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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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denten würden den Krieg noch lange fortgesezt ha-
ben, wenn man ihnen nicht, ich weiß nicht recht,
durch welchen Canal, zu verstehen gegeben hätte,
daß sie Satisfaction haben sollten.

Müller der Häscher wurde wirklich entfernt,
weil ihm wenigstens von den Studenten die Haupt-
schuld am ganzen Skandal zugeschrieben wurde.
Müller vermuthete nichts weniger, als dieß: denn er
glaubte, man dürfe ihm nicht allein nichts zu Leide
thun, sondern müße ihn noch dazu belohnen, weil
er so ritterlich wider Studenten, Philister und
Gnoten gestritten hatte. "Ja, sagte er in der Knei-
pe, wo sonst die Antiquariusbutike des seligen
Spechts war, ich müßte den Geheimenrath Klein
nicht zum Freunde haben, wenn ich mich fürchten
wollte. Ja Ihr könnt mir glauben, Leute, ich
und Klein verlassen einander nicht; er hat mirs in
die Hand zugesagt, daß ich nichts zu fürchten
haben sollte, und wenn sich die halbe Stadt auf den
Kopf stellt, und Klein ist ein Mann von Wort,
vorzüglich gegen mich. Je nun, eine Hand wäscht
die andre."

Ich kann nicht sagen, wie weit die Freundschaft
des Herrn Klein gegen den Oberhäscher sich erstreckt
hat; vielleicht war die ganze hochgerühmte Gunst
eine leere Erdichtung, wie viele Rodomontaden des
eiteln Menschenkindes: aber das weiß ich, daß

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denten wuͤrden den Krieg noch lange fortgeſezt ha-
ben, wenn man ihnen nicht, ich weiß nicht recht,
durch welchen Canal, zu verſtehen gegeben haͤtte,
daß ſie Satisfaction haben ſollten.

Muͤller der Haͤſcher wurde wirklich entfernt,
weil ihm wenigſtens von den Studenten die Haupt-
ſchuld am ganzen Skandal zugeſchrieben wurde.
Muͤller vermuthete nichts weniger, als dieß: denn er
glaubte, man duͤrfe ihm nicht allein nichts zu Leide
thun, ſondern muͤße ihn noch dazu belohnen, weil
er ſo ritterlich wider Studenten, Philiſter und
Gnoten geſtritten hatte. „Ja, ſagte er in der Knei-
pe, wo ſonſt die Antiquariusbutike des ſeligen
Spechts war, ich muͤßte den Geheimenrath Klein
nicht zum Freunde haben, wenn ich mich fuͤrchten
wollte. Ja Ihr koͤnnt mir glauben, Leute, ich
und Klein verlaſſen einander nicht; er hat mirs in
die Hand zugeſagt, daß ich nichts zu fuͤrchten
haben ſollte, und wenn ſich die halbe Stadt auf den
Kopf ſtellt, und Klein iſt ein Mann von Wort,
vorzuͤglich gegen mich. Je nun, eine Hand waͤſcht
die andre.“

Ich kann nicht ſagen, wie weit die Freundſchaft
des Herrn Klein gegen den Oberhaͤſcher ſich erſtreckt
hat; vielleicht war die ganze hochgeruͤhmte Gunſt
eine leere Erdichtung, wie viele Rodomontaden des
eiteln Menſchenkindes: aber das weiß ich, daß

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[67/0075] denten wuͤrden den Krieg noch lange fortgeſezt ha- ben, wenn man ihnen nicht, ich weiß nicht recht, durch welchen Canal, zu verſtehen gegeben haͤtte, daß ſie Satisfaction haben ſollten. Muͤller der Haͤſcher wurde wirklich entfernt, weil ihm wenigſtens von den Studenten die Haupt- ſchuld am ganzen Skandal zugeſchrieben wurde. Muͤller vermuthete nichts weniger, als dieß: denn er glaubte, man duͤrfe ihm nicht allein nichts zu Leide thun, ſondern muͤße ihn noch dazu belohnen, weil er ſo ritterlich wider Studenten, Philiſter und Gnoten geſtritten hatte. „Ja, ſagte er in der Knei- pe, wo ſonſt die Antiquariusbutike des ſeligen Spechts war, ich muͤßte den Geheimenrath Klein nicht zum Freunde haben, wenn ich mich fuͤrchten wollte. Ja Ihr koͤnnt mir glauben, Leute, ich und Klein verlaſſen einander nicht; er hat mirs in die Hand zugeſagt, daß ich nichts zu fuͤrchten haben ſollte, und wenn ſich die halbe Stadt auf den Kopf ſtellt, und Klein iſt ein Mann von Wort, vorzuͤglich gegen mich. Je nun, eine Hand waͤſcht die andre.“ Ich kann nicht ſagen, wie weit die Freundſchaft des Herrn Klein gegen den Oberhaͤſcher ſich erſtreckt hat; vielleicht war die ganze hochgeruͤhmte Gunſt eine leere Erdichtung, wie viele Rodomontaden des eiteln Menſchenkindes: aber das weiß ich, daß E 2

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/75>, abgerufen am 27.04.2024.