Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeichenforderung am Himmel.
Matthäus XVI.
127.
Zeichenforderung am Himmel.

Da traten die Pharisaer und Sadduzäer zuMatth.
XVI. 1-4.

Jesus, die versuchten Ihn und forderten, daß
Er sie ein Zeichen vom Himmel sehen liesse. Aber
Er antwortete und sprach: Des Abends spre-
chet Ihr: Es wird ein schöner Tag werden;
denn der Himmel ist roth. Und des Morgens
sprechet Ihr: Es wird heut Ungewitter seyn;
Denn der Himmel ist roth und trübe (oder trau-
rig). Ihr Heuchler, die Gestalt des Himmels
könnet ihr entscheiden und beurtheilen. Kön-
net ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit
beurtheilen? dieß böse und ehebrecherische Ge-
schlecht fordert ein Zeichen; Und es soll ihm kein
Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des
Propheten Jonas. Und Er ließ sie und gieng da-
von.
Die Stelle ist oben im zwölften Kapitel schon ange-
führt. Nur das sey wiederhohlt -- Zu allen Beob-
achtungen der Natur, der Witterung, der Kräfte der
Cörper haben die Menschen Verstand und Weisheit ge-
nug -- Würden sie denselben Verstand, dieselbe Weis-
heit auf die wichtigsten Gegenstände verwenden -- wie
vieles würden sie erkennen! Wie einleuchtend würde ih-
nen Christus und seine Lehren und die Beglaubigungen
werden, wo durch ihn Gott vor Millionen weisen und
tugendhaften Menschen ausgezeichnet hat? Wenn das

betrach-
O 3
Zeichenforderung am Himmel.
Matthäus XVI.
127.
Zeichenforderung am Himmel.

Da traten die Phariſaer und Sadduzäer zuMatth.
XVI. 1-4.

Jeſus, die verſuchten Ihn und forderten, daß
Er ſie ein Zeichen vom Himmel ſehen lieſſe. Aber
Er antwortete und ſprach: Des Abends ſpre-
chet Ihr: Es wird ein ſchöner Tag werden;
denn der Himmel iſt roth. Und des Morgens
ſprechet Ihr: Es wird heut Ungewitter ſeyn;
Denn der Himmel iſt roth und trübe (oder trau-
rig). Ihr Heuchler, die Geſtalt des Himmels
könnet ihr entſcheiden und beurtheilen. Kön-
net ihr denn nicht auch die Zeichen dieſer Zeit
beurtheilen? dieß böſe und ehebrecheriſche Ge-
ſchlecht fordert ein Zeichen; Und es ſoll ihm kein
Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des
Propheten Jonas. Und Er ließ ſie und gieng da-
von.
Die Stelle iſt oben im zwölften Kapitel ſchon ange-
führt. Nur das ſey wiederhohlt — Zu allen Beob-
achtungen der Natur, der Witterung, der Kräfte der
Cörper haben die Menſchen Verſtand und Weisheit ge-
nug — Würden ſie denſelben Verſtand, dieſelbe Weis-
heit auf die wichtigſten Gegenſtände verwenden — wie
vieles würden ſie erkennen! Wie einleuchtend würde ih-
nen Chriſtus und ſeine Lehren und die Beglaubigungen
werden, wo durch ihn Gott vor Millionen weiſen und
tugendhaften Menſchen ausgezeichnet hat? Wenn das

