schaftsspiele, und versuche, ob man es ohne Eckel nur lesen könne.
Ein hiesiger Herr, dem es weder an Gelehr- samkeit noch an Titel, noch an Vermögen fehlt, um sich in vornehmern Cirkeln zu zeigen, geht fleißig in die Gesellschaften der Bürger, und trinkt sein Glas Breyhan mit ihnen, mir nichts dir nichts. Die von seinem Stande formalisiren sich freilich darüber; aber wenn dieser Herr sonst nicht lächerliche Fehler an sich hätte, so wäre dieser zu verzeihen: es wäre vielmehr kein Fehler. Pe- ter der Große trank seinen Schnapps nirgends lieber als in Gesellschaft von Schmieden, Zimmer- leuten, Maurern und andern Handwerkern, mit welchen er sich vom Handwerk unterhielt. Freilich ist weder der genannte Herr, noch ich, ein Peter der Große: aber er, wie ich, haben unsere guten Gründe, auch den Bürger-Aristokratismus fahren zu lassen; und ich befinde mich dabey besser, wenig- stens behaglicher.
Aus dem Angeführten schließen meine Leser gewiß, daß Halle viel angenehmes für mich ha- be, und daß ich wünschen könne, hier meine künftige Lebenszeit zuzubringen. Ich finde zwar mit allem Anstrengen meines Kopfes keinen Plan, nach wel- chem ich mir eine solide Aussicht in die Zukunft verschaffen könnte: aber da so viele Menschen ohne
ſchaftsſpiele, und verſuche, ob man es ohne Eckel nur leſen koͤnne.
Ein hieſiger Herr, dem es weder an Gelehr- ſamkeit noch an Titel, noch an Vermoͤgen fehlt, um ſich in vornehmern Cirkeln zu zeigen, geht fleißig in die Geſellſchaften der Buͤrger, und trinkt ſein Glas Breyhan mit ihnen, mir nichts dir nichts. Die von ſeinem Stande formaliſiren ſich freilich daruͤber; aber wenn dieſer Herr ſonſt nicht laͤcherliche Fehler an ſich haͤtte, ſo waͤre dieſer zu verzeihen: es waͤre vielmehr kein Fehler. Pe- ter der Große trank ſeinen Schnapps nirgends lieber als in Geſellſchaft von Schmieden, Zimmer- leuten, Maurern und andern Handwerkern, mit welchen er ſich vom Handwerk unterhielt. Freilich iſt weder der genannte Herr, noch ich, ein Peter der Große: aber er, wie ich, haben unſere guten Gruͤnde, auch den Buͤrger-Ariſtokratismus fahren zu laſſen; und ich befinde mich dabey beſſer, wenig- ſtens behaglicher.
Aus dem Angefuͤhrten ſchließen meine Leſer gewiß, daß Halle viel angenehmes fuͤr mich ha- be, und daß ich wuͤnſchen koͤnne, hier meine kuͤnftige Lebenszeit zuzubringen. Ich finde zwar mit allem Anſtrengen meines Kopfes keinen Plan, nach wel- chem ich mir eine ſolide Ausſicht in die Zukunft verſchaffen koͤnnte: aber da ſo viele Menſchen ohne
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ſchaftsſpiele, und verſuche, ob man es ohne Eckel
nur leſen koͤnne.
Ein hieſiger Herr, dem es weder an Gelehr-
ſamkeit noch an Titel, noch an Vermoͤgen fehlt,
um ſich in vornehmern Cirkeln zu zeigen, geht
fleißig in die Geſellſchaften der Buͤrger, und trinkt
ſein Glas Breyhan mit ihnen, mir nichts dir
nichts. Die von ſeinem Stande formaliſiren ſich
freilich daruͤber; aber wenn dieſer Herr ſonſt nicht
laͤcherliche Fehler an ſich haͤtte, ſo waͤre dieſer
zu verzeihen: es waͤre vielmehr kein Fehler. Pe-
ter der Große trank ſeinen Schnapps nirgends
lieber als in Geſellſchaft von Schmieden, Zimmer-
leuten, Maurern und andern Handwerkern, mit
welchen er ſich vom Handwerk unterhielt. Freilich
iſt weder der genannte Herr, noch ich, ein Peter
der Große: aber er, wie ich, haben unſere guten
Gruͤnde, auch den Buͤrger-Ariſtokratismus fahren
zu laſſen; und ich befinde mich dabey beſſer, wenig-
ſtens behaglicher.
Aus dem Angefuͤhrten ſchließen meine Leſer
gewiß, daß Halle viel angenehmes fuͤr mich ha-
be, und daß ich wuͤnſchen koͤnne, hier meine kuͤnftige
Lebenszeit zuzubringen. Ich finde zwar mit allem
Anſtrengen meines Kopfes keinen Plan, nach wel-
chem ich mir eine ſolide Ausſicht in die Zukunft
verſchaffen koͤnnte: aber da ſo viele Menſchen ohne
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/355>, abgerufen am 24.11.2024.
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