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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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tirt. Seine Landsleute gingen hin zum Prorektor,
und behaupteten, er sey zur Ungebühr eingezogen
worden, indem seine Pfeiffe nicht gebrannt habe.
Indeßen sollte das Zeugniß der Häscher doch mehr
gelten, als das der Studenten, und darüber kams
dann zum förmlichen Krieg.

Die Studenten zogen nämlich vor die Haupt-
wache der Häscher, schrieen ihnen ein pereat! und
provocirten sie förmlich: diese Herren, welche sich
zu Kriegszeiten, und überhaupt, wenn sie auf ernst-
hafte Ebentheuer ausziehen, auf die lächerlichste
und abgeschmackteste Weise beharnischen, daß man
glauben sollte, es wären Sancho Pansas Unter-
schildknappen, fuhren wie die Furien aus ihrem
Wachthause, aber die Studenten zerschlugen ihnen
ihre Bleystifte -- so nennt man in Halle die lan-
gen Häscherstangen -- trieben die Stangenritter zu-
rück in ihr Castell, und provocirten sie von neuem.
Die Häscher ermangelten nicht, abermals sich ins
Feld zu wagen, nachdem sie aber nochmals zurück-
geschlagen worden waren, blieben sie ruhig, verram-
melten sich in ihrer Festung, und antworteten auf
das unaufhörliche Brüllen und Pereiren der Stu-
denten nicht weiter mehr. Den folgenden Tag
wurde der Krieg fortgesezt, und als die Häscher
wieder einen Ausfall wagten, wurde ein Student
mit einem Bleystift übel zugerichtet. Die Stu-

tirt. Seine Landsleute gingen hin zum Prorektor,
und behaupteten, er ſey zur Ungebuͤhr eingezogen
worden, indem ſeine Pfeiffe nicht gebrannt habe.
Indeßen ſollte das Zeugniß der Haͤſcher doch mehr
gelten, als das der Studenten, und daruͤber kams
dann zum foͤrmlichen Krieg.

Die Studenten zogen naͤmlich vor die Haupt-
wache der Haͤſcher, ſchrieen ihnen ein pereat! und
provocirten ſie foͤrmlich: dieſe Herren, welche ſich
zu Kriegszeiten, und uͤberhaupt, wenn ſie auf ernſt-
hafte Ebentheuer ausziehen, auf die laͤcherlichſte
und abgeſchmackteſte Weiſe beharniſchen, daß man
glauben ſollte, es waͤren Sancho Panſas Unter-
ſchildknappen, fuhren wie die Furien aus ihrem
Wachthauſe, aber die Studenten zerſchlugen ihnen
ihre Bleyſtifte — ſo nennt man in Halle die lan-
gen Haͤſcherſtangen — trieben die Stangenritter zu-
ruͤck in ihr Caſtell, und provocirten ſie von neuem.
Die Haͤſcher ermangelten nicht, abermals ſich ins
Feld zu wagen, nachdem ſie aber nochmals zuruͤck-
geſchlagen worden waren, blieben ſie ruhig, verram-
melten ſich in ihrer Feſtung, und antworteten auf
das unaufhoͤrliche Bruͤllen und Pereiren der Stu-
denten nicht weiter mehr. Den folgenden Tag
wurde der Krieg fortgeſezt, und als die Haͤſcher
wieder einen Ausfall wagten, wurde ein Student
mit einem Bleyſtift uͤbel zugerichtet. Die Stu-

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[66/0074] tirt. Seine Landsleute gingen hin zum Prorektor, und behaupteten, er ſey zur Ungebuͤhr eingezogen worden, indem ſeine Pfeiffe nicht gebrannt habe. Indeßen ſollte das Zeugniß der Haͤſcher doch mehr gelten, als das der Studenten, und daruͤber kams dann zum foͤrmlichen Krieg. Die Studenten zogen naͤmlich vor die Haupt- wache der Haͤſcher, ſchrieen ihnen ein pereat! und provocirten ſie foͤrmlich: dieſe Herren, welche ſich zu Kriegszeiten, und uͤberhaupt, wenn ſie auf ernſt- hafte Ebentheuer ausziehen, auf die laͤcherlichſte und abgeſchmackteſte Weiſe beharniſchen, daß man glauben ſollte, es waͤren Sancho Panſas Unter- ſchildknappen, fuhren wie die Furien aus ihrem Wachthauſe, aber die Studenten zerſchlugen ihnen ihre Bleyſtifte — ſo nennt man in Halle die lan- gen Haͤſcherſtangen — trieben die Stangenritter zu- ruͤck in ihr Caſtell, und provocirten ſie von neuem. Die Haͤſcher ermangelten nicht, abermals ſich ins Feld zu wagen, nachdem ſie aber nochmals zuruͤck- geſchlagen worden waren, blieben ſie ruhig, verram- melten ſich in ihrer Feſtung, und antworteten auf das unaufhoͤrliche Bruͤllen und Pereiren der Stu- denten nicht weiter mehr. Den folgenden Tag wurde der Krieg fortgeſezt, und als die Haͤſcher wieder einen Ausfall wagten, wurde ein Student mit einem Bleyſtift uͤbel zugerichtet. Die Stu-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/74>, abgerufen am 28.04.2024.