meiner Art, meine Gedanken über die französische Republik und über Sa Majeste Postiche, Louis XVIII soi-disant roi de France et de Navarre, residant a Blankenbourg et vivant d'aumones gesagt, wor- über natürlich ein Pfaffe, der alle Tage Messe ließt, ergrimmen mußte. Da er sich nun an mei- nen deutschen Büchern nicht rächen konnte, auch vor Mangel an jeder litterärischen Kenntniß außer Stande war sich in einen gelehrten Streit mit mir ein- zulassen: so warf er sich über meine Anleitung zur Uebung in der französischen Sprache, und beschmierte das Exemplar eines seiner Schüler mit Anmerkungen gewaltig. In einer derselben nann- te er mich einen Affen des Rousseau, und in einer andern sagte er: ich habe mein Evangelium von Voltaire gelernt u. d gl. Aber keine einzi- ge seiner Bemerkungen betraf die Sachen, die ich vorgetragen, oder die Ausdrücke, womit ich sie vorgetragen hatte, -- wahrscheinlich, weil der äußerst unwissende Mensch beydes nicht versteht.
Diese Noten sah ich von ohngefähr, und stellte den Le Fevre darüber zur Rede, der sich dann ent- schuldigte, wie ein Mensch sich entschuldigt, der von seinen Sünden überzeugt ist. Nachher hat er das Buch, worein er die Noten geschrieben hatte, aller Noten mit der Scheere beraubt, damit sie
meiner Art, meine Gedanken uͤber die franzoͤſiſche Republik und uͤber Sa Majeſté Poſtiche, Louis XVIII ſoi-diſant roi de France et de Navarre, réſidant à Blankenbourg et vivant d'aumones geſagt, wor- uͤber natuͤrlich ein Pfaffe, der alle Tage Meſſe ließt, ergrimmen mußte. Da er ſich nun an mei- nen deutſchen Buͤchern nicht raͤchen konnte, auch vor Mangel an jeder litteraͤriſchen Kenntniß außer Stande war ſich in einen gelehrten Streit mit mir ein- zulaſſen: ſo warf er ſich uͤber meine Anleitung zur Uebung in der franzoͤſiſchen Sprache, und beſchmierte das Exemplar eines ſeiner Schuͤler mit Anmerkungen gewaltig. In einer derſelben nann- te er mich einen Affen des Rouſſeau, und in einer andern ſagte er: ich habe mein Evangelium von Voltaire gelernt u. d gl. Aber keine einzi- ge ſeiner Bemerkungen betraf die Sachen, die ich vorgetragen, oder die Ausdruͤcke, womit ich ſie vorgetragen hatte, — wahrſcheinlich, weil der aͤußerſt unwiſſende Menſch beydes nicht verſteht.
Dieſe Noten ſah ich von ohngefaͤhr, und ſtellte den Le Fevre daruͤber zur Rede, der ſich dann ent- ſchuldigte, wie ein Menſch ſich entſchuldigt, der von ſeinen Suͤnden uͤberzeugt iſt. Nachher hat er das Buch, worein er die Noten geſchrieben hatte, aller Noten mit der Scheere beraubt, damit ſie
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meiner Art, meine Gedanken uͤber die franzoͤſiſche
Republik und uͤber Sa Majeſté Poſtiche, Louis XVIII
ſoi-diſant roi de France et de Navarre, réſidant
à Blankenbourg et vivant d'aumones geſagt, wor-
uͤber natuͤrlich ein Pfaffe, der alle Tage Meſſe
ließt, ergrimmen mußte. Da er ſich nun an mei-
nen deutſchen Buͤchern nicht raͤchen konnte, auch
vor Mangel an jeder litteraͤriſchen Kenntniß außer
Stande war ſich in einen gelehrten Streit mit mir ein-
zulaſſen: ſo warf er ſich uͤber meine Anleitung zur
Uebung in der franzoͤſiſchen Sprache, und
beſchmierte das Exemplar eines ſeiner Schuͤler mit
Anmerkungen gewaltig. In einer derſelben nann-
te er mich einen Affen des Rouſſeau, und in
einer andern ſagte er: ich habe mein Evangelium
von Voltaire gelernt u. d gl. Aber keine einzi-
ge ſeiner Bemerkungen betraf die Sachen, die
ich vorgetragen, oder die Ausdruͤcke, womit ich ſie
vorgetragen hatte, — wahrſcheinlich, weil der
aͤußerſt unwiſſende Menſch beydes nicht verſteht.
Dieſe Noten ſah ich von ohngefaͤhr, und ſtellte
den Le Fevre daruͤber zur Rede, der ſich dann ent-
ſchuldigte, wie ein Menſch ſich entſchuldigt, der
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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