Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Petrus. Zinsgroschen. Aergerniß.
tende Lieblosigkeit gegen den Nächsten ausarte, und des-
wegen eurem Christenthum Hohn gesprochen werde) denn
das Reich Gottes ist nicht essen und trinken;
Sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude in
dem heiligen Geiste.
(Der ist ein würdiger Reichs-
genoß Christi, der Liebe, der Gütigkeit, der Wohlwol-
len beweiset; Der Frieden, Freude, Harmonie verbreitet
-- der dem Triebe des Geistes der Liebe folget -- als
der, der sich auf seine Freyheit, alles essen und trinken
zu dürfen, vieles zu gut thut). Wer darinnen Chri-
sto dienet, der ist Gotte gefällig und den Men-
schen werth.
(Wer nachzugeben weiß; Wer seine
Freyheit einschränken und aufopfern kann; Wer um
des Herrn willen und aus Liebe zum Herrn schwächer schei-
nen will, als er ist, der darf sich Gottes und aller gu-
ten Menschen Achtung und Beyfall versprechen.) Dar-
um laßt uns dem nachstreben, was zum Frieden
dient, und zur Besserung unter einander. --
Lieber! Zerstöre das Werk Gottes nicht um
der Weise willen.
(Das Meisterstück Gottes, den
Christen, verletze nicht -- dadurch, daß du ihm zum
Nachtheil eine dir zwar erlaubte Speise geniessest. Was
ich oben gesagt, nehm' ich damit nicht zurück.) Es
ist zwar alles rein, aber es ist nicht gut dem, der
es isset, mit einem Anstosse seines Gewissens. Es
ist besser, du essest kein Fleisch, und trinkest kei-
nen Wein, oder irgend etwas, daran sich dein
Bruder stosset oder ärgert, oder schwach
-- (das
ist, zur Sünde verleitet) wird. Hast du den Glau-

ben

Petrus. Zinsgroſchen. Aergerniß.
tende Liebloſigkeit gegen den Nächſten ausarte, und des-
wegen eurem Chriſtenthum Hohn geſprochen werde) denn
das Reich Gottes iſt nicht eſſen und trinken;
Sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude in
dem heiligen Geiſte.
(Der iſt ein würdiger Reichs-
genoß Chriſti, der Liebe, der Gütigkeit, der Wohlwol-
len beweiſet; Der Frieden, Freude, Harmonie verbreitet
— der dem Triebe des Geiſtes der Liebe folget — als
der, der ſich auf ſeine Freyheit, alles eſſen und trinken
zu dürfen, vieles zu gut thut). Wer darinnen Chri-
ſto dienet, der iſt Gotte gefällig und den Men-
ſchen werth.
(Wer nachzugeben weiß; Wer ſeine
Freyheit einſchränken und aufopfern kann; Wer um
des Herrn willen und aus Liebe zum Herrn ſchwächer ſchei-
nen will, als er iſt, der darf ſich Gottes und aller gu-
ten Menſchen Achtung und Beyfall verſprechen.) Dar-
um laßt uns dem nachſtreben, was zum Frieden
dient, und zur Beſſerung unter einander. —
Lieber! Zerſtöre das Werk Gottes nicht um
der Weiſe willen.
(Das Meiſterſtück Gottes, den
Chriſten, verletze nicht — dadurch, daß du ihm zum
Nachtheil eine dir zwar erlaubte Speiſe genieſſeſt. Was
ich oben geſagt, nehm’ ich damit nicht zurück.) Es
iſt zwar alles rein, aber es iſt nicht gut dem, der
es iſſet, mit einem Anſtoſſe ſeines Gewiſſens. Es
iſt beſſer, du eſſeſt kein Fleiſch, und trinkeſt kei-
nen Wein, oder irgend etwas, daran ſich dein
Bruder ſtoſſet oder ärgert, oder ſchwach
— (das
iſt, zur Sünde verleitet) wird. Haſt du den Glau-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="251[271]"/><fw place="top" type="header">Petrus. Zinsgro&#x017F;chen. Aergerniß.</fw><lb/>
tende Lieblo&#x017F;igkeit gegen den Näch&#x017F;ten ausarte, und des-<lb/>
wegen eurem Chri&#x017F;tenthum Hohn ge&#x017F;prochen werde) <hi rendition="#fr">denn<lb/>
das Reich Gottes i&#x017F;t nicht e&#x017F;&#x017F;en und trinken;<lb/>
Sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude in<lb/>
dem heiligen Gei&#x017F;te.</hi> (Der i&#x017F;t ein würdiger Reichs-<lb/>
genoß Chri&#x017F;ti, der Liebe, der Gütigkeit, der Wohlwol-<lb/>
