alle Bilder von Homer haben eine faltige und nichts weniger als offne Stirn — Die Falten ſind freylich nicht ver- worren, F f 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/259>, abgerufen am 22.11.2024.