betrach-
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0241" n="213[233]"/>
        <fw place="top" type="header">Zeichenforderung am Himmel.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Matthäus</hi> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>127.<lb/>
Zeichenforderung am Himmel.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Da traten die Phari&#x017F;aer und Sadduzäer zu</hi><note place="right">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XVI.</hi> 1-4.</note><lb/><hi rendition="#fr">Je&#x017F;us, die ver&#x017F;uchten Ihn und forderten, daß<lb/>
Er &#x017F;ie ein Zeichen vom Himmel &#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;e. Aber<lb/>
Er antwortete und &#x017F;prach: Des Abends &#x017F;pre-<lb/>
chet Ihr: Es wird ein &#x017F;chöner Tag werden;<lb/>
denn der Himmel i&#x017F;t roth. Und des Morgens<lb/>
&#x017F;prechet Ihr: Es wird heut Ungewitter &#x017F;eyn;<lb/>
Denn der Himmel i&#x017F;t roth und trübe (oder trau-<lb/>
rig). Ihr Heuchler, die Ge&#x017F;talt des Himmels<lb/>
könnet ihr ent&#x017F;cheiden und beurtheilen. Kön-<lb/>
net ihr denn nicht auch die Zeichen die&#x017F;er Zeit<lb/>
beurtheilen? dieß bö&#x017F;e und ehebrecheri&#x017F;che Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht fordert ein Zeichen; Und es &#x017F;oll ihm kein<lb/>
Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des<lb/>
Propheten Jonas. Und Er ließ &#x017F;ie und gieng da-<lb/>
von.</hi> Die Stelle i&#x017F;t oben im zwölften Kapitel &#x017F;chon ange-<lb/>
führt. Nur <hi rendition="#fr">das</hi> &#x017F;ey wiederhohlt &#x2014; Zu allen Beob-<lb/>
achtungen der Natur, der Witterung, der Kräfte der<lb/>
Cörper haben die Men&#x017F;chen Ver&#x017F;tand und Weisheit ge-<lb/>
nug &#x2014; Würden &#x017F;ie den&#x017F;elben Ver&#x017F;tand, die&#x017F;elbe Weis-<lb/>
heit auf die wichtig&#x017F;ten Gegen&#x017F;tände verwenden &#x2014; wie<lb/>
vieles würden &#x017F;ie erkennen! Wie einleuchtend würde ih-<lb/>
nen Chri&#x017F;tus und &#x017F;eine Lehren und die Beglaubigungen<lb/>
werden, wo durch ihn Gott vor Millionen wei&#x017F;en und<lb/>
tugendhaften Men&#x017F;chen ausgezeichnet hat? Wenn <hi rendition="#fr">das</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">betrach-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213[233]/0241] Zeichenforderung am Himmel. Matthäus XVI. 127. Zeichenforderung am Himmel. Da traten die Phariſaer und Sadduzäer zu Jeſus, die verſuchten Ihn und forderten, daß Er ſie ein Zeichen vom Himmel ſehen lieſſe. Aber Er antwortete und ſprach: Des Abends ſpre- chet Ihr: Es wird ein ſchöner Tag werden; denn der Himmel iſt roth. Und des Morgens ſprechet Ihr: Es wird heut Ungewitter ſeyn; Denn der Himmel iſt roth und trübe (oder trau- rig). Ihr Heuchler, die Geſtalt des Himmels könnet ihr entſcheiden und beurtheilen. Kön- net ihr denn nicht auch die Zeichen dieſer Zeit beurtheilen? dieß böſe und ehebrecheriſche Ge- ſchlecht fordert ein Zeichen; Und es ſoll ihm kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jonas. Und Er ließ ſie und gieng da- von. Die Stelle iſt oben im zwölften Kapitel ſchon ange- führt. Nur das ſey wiederhohlt — Zu allen Beob- achtungen der Natur, der Witterung, der Kräfte der Cörper haben die Menſchen Verſtand und Weisheit ge- nug — Würden ſie denſelben Verſtand, dieſelbe Weis- heit auf die wichtigſten Gegenſtände verwenden — wie vieles würden ſie erkennen! Wie einleuchtend würde ih- nen Chriſtus und ſeine Lehren und die Beglaubigungen werden, wo durch ihn Gott vor Millionen weiſen und tugendhaften Menſchen ausgezeichnet hat? Wenn das betrach- Matth. XVI. 1-4. O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/241
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 213[233]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/241>, abgerufen am 21.11.2024.