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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Nachtheiliges für das Kammergericht aus meinem
Buche zu ziehen seyn, so beträfe es doch bloß die
Herren, welche ohngefähr 1766 oder 1768 das
Personale der Kammer ausmachten, und es wird
doch wohl niemand behaupten wollen, daß es zu
keiner Zeit Anomalien in Wetzlar gesetzt habe. Haec
in parenthesi.

Der Student, mit welchem der Prorektor Krause
über mein Verbrechen gegen das hohe Reichsgericht
gesprochen hatte, kam zu mir, und erzählte mir
alles, in der Absicht, mich zu warnen, und etwa
mich durch die Flucht zu retten. Hr. Krause muß
demnach meine Sache, als sehr gefährlich vorge-
stellt haben. Ich ging nun selbst hin zum Prorek-
tor, und erkundigte mich, allein dieser gab mir zur
Antwort, es wäre zwar an dem, daß ich verklagt
sey, allein noch sey Er nicht befugt worden, eine
Untersuchung über die von mir gegen ein höchstes
Reichsgericht -- er sprach diese Worte mit einer
ihm ganz allein eignen Emphase aus -- hingeworfe-
ne Calumnien zu inquiriren, sollte aber dieser Fall
eintreten, so würde er thun, was seine Pflicht for-
derte. Ich merkte, daß Hr. Krause in diesem Stück
seiner Pflicht nur gar zu gerne ein Genüge geleistet
hätte, allein diese Freude ward ihm nicht: denn da die
Klage überhaupt so eingerichtet war, wie mir sich-
re Leute erzählt haben, daß sie nicht konnte von

Nachtheiliges fuͤr das Kammergericht aus meinem
Buche zu ziehen ſeyn, ſo betraͤfe es doch bloß die
Herren, welche ohngefaͤhr 1766 oder 1768 das
Perſonale der Kammer ausmachten, und es wird
doch wohl niemand behaupten wollen, daß es zu
keiner Zeit Anomalien in Wetzlar geſetzt habe. Haec
in parentheſi.

Der Student, mit welchem der Prorektor Krauſe
uͤber mein Verbrechen gegen das hohe Reichsgericht
geſprochen hatte, kam zu mir, und erzaͤhlte mir
alles, in der Abſicht, mich zu warnen, und etwa
mich durch die Flucht zu retten. Hr. Krauſe muß
demnach meine Sache, als ſehr gefaͤhrlich vorge-
ſtellt haben. Ich ging nun ſelbſt hin zum Prorek-
tor, und erkundigte mich, allein dieſer gab mir zur
Antwort, es waͤre zwar an dem, daß ich verklagt
ſey, allein noch ſey Er nicht befugt worden, eine
Unterſuchung uͤber die von mir gegen ein hoͤchſtes
Reichsgericht — er ſprach dieſe Worte mit einer
ihm ganz allein eignen Emphaſe aus — hingeworfe-
ne Calumnien zu inquiriren, ſollte aber dieſer Fall
eintreten, ſo wuͤrde er thun, was ſeine Pflicht for-
derte. Ich merkte, daß Hr. Krauſe in dieſem Stuͤck
ſeiner Pflicht nur gar zu gerne ein Genuͤge geleiſtet
haͤtte, allein dieſe Freude ward ihm nicht: denn da die
Klage uͤberhaupt ſo eingerichtet war, wie mir ſich-
re Leute erzaͤhlt haben, daß ſie nicht konnte von

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[76/0084] Nachtheiliges fuͤr das Kammergericht aus meinem Buche zu ziehen ſeyn, ſo betraͤfe es doch bloß die Herren, welche ohngefaͤhr 1766 oder 1768 das Perſonale der Kammer ausmachten, und es wird doch wohl niemand behaupten wollen, daß es zu keiner Zeit Anomalien in Wetzlar geſetzt habe. Haec in parentheſi. Der Student, mit welchem der Prorektor Krauſe uͤber mein Verbrechen gegen das hohe Reichsgericht geſprochen hatte, kam zu mir, und erzaͤhlte mir alles, in der Abſicht, mich zu warnen, und etwa mich durch die Flucht zu retten. Hr. Krauſe muß demnach meine Sache, als ſehr gefaͤhrlich vorge- ſtellt haben. Ich ging nun ſelbſt hin zum Prorek- tor, und erkundigte mich, allein dieſer gab mir zur Antwort, es waͤre zwar an dem, daß ich verklagt ſey, allein noch ſey Er nicht befugt worden, eine Unterſuchung uͤber die von mir gegen ein hoͤchſtes Reichsgericht — er ſprach dieſe Worte mit einer ihm ganz allein eignen Emphaſe aus — hingeworfe- ne Calumnien zu inquiriren, ſollte aber dieſer Fall eintreten, ſo wuͤrde er thun, was ſeine Pflicht for- derte. Ich merkte, daß Hr. Krauſe in dieſem Stuͤck ſeiner Pflicht nur gar zu gerne ein Genuͤge geleiſtet haͤtte, allein dieſe Freude ward ihm nicht: denn da die Klage uͤberhaupt ſo eingerichtet war, wie mir ſich- re Leute erzaͤhlt haben, daß ſie nicht konnte von

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/84>, abgerufen am 28.04.2024.