ben (Ueberzeugung und Freyheit) so hab es bey dir selbst vor Gott. Seelig ist, der sich selbst kein Gewissen machet, in dem, das er annimmt, der sich selbst, sagt eine andere Uebersetzung, nicht rich- tet, nicht verdammt, in dem, was er für gut ach- tet, (der das mit Freuden und Ruhe für sich genießt, worüber er von seinem eigenen Gewissen keine Vorwürfe zu erwarten hat) wer aber darüber zweifelt, und isset doch, der ist verdammt. Denn es gehet nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde. Wer wider seinen Glauben, seine eigene Ueberzeugung handelt, der sündigt. Sündigen ist seiner eignen bessern Ue- berzeugung entgegen handeln. Wer das thut, der hat sich selber verfällt; Kann sich anders nicht, als strafbar ansehen.
Diese Sache von dem Aergerniß geben zum Nach- theil der Schwachen ist zu wichtig, als daß christliche Leser, denen es um die Beförderung des ächten Christen- thums zu thun ist, es unschicklich oder überflüßig finden werden, wenn ich noch eine andere Parallelstelle hier an- führe, die dem Paulus, und dem Geiste, der Ihn beseel- 1. Cor. VIIIte, oder dem Stifter des Christenthums, durch den Pau- lus alles redete und that, zu nicht geringer Ehre gerei- chen mag. Paulus schreibt an die Christen zu Co- rinth, die vorher Heyden gewesen, und an heydnischab- göttischen Opfermahlzeiten theilnehmen mußten -- von dem Götzenopfer aber wissen wir -- dann wir alle haben das Wissen (daß es nichts ist) -- das Wis-
sen
Matthäus XVII.
ben (Ueberzeugung und Freyheit) ſo hab es bey dir ſelbſt vor Gott. Seelig iſt, der ſich ſelbſt kein Gewiſſen machet, in dem, das er annimmt, der ſich ſelbſt, ſagt eine andere Ueberſetzung, nicht rich- tet, nicht verdammt, in dem, was er für gut ach- tet, (der das mit Freuden und Ruhe für ſich genießt, worüber er von ſeinem eigenen Gewiſſen keine Vorwürfe zu erwarten hat) wer aber darüber zweifelt, und iſſet doch, der iſt verdammt. Denn es gehet nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben gehet, das iſt Sünde. Wer wider ſeinen Glauben, ſeine eigene Ueberzeugung handelt, der ſündigt. Sündigen iſt ſeiner eignen beſſern Ue- berzeugung entgegen handeln. Wer das thut, der hat ſich ſelber verfällt; Kann ſich anders nicht, als ſtrafbar anſehen.
Dieſe Sache von dem Aergerniß geben zum Nach- theil der Schwachen iſt zu wichtig, als daß chriſtliche Leſer, denen es um die Beförderung des ächten Chriſten- thums zu thun iſt, es unſchicklich oder überflüßig finden werden, wenn ich noch eine andere Parallelſtelle hier an- führe, die dem Paulus, und dem Geiſte, der Ihn beſeel- 1. Cor. VIIIte, oder dem Stifter des Chriſtenthums, durch den Pau- lus alles redete und that, zu nicht geringer Ehre gerei- chen mag. Paulus ſchreibt an die Chriſten zu Co- rinth, die vorher Heyden geweſen, und an heydniſchab- göttiſchen Opfermahlzeiten theilnehmen mußten — von dem Götzenopfer aber wiſſen wir — dann wir alle haben das Wiſſen (daß es nichts iſt) — das Wiſ-
ſen
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[252[272]/0280]
Matthäus XVII.
ben (Ueberzeugung und Freyheit) ſo hab es bey dir
ſelbſt vor Gott. Seelig iſt, der ſich ſelbſt kein
Gewiſſen machet, in dem, das er annimmt, der
ſich ſelbſt, ſagt eine andere Ueberſetzung, nicht rich-
tet, nicht verdammt, in dem, was er für gut ach-
tet, (der das mit Freuden und Ruhe für ſich genießt,
worüber er von ſeinem eigenen Gewiſſen keine Vorwürfe
zu erwarten hat) wer aber darüber zweifelt, und
iſſet doch, der iſt verdammt. Denn es gehet
nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus
dem Glauben gehet, das iſt Sünde. Wer wider
ſeinen Glauben, ſeine eigene Ueberzeugung handelt, der
ſündigt. Sündigen iſt ſeiner eignen beſſern Ue-
berzeugung entgegen handeln. Wer das thut, der
hat ſich ſelber verfällt; Kann ſich anders nicht, als
ſtrafbar anſehen.
Dieſe Sache von dem Aergerniß geben zum Nach-
theil der Schwachen iſt zu wichtig, als daß chriſtliche
Leſer, denen es um die Beförderung des ächten Chriſten-
thums zu thun iſt, es unſchicklich oder überflüßig finden
werden, wenn ich noch eine andere Parallelſtelle hier an-
führe, die dem Paulus, und dem Geiſte, der Ihn beſeel-
te, oder dem Stifter des Chriſtenthums, durch den Pau-
lus alles redete und that, zu nicht geringer Ehre gerei-
chen mag. Paulus ſchreibt an die Chriſten zu Co-
rinth, die vorher Heyden geweſen, und an heydniſchab-
göttiſchen Opfermahlzeiten theilnehmen mußten — von
dem Götzenopfer aber wiſſen wir — dann wir alle
haben das Wiſſen (daß es nichts iſt) — das Wiſ-
ſen
1. Cor. VIII
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 252[272]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/280>, abgerufen am 26.11.2024.
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