ganz sichere Plane doch ruhig leben, ja, da selbst die aufs beste angelegten Plane oft unversehens scheitern, so ist das eben kein großes Uebel. In- dessen muß ich doch endlich einmal einen Plan an- legen, der vernünftig und in der Ausführung leicht sey, und dieser ist kürzlich folgender.
Ich werde alle Ideen, von irgend jemanden aus hohem Stande unterstüzt oder befördert zu wer- den, geradezu aufgeben: denn der einzige Große, welcher sich meiner -- auch schon jezt -- hätte annehmen können, der preußische Kronprinz, hat, wie es scheint, meine Dienste nicht nach ihrem in- nern Werthe, sondern nach ihrem Erfolg gemessen, und nimmt sich meiner nicht an. Sollten andere Große, die ich nicht so kenne, die mir nichts ver- sprachen, und für die ich mein Leben nicht in die Schanze schlug, wohl mehr für mich thun? Und gesezt, es wollte irgend ein Großer auf mich Rück- sicht nehmen, so würden wohl auch wieder Einige ein Interesse daran finden, den guten Willen des Großen zu vereiteln. Also von dieser Seite habe ich nichts zu hoffen, mag auch von daher weiterhin nichts hoffen. Ich sehe jezt ein, daß Hr. Bis- pink recht hat:
Alterius non sit, qui suus esse potest.
Meine Arbeit im Unterrichten kann mich näh- ren, und in Zukunft soll sie mich nähren. Ich
ganz ſichere Plane doch ruhig leben, ja, da ſelbſt die aufs beſte angelegten Plane oft unverſehens ſcheitern, ſo iſt das eben kein großes Uebel. In- deſſen muß ich doch endlich einmal einen Plan an- legen, der vernuͤnftig und in der Ausfuͤhrung leicht ſey, und dieſer iſt kuͤrzlich folgender.
Ich werde alle Ideen, von irgend jemanden aus hohem Stande unterſtuͤzt oder befoͤrdert zu wer- den, geradezu aufgeben: denn der einzige Große, welcher ſich meiner — auch ſchon jezt — haͤtte annehmen koͤnnen, der preußiſche Kronprinz, hat, wie es ſcheint, meine Dienſte nicht nach ihrem in- nern Werthe, ſondern nach ihrem Erfolg gemeſſen, und nimmt ſich meiner nicht an. Sollten andere Große, die ich nicht ſo kenne, die mir nichts ver- ſprachen, und fuͤr die ich mein Leben nicht in die Schanze ſchlug, wohl mehr fuͤr mich thun? Und geſezt, es wollte irgend ein Großer auf mich Ruͤck- ſicht nehmen, ſo wuͤrden wohl auch wieder Einige ein Intereſſe daran finden, den guten Willen des Großen zu vereiteln. Alſo von dieſer Seite habe ich nichts zu hoffen, mag auch von daher weiterhin nichts hoffen. Ich ſehe jezt ein, daß Hr. Bis- pink recht hat:
Alterius non ſit, qui ſuus eſſe poteſt.
Meine Arbeit im Unterrichten kann mich naͤh- ren, und in Zukunft ſoll ſie mich naͤhren. Ich
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ganz ſichere Plane doch ruhig leben, ja, da ſelbſt
die aufs beſte angelegten Plane oft unverſehens
ſcheitern, ſo iſt das eben kein großes Uebel. In-
deſſen muß ich doch endlich einmal einen Plan an-
legen, der vernuͤnftig und in der Ausfuͤhrung leicht
ſey, und dieſer iſt kuͤrzlich folgender.
Ich werde alle Ideen, von irgend jemanden
aus hohem Stande unterſtuͤzt oder befoͤrdert zu wer-
den, geradezu aufgeben: denn der einzige Große,
welcher ſich meiner — auch ſchon jezt — haͤtte
annehmen koͤnnen, der preußiſche Kronprinz, hat,
wie es ſcheint, meine Dienſte nicht nach ihrem in-
nern Werthe, ſondern nach ihrem Erfolg gemeſſen,
und nimmt ſich meiner nicht an. Sollten andere
Große, die ich nicht ſo kenne, die mir nichts ver-
ſprachen, und fuͤr die ich mein Leben nicht in die
Schanze ſchlug, wohl mehr fuͤr mich thun? Und
geſezt, es wollte irgend ein Großer auf mich Ruͤck-
ſicht nehmen, ſo wuͤrden wohl auch wieder Einige
ein Intereſſe daran finden, den guten Willen des
Großen zu vereiteln. Alſo von dieſer Seite habe
ich nichts zu hoffen, mag auch von daher weiterhin
nichts hoffen. Ich ſehe jezt ein, daß Hr. Bis-
pink recht hat:
Alterius non ſit, qui ſuus eſſe poteſt.
Meine Arbeit im Unterrichten kann mich naͤh-
ren, und in Zukunft ſoll ſie mich naͤhren. Ich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/356>, abgerufen am 25.11.2024.
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