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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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nirte so trefflich, daß die Musensöhne überlaut lach-
ten, und den Oberhäscher sitzen ließen. Jezt dach-
te Mosjeh Müller schon der Freund der Studenten
zu seyn, frequentirte noch einige andere Oerter,
wo Studenten hingehen, und hatte endlich gar die
Freyheit, einem Studenten Schmollis anzubieten.
"Was, sagte der Student, Er will Schmollis mit
mir machen? Er verfluchter Häscherbüttel, Ihn
soll ja das heilige Kreuz erwürgen." Mit diesen
Worten warf der Student den lümmlichen Häscher-
kapitän zu Boden, und trischakte ihn dermaßen
durch, daß ihm das Blut zu Maul und Nase her-
aus lief. Die andern Studenten erfuhren die Ur-
sache des Skandals, und transportirten den unver-
schämten Bengel zur Thüre hinaus, die Treppe
hinunter, und warfen ihn dann in eine Mistpfütze.

Nun war Müller auch der Feind und zwar der
ärgste schlimmste Feind der Studenten, und schwur
auch ihnen den Tod.

Nicht lange nach dieser Begebenheit trug es sich
zu, daß ein Student mit einer brennenden, oder
auch nicht brennenden Tabakspfeiffe auf der Stra-
ße von einem Häscher angetroffen wurde. Der
Häscher confiscirte ihm die Pfeiffe, aber der Stu-
dent widersezte sich, und nachdem mehrere Häscher
dazu kamen -- die Sache ging grade vor der Hä-
scherhauptwache vor -- so wurde der Student arre-

Laukh. Leben 5ter Theil. E

nirte ſo trefflich, daß die Muſenſoͤhne uͤberlaut lach-
ten, und den Oberhaͤſcher ſitzen ließen. Jezt dach-
te Mosjeh Muͤller ſchon der Freund der Studenten
zu ſeyn, frequentirte noch einige andere Oerter,
wo Studenten hingehen, und hatte endlich gar die
Freyheit, einem Studenten Schmollis anzubieten.
„Was, ſagte der Student, Er will Schmollis mit
mir machen? Er verfluchter Haͤſcherbuͤttel, Ihn
ſoll ja das heilige Kreuz erwuͤrgen.“ Mit dieſen
Worten warf der Student den luͤmmlichen Haͤſcher-
kapitaͤn zu Boden, und triſchakte ihn dermaßen
durch, daß ihm das Blut zu Maul und Naſe her-
aus lief. Die andern Studenten erfuhren die Ur-
ſache des Skandals, und transportirten den unver-
ſchaͤmten Bengel zur Thuͤre hinaus, die Treppe
hinunter, und warfen ihn dann in eine Miſtpfuͤtze.

Nun war Muͤller auch der Feind und zwar der
aͤrgſte ſchlimmſte Feind der Studenten, und ſchwur
auch ihnen den Tod.

Nicht lange nach dieſer Begebenheit trug es ſich
zu, daß ein Student mit einer brennenden, oder
auch nicht brennenden Tabakspfeiffe auf der Stra-
ße von einem Haͤſcher angetroffen wurde. Der
Haͤſcher confiscirte ihm die Pfeiffe, aber der Stu-
dent widerſezte ſich, und nachdem mehrere Haͤſcher
dazu kamen — die Sache ging grade vor der Haͤ-
ſcherhauptwache vor — ſo wurde der Student arre-

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[65/0073] nirte ſo trefflich, daß die Muſenſoͤhne uͤberlaut lach- ten, und den Oberhaͤſcher ſitzen ließen. Jezt dach- te Mosjeh Muͤller ſchon der Freund der Studenten zu ſeyn, frequentirte noch einige andere Oerter, wo Studenten hingehen, und hatte endlich gar die Freyheit, einem Studenten Schmollis anzubieten. „Was, ſagte der Student, Er will Schmollis mit mir machen? Er verfluchter Haͤſcherbuͤttel, Ihn ſoll ja das heilige Kreuz erwuͤrgen.“ Mit dieſen Worten warf der Student den luͤmmlichen Haͤſcher- kapitaͤn zu Boden, und triſchakte ihn dermaßen durch, daß ihm das Blut zu Maul und Naſe her- aus lief. Die andern Studenten erfuhren die Ur- ſache des Skandals, und transportirten den unver- ſchaͤmten Bengel zur Thuͤre hinaus, die Treppe hinunter, und warfen ihn dann in eine Miſtpfuͤtze. Nun war Muͤller auch der Feind und zwar der aͤrgſte ſchlimmſte Feind der Studenten, und ſchwur auch ihnen den Tod. Nicht lange nach dieſer Begebenheit trug es ſich zu, daß ein Student mit einer brennenden, oder auch nicht brennenden Tabakspfeiffe auf der Stra- ße von einem Haͤſcher angetroffen wurde. Der Haͤſcher confiscirte ihm die Pfeiffe, aber der Stu- dent widerſezte ſich, und nachdem mehrere Haͤſcher dazu kamen — die Sache ging grade vor der Haͤ- ſcherhauptwache vor — ſo wurde der Student arre- Laukh. Leben 5ter Theil. E

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/73>, abgerufen am 28.04.2024.