124. Was den Menschen verunreinigt und nicht verunreinigt.
Matth. XV. 10. 11. 15-20.
Und Jesus rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Höret und vernehmet's: Was zum Mund eingehet, das verunreinigt den Menschen nicht; Sondern was zum Mund ausgehet, das verunreinigt den Menschen -- Und Petrus bat: Erklär uns dieß Gleichniß -- (diese dunkle Rede) Und Jesus antwortete: Seyd ihr denn auch noch unverständig? Merket ihr noch nicht: Daß alles, was zum Mund' eingehet, das gehet in den Bauch, und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen. Was aber zum Munde herausgehet; Das kommt aus dem Herzen und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehe- bruch, Hurerey, Dieberey, falsche Zeugnisse, Lä- sterung. Das sind die Stücke die den Men- schen verunreinigen. Aber mit ungewaschnen Hän- den essen, das verunreiniget den Menschen nicht.
Wem arbeitet Christus hier abermal entgegen? Dem pharisäischen Geiste! Der hieß rein, was unrein, hieß unrein, was rein war; Der hieß die Hände, die Schüsseln und Trinkgeschirre waschen, und ließ das Herz mit allerley Leidenschaften befleckt; Dieser gebährdete sich wehklagend über den freyen frohen Genuß gewisser Spei- sen die Gott erschaffen hat, daß sie mit Danksagung von
Gottes-
Matthäus XV.
124. Was den Menſchen verunreinigt und nicht verunreinigt.
Matth. XV. 10. 11. 15-20.
Und Jeſus rief das Volk zu ſich und ſprach zu ihnen: Höret und vernehmet’s: Was zum Mund eingehet, das verunreinigt den Menſchen nicht; Sondern was zum Mund ausgehet, das verunreinigt den Menſchen — Und Petrus bat: Erklär uns dieß Gleichniß — (dieſe dunkle Rede) Und Jeſus antwortete: Seyd ihr denn auch noch unverſtändig? Merket ihr noch nicht: Daß alles, was zum Mund’ eingehet, das gehet in den Bauch, und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen. Was aber zum Munde herausgehet; Das kommt aus dem Herzen und das verunreinigt den Menſchen. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehe- bruch, Hurerey, Dieberey, falſche Zeugniſſe, Lä- ſterung. Das ſind die Stücke die den Men- ſchen verunreinigen. Aber mit ungewaſchnen Hän- den eſſen, das verunreiniget den Menſchen nicht.
Wem arbeitet Chriſtus hier abermal entgegen? Dem phariſäiſchen Geiſte! Der hieß rein, was unrein, hieß unrein, was rein war; Der hieß die Hände, die Schüſſeln und Trinkgeſchirre waſchen, und ließ das Herz mit allerley Leidenſchaften befleckt; Dieſer gebährdete ſich wehklagend über den freyen frohen Genuß gewiſſer Spei- ſen die Gott erſchaffen hat, daß ſie mit Dankſagung von
Gottes-
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[208[228]/0236]
Matthäus XV.
124.
Was den Menſchen verunreinigt und nicht
verunreinigt.
Und Jeſus rief das Volk zu ſich und ſprach
zu ihnen: Höret und vernehmet’s: Was zum
Mund eingehet, das verunreinigt den Menſchen
nicht; Sondern was zum Mund ausgehet, das
verunreinigt den Menſchen — Und Petrus bat:
Erklär uns dieß Gleichniß — (dieſe dunkle Rede)
Und Jeſus antwortete: Seyd ihr denn auch
noch unverſtändig? Merket ihr noch nicht: Daß
alles, was zum Mund’ eingehet, das gehet in
den Bauch, und wird durch den natürlichen
Gang ausgeworfen. Was aber zum Munde
herausgehet; Das kommt aus dem Herzen und
das verunreinigt den Menſchen. Denn aus dem
Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehe-
bruch, Hurerey, Dieberey, falſche Zeugniſſe, Lä-
ſterung. Das ſind die Stücke die den Men-
ſchen verunreinigen. Aber mit ungewaſchnen Hän-
den eſſen, das verunreiniget den Menſchen nicht.
Wem arbeitet Chriſtus hier abermal entgegen?
Dem phariſäiſchen Geiſte! Der hieß rein, was unrein,
hieß unrein, was rein war; Der hieß die Hände, die
Schüſſeln und Trinkgeſchirre waſchen, und ließ das Herz
mit allerley Leidenſchaften befleckt; Dieſer gebährdete ſich
wehklagend über den freyen frohen Genuß gewiſſer Spei-
ſen die Gott erſchaffen hat, daß ſie mit Dankſagung von
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 208[228]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/236>, abgerufen am 21.11.2024.
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