aber doch Einiges verschwiegen habe, das ich vielleicht hätte erzählen sollen.
Da ich aber auch gezwungen bin von mei- nem lieben Hannchen, welche seit beynahe fünf Jahren meine Frau ist, mehr als einmal zu spre- chen, so wird vielleicht mancher die Nase rüm- pfen, und urtheilen, daß so ein Verfahren äußerst anstößig und unwürdig sey, und daß ein Mann die Fehler und Schnitzer seiner Frau fein hübsch mit dem Mantel der Liebe zudecken, wenigstens nicht der ganzen Welt aufdecken müsse.
Wenn es mir drum zu thun wäre, mich mit Exempeln zu vertheidigen, so könnte ich die Le- bensbeschreibung des berühmten und berüchtigten Doctor Bahrdts anführen, welcher seiner theuren Ehehälfte nicht schlecht und viel ärger mitgespielt hat, als ich es je öffentlich in Schriften thun werde, gesetzt auch ich würde nichts wider die Wahr- heit sagen. Aber ich mag mich weder mit dem Beyspiel des Doctor Bahrdts, des großen Mil- tons, welcher das verlohrne Paradies schrieb, nachdem er sein eignes Paradies, nämlich das Glück der Ehe, verlohren hatte, oder anderer Män- ner rechtfertigen, wenn ich nicht auf die vor- theilhafteste Weise von meinem Hannchen spreche, sondern sage nur, daß ich so von ihr sprechen --
aber doch Einiges verſchwiegen habe, das ich vielleicht haͤtte erzaͤhlen ſollen.
Da ich aber auch gezwungen bin von mei- nem lieben Hannchen, welche ſeit beynahe fuͤnf Jahren meine Frau iſt, mehr als einmal zu ſpre- chen, ſo wird vielleicht mancher die Naſe ruͤm- pfen, und urtheilen, daß ſo ein Verfahren aͤußerſt anſtoͤßig und unwuͤrdig ſey, und daß ein Mann die Fehler und Schnitzer ſeiner Frau fein huͤbſch mit dem Mantel der Liebe zudecken, wenigſtens nicht der ganzen Welt aufdecken muͤſſe.
Wenn es mir drum zu thun waͤre, mich mit Exempeln zu vertheidigen, ſo koͤnnte ich die Le- bensbeſchreibung des beruͤhmten und beruͤchtigten Doctor Bahrdts anfuͤhren, welcher ſeiner theuren Ehehaͤlfte nicht ſchlecht und viel aͤrger mitgeſpielt hat, als ich es je oͤffentlich in Schriften thun werde, geſetzt auch ich wuͤrde nichts wider die Wahr- heit ſagen. Aber ich mag mich weder mit dem Beyſpiel des Doctor Bahrdts, des großen Mil- tons, welcher das verlohrne Paradies ſchrieb, nachdem er ſein eignes Paradies, naͤmlich das Gluͤck der Ehe, verlohren hatte, oder anderer Maͤn- ner rechtfertigen, wenn ich nicht auf die vor- theilhafteſte Weiſe von meinem Hannchen ſpreche, ſondern ſage nur, daß ich ſo von ihr ſprechen —
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aber doch Einiges verſchwiegen habe, das ich
vielleicht haͤtte erzaͤhlen ſollen.
Da ich aber auch gezwungen bin von mei-
nem lieben Hannchen, welche ſeit beynahe fuͤnf
Jahren meine Frau iſt, mehr als einmal zu ſpre-
chen, ſo wird vielleicht mancher die Naſe ruͤm-
pfen, und urtheilen, daß ſo ein Verfahren aͤußerſt
anſtoͤßig und unwuͤrdig ſey, und daß ein Mann
die Fehler und Schnitzer ſeiner Frau fein huͤbſch
mit dem Mantel der Liebe zudecken, wenigſtens
nicht der ganzen Welt aufdecken muͤſſe.
Wenn es mir drum zu thun waͤre, mich mit
Exempeln zu vertheidigen, ſo koͤnnte ich die Le-
bensbeſchreibung des beruͤhmten und beruͤchtigten
Doctor Bahrdts anfuͤhren, welcher ſeiner theuren
Ehehaͤlfte nicht ſchlecht und viel aͤrger mitgeſpielt
hat, als ich es je oͤffentlich in Schriften thun
werde, geſetzt auch ich wuͤrde nichts wider die Wahr-
heit ſagen. Aber ich mag mich weder mit dem
Beyſpiel des Doctor Bahrdts, des großen Mil-
tons, welcher das verlohrne Paradies ſchrieb,
nachdem er ſein eignes Paradies, naͤmlich das
Gluͤck der Ehe, verlohren hatte, oder anderer Maͤn-
ner rechtfertigen, wenn ich nicht auf die vor-
theilhafteſte Weiſe von meinem Hannchen ſpreche,
ſondern ſage nur, daß ich ſo von ihr ſprechen —
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/14>, abgerufen am 04.12.2024.
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