Taufe Johannis? War sie vom Himmel oder von den Menschen? Da gedachten sie bey sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sey vom Himmel gewesen; So wird Er uns sagen: War- um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir aber, sie sey von Menschen gewesen; So müs- sen wir uns für dem Volk fürchten; denn sie hiel- ten alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten Jesu und sprachen: Wir wissen's nicht. Da sprach Er zu ihnen: So sage Ich euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue. Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween Söhne, und gieng zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem Weinberge. Er aber antwortete und sprach: Ich will's nicht thun. Darnach reuete es ihn -- und gieng hin. Und er gieng zum andern, und sprach gleich also; Er antwortete aber und sprach: Herr, ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den zween hat des Vaters Willen gethan? Sie spra- chen zu Ihm: Der Erste. Jesus sprach zu ih- nen: Wahrlich; Ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen noch ehe in's Himmelreich kom- men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet ihm nicht. Und ob ihr's wohl sahet, thatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch geglaubt hättet.
Ueber
Matthäus XXI.
Taufe Johannis? War ſie vom Himmel oder von den Menſchen? Da gedachten ſie bey ſich ſelbſt und ſprachen: Sagen wir, ſie ſey vom Himmel geweſen; So wird Er uns ſagen: War- um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir aber, ſie ſey von Menſchen geweſen; So müſ- ſen wir uns für dem Volk fürchten; denn ſie hiel- ten alle Johannes für einen Propheten. Und ſie antworteten Jeſu und ſprachen: Wir wiſſen’s nicht. Da ſprach Er zu ihnen: So ſage Ich euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue. Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween Söhne, und gieng zu dem erſten und ſprach: Mein Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem Weinberge. Er aber antwortete und ſprach: Ich will’s nicht thun. Darnach reuete es ihn — und gieng hin. Und er gieng zum andern, und ſprach gleich alſo; Er antwortete aber und ſprach: Herr, ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den zween hat des Vaters Willen gethan? Sie ſpra- chen zu Ihm: Der Erſte. Jeſus ſprach zu ih- nen: Wahrlich; Ich ſage euch: Die Zöllner und Huren mögen noch ehe in’s Himmelreich kom- men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet ihm nicht. Und ob ihr’s wohl ſahet, thatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch geglaubt hättet.
Ueber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0346"n="318[338]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XXI.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Taufe Johannis? War ſie vom Himmel oder<lb/>
von den Menſchen? Da gedachten ſie bey ſich<lb/>ſelbſt und ſprachen: Sagen wir, ſie ſey vom<lb/>
Himmel geweſen; So wird Er uns ſagen: War-<lb/>
um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir<lb/>
aber, ſie ſey von Menſchen geweſen; So müſ-<lb/>ſen wir uns für dem Volk fürchten; denn ſie hiel-<lb/>
ten alle Johannes für einen Propheten. Und ſie<lb/>
antworteten Jeſu und ſprachen: Wir wiſſen’s<lb/>
nicht. Da ſprach Er zu ihnen: So ſage Ich<lb/>
euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue.<lb/>
Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween<lb/>
Söhne, und gieng zu dem erſten und ſprach: Mein<lb/>
Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem<lb/>
Weinberge. Er aber antwortete und ſprach: Ich<lb/>
will’s nicht thun. Darnach reuete es ihn — und<lb/>
gieng hin. Und er gieng zum andern, und ſprach<lb/>
gleich alſo; Er antwortete aber und ſprach: Herr,<lb/>
ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den<lb/>
zween hat des Vaters Willen gethan? Sie ſpra-<lb/>
chen zu Ihm: Der Erſte. Jeſus ſprach zu ih-<lb/>
nen: Wahrlich; Ich ſage euch: Die Zöllner und<lb/>
Huren mögen noch ehe in’s Himmelreich kom-<lb/>
men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und<lb/>
lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet<lb/>
ihm nicht. Und ob ihr’s wohl ſahet, thatet ihr<lb/>
dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch<lb/>
geglaubt hättet.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ueber</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[318[338]/0346]
Matthäus XXI.
Taufe Johannis? War ſie vom Himmel oder
von den Menſchen? Da gedachten ſie bey ſich
ſelbſt und ſprachen: Sagen wir, ſie ſey vom
Himmel geweſen; So wird Er uns ſagen: War-
um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir
aber, ſie ſey von Menſchen geweſen; So müſ-
ſen wir uns für dem Volk fürchten; denn ſie hiel-
ten alle Johannes für einen Propheten. Und ſie
antworteten Jeſu und ſprachen: Wir wiſſen’s
nicht. Da ſprach Er zu ihnen: So ſage Ich
euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue.
Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween
Söhne, und gieng zu dem erſten und ſprach: Mein
Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem
Weinberge. Er aber antwortete und ſprach: Ich
will’s nicht thun. Darnach reuete es ihn — und
gieng hin. Und er gieng zum andern, und ſprach
gleich alſo; Er antwortete aber und ſprach: Herr,
ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den
zween hat des Vaters Willen gethan? Sie ſpra-
chen zu Ihm: Der Erſte. Jeſus ſprach zu ih-
nen: Wahrlich; Ich ſage euch: Die Zöllner und
Huren mögen noch ehe in’s Himmelreich kom-
men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und
lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet
ihm nicht. Und ob ihr’s wohl ſahet, thatet ihr
dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch
geglaubt hättet.
Ueber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 318[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/346>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.