len bewei&#x017F;et; Der Frieden, Freude, Harmonie verbreitet<lb/>
&#x2014; der dem Triebe des Gei&#x017F;tes der Liebe folget &#x2014; als<lb/>
der, der &#x017F;ich auf &#x017F;eine Freyheit, alles e&#x017F;&#x017F;en und trinken<lb/>
zu dürfen, vieles zu gut thut). <hi rendition="#fr">Wer darinnen Chri-<lb/>
&#x017F;to dienet, der i&#x017F;t Gotte gefällig und den Men-<lb/>
&#x017F;chen werth.</hi> (Wer nachzugeben weiß; Wer &#x017F;eine<lb/>
Freyheit ein&#x017F;chränken und aufopfern kann; Wer um<lb/>
des Herrn willen und aus Liebe zum Herrn &#x017F;chwächer &#x017F;chei-<lb/>
nen will, als er i&#x017F;t, der darf &#x017F;ich Gottes und aller gu-<lb/>
ten Men&#x017F;chen Achtung und Beyfall ver&#x017F;prechen.) <hi rendition="#fr">Dar-<lb/>
um laßt uns dem nach&#x017F;treben, was zum Frieden<lb/>
dient, und zur Be&#x017F;&#x017F;erung unter einander. &#x2014;<lb/>
Lieber! Zer&#x017F;töre das Werk Gottes nicht um<lb/>
der Wei&#x017F;e willen.</hi> (Das Mei&#x017F;ter&#x017F;tück Gottes, den<lb/>
Chri&#x017F;ten, verletze nicht &#x2014; dadurch, daß du ihm zum<lb/>
Nachtheil eine dir zwar erlaubte Spei&#x017F;e genie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t. Was<lb/>
ich oben ge&#x017F;agt, nehm&#x2019; ich damit nicht zurück.) <hi rendition="#fr">Es<lb/>
i&#x017F;t zwar alles rein, aber es i&#x017F;t nicht gut dem, der<lb/>
es i&#x017F;&#x017F;et, mit einem An&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eines Gewi&#x017F;&#x017F;ens. Es<lb/>
i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er, du e&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t kein Flei&#x017F;ch, und trinke&#x017F;t kei-<lb/>
nen Wein, oder irgend etwas, daran &#x017F;ich dein<lb/>
Bruder &#x017F;to&#x017F;&#x017F;et oder ärgert, oder &#x017F;chwach</hi> &#x2014; (das<lb/>
i&#x017F;t, zur Sünde verleitet) <hi rendition="#fr">wird. Ha&#x017F;t du den Glau-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ben</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251[271]/0279] Petrus. Zinsgroſchen. Aergerniß. tende Liebloſigkeit gegen den Nächſten ausarte, und des- wegen eurem Chriſtenthum Hohn geſprochen werde) denn das Reich Gottes iſt nicht eſſen und trinken; Sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude in dem heiligen Geiſte. (Der iſt ein würdiger Reichs- genoß Chriſti, der Liebe, der Gütigkeit, der Wohlwol- len beweiſet; Der Frieden, Freude, Harmonie verbreitet — der dem Triebe des Geiſtes der Liebe folget — als der, der ſich auf ſeine Freyheit, alles eſſen und trinken zu dürfen, vieles zu gut thut). Wer darinnen Chri- ſto dienet, der iſt Gotte gefällig und den Men- ſchen werth. (Wer nachzugeben weiß; Wer ſeine Freyheit einſchränken und aufopfern kann; Wer um des Herrn willen und aus Liebe zum Herrn ſchwächer ſchei- nen will, als er iſt, der darf ſich Gottes und aller gu- ten Menſchen Achtung und Beyfall verſprechen.) Dar- um laßt uns dem nachſtreben, was zum Frieden dient, und zur Beſſerung unter einander. — Lieber! Zerſtöre das Werk Gottes nicht um der Weiſe willen. (Das Meiſterſtück Gottes, den Chriſten, verletze nicht — dadurch, daß du ihm zum Nachtheil eine dir zwar erlaubte Speiſe genieſſeſt. Was ich oben geſagt, nehm’ ich damit nicht zurück.) Es iſt zwar alles rein, aber es iſt nicht gut dem, der es iſſet, mit einem Anſtoſſe ſeines Gewiſſens. Es iſt beſſer, du eſſeſt kein Fleiſch, und trinkeſt kei- nen Wein, oder irgend etwas, daran ſich dein Bruder ſtoſſet oder ärgert, oder ſchwach — (das iſt, zur Sünde verleitet) wird. Haſt du den Glau- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/279
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 251[271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/279>, abgerufen am 26.11.2024.