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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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in die Reise des Königs nach Halle, und dessen
kurzer Aufenthalt in dieser Stadt erzählt wurde,
zusammen gescriebelt, und Gott weiß, quo censore,
herausgegeben. Einige wollten behaupten, Hr.
Dreyßig sey nicht der Verfasser dieser Dinger, aber
wenn ich meine Meynung sagen soll, so finde ich
das Geschreibsel des grünen Mannes vollkommen
würdig: bis auf den Ausdruck ist alles grünmän-
nisch. Der König hatte sich ohnweit Halle an ei-
ner Anhöhe auf den Rasen gelegt, um von da aus
den Halloren, welche auf der Saale ein Schiffer-
stechen hielten, zuzusehen: diesen Umstand drückt
Herr Dreyßig mit diesen Worten aus: "Der Kö-
nig habe vollends da gelegen, wie ein
Schaafknecht
!" Heißt das nicht sehr edel und
ganz a la grüner Mann, von einem Monarchen
sprechen? Andre Nachrichten, die Königin betref-
fend, werden in der hallischen Pöbelsprache er-
theilt! z. B. die Königin sey ein gar grausam schö-
nes Madamchen u. s. w. Am Ende des zweyten
Stücks dieses Machwerks kommt etwas sehr wi-
tziges vor: Herr Dreyßig führt nämlich einen von
dem Gefolge des Königs redend ein, welcher seine
Betrachtungen über Halle anstellte, worin Leute
von so verschiedenem Charakter lebten. Er stellt
mehrere zusammen, welche einander auffallend
unähnlich sind, oder wenigstens nach Meister Drey-

in die Reiſe des Koͤnigs nach Halle, und deſſen
kurzer Aufenthalt in dieſer Stadt erzaͤhlt wurde,
zuſammen geſcriebelt, und Gott weiß, quo cenſore,
herausgegeben. Einige wollten behaupten, Hr.
Dreyßig ſey nicht der Verfaſſer dieſer Dinger, aber
wenn ich meine Meynung ſagen ſoll, ſo finde ich
das Geſchreibſel des gruͤnen Mannes vollkommen
wuͤrdig: bis auf den Ausdruck iſt alles gruͤnmaͤn-
niſch. Der Koͤnig hatte ſich ohnweit Halle an ei-
ner Anhoͤhe auf den Raſen gelegt, um von da aus
den Halloren, welche auf der Saale ein Schiffer-
ſtechen hielten, zuzuſehen: dieſen Umſtand druͤckt
Herr Dreyßig mit dieſen Worten aus: „Der Koͤ-
nig habe vollends da gelegen, wie ein
Schaafknecht
!“ Heißt das nicht ſehr edel und
ganz à la gruͤner Mann, von einem Monarchen
ſprechen? Andre Nachrichten, die Koͤnigin betref-
fend, werden in der halliſchen Poͤbelſprache er-
theilt! z. B. die Koͤnigin ſey ein gar grauſam ſchoͤ-
nes Madamchen u. ſ. w. Am Ende des zweyten
Stuͤcks dieſes Machwerks kommt etwas ſehr wi-
tziges vor: Herr Dreyßig fuͤhrt naͤmlich einen von
dem Gefolge des Koͤnigs redend ein, welcher ſeine
Betrachtungen uͤber Halle anſtellte, worin Leute
von ſo verſchiedenem Charakter lebten. Er ſtellt
mehrere zuſammen, welche einander auffallend
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[142/0150] in die Reiſe des Koͤnigs nach Halle, und deſſen kurzer Aufenthalt in dieſer Stadt erzaͤhlt wurde, zuſammen geſcriebelt, und Gott weiß, quo cenſore, herausgegeben. Einige wollten behaupten, Hr. Dreyßig ſey nicht der Verfaſſer dieſer Dinger, aber wenn ich meine Meynung ſagen ſoll, ſo finde ich das Geſchreibſel des gruͤnen Mannes vollkommen wuͤrdig: bis auf den Ausdruck iſt alles gruͤnmaͤn- niſch. Der Koͤnig hatte ſich ohnweit Halle an ei- ner Anhoͤhe auf den Raſen gelegt, um von da aus den Halloren, welche auf der Saale ein Schiffer- ſtechen hielten, zuzuſehen: dieſen Umſtand druͤckt Herr Dreyßig mit dieſen Worten aus: „Der Koͤ- nig habe vollends da gelegen, wie ein Schaafknecht!“ Heißt das nicht ſehr edel und ganz à la gruͤner Mann, von einem Monarchen ſprechen? Andre Nachrichten, die Koͤnigin betref- fend, werden in der halliſchen Poͤbelſprache er- theilt! z. B. die Koͤnigin ſey ein gar grauſam ſchoͤ- nes Madamchen u. ſ. w. Am Ende des zweyten Stuͤcks dieſes Machwerks kommt etwas ſehr wi- tziges vor: Herr Dreyßig fuͤhrt naͤmlich einen von dem Gefolge des Koͤnigs redend ein, welcher ſeine Betrachtungen uͤber Halle anſtellte, worin Leute von ſo verſchiedenem Charakter lebten. Er ſtellt mehrere zuſammen, welche einander auffallend unaͤhnlich ſind, oder wenigſtens nach Meiſter Drey-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/150>, abgerufen am 28.04.2024.