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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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nicht reiche Mann viel Unkosten mit seinen Anstal-
ten, und mit dem Transport seiner Bande, oder
wies die Herren lieber hören, seiner Truppe gehabt
hatte, so reichte ihm der König tausend Thaler zur
Entschädigung. Niemand kam bey dieser Gelegen-
heit schlimmer weg, als der Zimmermeister Haak:
denn dieser ist bis jezt noch nicht bezahlt, ob er
gleich den Döblin aller Orten gerichtlich verfolgt,
und stets seinen Prozeß gewonnen hat.

Manche Leute fanden es nicht nach ihrem Schna-
bel, daß der König eine einmal gegebne Erlaubniß
zurück nahm; ein Fürst müsse, meynten sie, sein
Wort in allen Stücken halten. Andre Leute, die
klüger waren, räumten zwar sehr gerne ein, daß
ein Fürst sein Wort halten müsse, aber nur in so-
ferne es niemand anders schädlich werden könne:
denn in diesem Fall müsse auch der Fürst sein Ver-
sprechen kassiren; der Fürst, auch der allerweiseste,
sey und bleibe immer ein Mensch, und könne als
solcher, Dinge zusagen, die dem Wohl des Staa-
tes, und folglich der Pflicht des Fürsten selbst
zuwider wären, und Zusagen dieser Art könne der
Fürst zurücknehmen, und müsse es thun, sobald
er eines Bessern belehrt würde. So waren die Ur-
theile beschaffen, welche man über diesen Vorfall
fällte, zu welchen ich nichts von meinen eignen
Gedanken setzen mag.


nicht reiche Mann viel Unkoſten mit ſeinen Anſtal-
ten, und mit dem Transport ſeiner Bande, oder
wies die Herren lieber hoͤren, ſeiner Truppe gehabt
hatte, ſo reichte ihm der Koͤnig tauſend Thaler zur
Entſchaͤdigung. Niemand kam bey dieſer Gelegen-
heit ſchlimmer weg, als der Zimmermeiſter Haak:
denn dieſer iſt bis jezt noch nicht bezahlt, ob er
gleich den Doͤblin aller Orten gerichtlich verfolgt,
und ſtets ſeinen Prozeß gewonnen hat.

Manche Leute fanden es nicht nach ihrem Schna-
bel, daß der Koͤnig eine einmal gegebne Erlaubniß
zuruͤck nahm; ein Fuͤrſt muͤſſe, meynten ſie, ſein
Wort in allen Stuͤcken halten. Andre Leute, die
kluͤger waren, raͤumten zwar ſehr gerne ein, daß
ein Fuͤrſt ſein Wort halten muͤſſe, aber nur in ſo-
ferne es niemand anders ſchaͤdlich werden koͤnne:
denn in dieſem Fall muͤſſe auch der Fuͤrſt ſein Ver-
ſprechen kaſſiren; der Fuͤrſt, auch der allerweiſeſte,
ſey und bleibe immer ein Menſch, und koͤnne als
ſolcher, Dinge zuſagen, die dem Wohl des Staa-
tes, und folglich der Pflicht des Fuͤrſten ſelbſt
zuwider waͤren, und Zuſagen dieſer Art koͤnne der
Fuͤrſt zuruͤcknehmen, und muͤſſe es thun, ſobald
er eines Beſſern belehrt wuͤrde. So waren die Ur-
theile beſchaffen, welche man uͤber dieſen Vorfall
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Gedanken ſetzen mag.


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[57/0065] nicht reiche Mann viel Unkoſten mit ſeinen Anſtal- ten, und mit dem Transport ſeiner Bande, oder wies die Herren lieber hoͤren, ſeiner Truppe gehabt hatte, ſo reichte ihm der Koͤnig tauſend Thaler zur Entſchaͤdigung. Niemand kam bey dieſer Gelegen- heit ſchlimmer weg, als der Zimmermeiſter Haak: denn dieſer iſt bis jezt noch nicht bezahlt, ob er gleich den Doͤblin aller Orten gerichtlich verfolgt, und ſtets ſeinen Prozeß gewonnen hat. Manche Leute fanden es nicht nach ihrem Schna- bel, daß der Koͤnig eine einmal gegebne Erlaubniß zuruͤck nahm; ein Fuͤrſt muͤſſe, meynten ſie, ſein Wort in allen Stuͤcken halten. Andre Leute, die kluͤger waren, raͤumten zwar ſehr gerne ein, daß ein Fuͤrſt ſein Wort halten muͤſſe, aber nur in ſo- ferne es niemand anders ſchaͤdlich werden koͤnne: denn in dieſem Fall muͤſſe auch der Fuͤrſt ſein Ver- ſprechen kaſſiren; der Fuͤrſt, auch der allerweiſeſte, ſey und bleibe immer ein Menſch, und koͤnne als ſolcher, Dinge zuſagen, die dem Wohl des Staa- tes, und folglich der Pflicht des Fuͤrſten ſelbſt zuwider waͤren, und Zuſagen dieſer Art koͤnne der Fuͤrſt zuruͤcknehmen, und muͤſſe es thun, ſobald er eines Beſſern belehrt wuͤrde. So waren die Ur- theile beſchaffen, welche man uͤber dieſen Vorfall faͤllte, zu welchen ich nichts von meinen eignen Gedanken ſetzen mag.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/65>, abgerufen am 28.04.2024.