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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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ist es Grnndsatz, daß man die Feinde des Herrn
d. i. die Nichtlutheraner auch für seine Feinde hal-
ten, und folglich ihnen nichts gutes thun müsse.
Aber ein Nösselt, ein Eberhard -- solche
Männer können sagen: weil dieser sonst fleißige,
gutgesittete Mann einen andern Kirchennamen hat,
als wir, so soll er nicht umsonst mit uns essen;
lieber sollen andre, welche Mittel genug habeu,
sich den Mittagstisch zu kaufen, dieß Beneficium
genießen. Sogar einige unter unsern Professoren
haben ziemlich laut über das erzählte Verfahren
geklagt, aber es ist dabey geblieben, und ich ent-
halte mich aller weitern Anmerkungen, doch
wird jeder graddenkende Mann mir Recht geben,
wenn ich behaupte, daß wenn ja ein altes Gesetz
existirte, welches die Katholiken von den königl.
Freytischen ausschlösse, dieses Gesetz entweder ab-
geschafft oder übergangen werden müßte, zumal
wenn von der Unterstützung eines äusserst armen,
aber fleißigen und geschickten Mannes die Rede ist.
Mir ist die Litaney des großen Erasmus bey die-
sem Umstand eingefallen.

Die Reise des Königs nutzte Herr Dreyßig, der
Kunst- und Buchhändler, sonst grüner Mann ge-
nannt, um einige Bogen gedruckt ins Publikum
zu werfen, und einige Groschen damit zu verdie-
nen. Es wurden daher einige Sudelwische, wor-

iſt es Grnndſatz, daß man die Feinde des Herrn
d. i. die Nichtlutheraner auch fuͤr ſeine Feinde hal-
ten, und folglich ihnen nichts gutes thun muͤſſe.
Aber ein Noͤſſelt, ein Eberhard — ſolche
Maͤnner koͤnnen ſagen: weil dieſer ſonſt fleißige,
gutgeſittete Mann einen andern Kirchennamen hat,
als wir, ſo ſoll er nicht umſonſt mit uns eſſen;
lieber ſollen andre, welche Mittel genug habeu,
ſich den Mittagstiſch zu kaufen, dieß Beneficium
genießen. Sogar einige unter unſern Profeſſoren
haben ziemlich laut uͤber das erzaͤhlte Verfahren
geklagt, aber es iſt dabey geblieben, und ich ent-
halte mich aller weitern Anmerkungen, doch
wird jeder graddenkende Mann mir Recht geben,
wenn ich behaupte, daß wenn ja ein altes Geſetz
exiſtirte, welches die Katholiken von den koͤnigl.
Freytiſchen ausſchloͤſſe, dieſes Geſetz entweder ab-
geſchafft oder uͤbergangen werden muͤßte, zumal
wenn von der Unterſtuͤtzung eines aͤuſſerſt armen,
aber fleißigen und geſchickten Mannes die Rede iſt.
Mir iſt die Litaney des großen Erasmus bey die-
ſem Umſtand eingefallen.

Die Reiſe des Koͤnigs nutzte Herr Dreyßig, der
Kunſt- und Buchhaͤndler, ſonſt gruͤner Mann ge-
nannt, um einige Bogen gedruckt ins Publikum
zu werfen, und einige Groſchen damit zu verdie-
nen. Es wurden daher einige Sudelwiſche, wor-

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[141/0149] iſt es Grnndſatz, daß man die Feinde des Herrn d. i. die Nichtlutheraner auch fuͤr ſeine Feinde hal- ten, und folglich ihnen nichts gutes thun muͤſſe. Aber ein Noͤſſelt, ein Eberhard — ſolche Maͤnner koͤnnen ſagen: weil dieſer ſonſt fleißige, gutgeſittete Mann einen andern Kirchennamen hat, als wir, ſo ſoll er nicht umſonſt mit uns eſſen; lieber ſollen andre, welche Mittel genug habeu, ſich den Mittagstiſch zu kaufen, dieß Beneficium genießen. Sogar einige unter unſern Profeſſoren haben ziemlich laut uͤber das erzaͤhlte Verfahren geklagt, aber es iſt dabey geblieben, und ich ent- halte mich aller weitern Anmerkungen, doch wird jeder graddenkende Mann mir Recht geben, wenn ich behaupte, daß wenn ja ein altes Geſetz exiſtirte, welches die Katholiken von den koͤnigl. Freytiſchen ausſchloͤſſe, dieſes Geſetz entweder ab- geſchafft oder uͤbergangen werden muͤßte, zumal wenn von der Unterſtuͤtzung eines aͤuſſerſt armen, aber fleißigen und geſchickten Mannes die Rede iſt. Mir iſt die Litaney des großen Erasmus bey die- ſem Umſtand eingefallen. Die Reiſe des Koͤnigs nutzte Herr Dreyßig, der Kunſt- und Buchhaͤndler, ſonſt gruͤner Mann ge- nannt, um einige Bogen gedruckt ins Publikum zu werfen, und einige Groſchen damit zu verdie- nen. Es wurden daher einige Sudelwiſche, wor-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/149>, abgerufen am 28.04.2024.