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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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selbst zu fühlen, da sie mich schon recht angelegent-
lich ersucht haben, ihnen über dieses und jenes
Stück der Litteratur Vorlesungen zu halten, wel-
ches ich aber bisher noch nicht wagen wollte,
aus Furcht -- vor den Juden.

Bey meinem Unterrichte bediene ich mich durch-
aus einer andern Methode, als die ist, welche die
sonstigen Sprachmeister befolgen: ich gebe bey je-
der Construction den grammatischen Construc-
tions-Grund an und halte dieß für das Haupt-
werk jedes Sprachunterrichts. Ich unterlasse das
sogar nicht, wenn ich lateinische Autoren mit
Studenten lese. Ich weiß, wie sehr viel darauf
ankömmt, die Grammatik recht zu wissen, ja, ich
fühle, wie viel mir selbst in diesem Stücke für al-
le Sprachen noch fehlt, welche ich je gelernt ha-
be, Uebrigens lasse ich allen andern Herren, die
sich mit der Sprachmeisterey abgeben, ihren
Werth, und habe auch noch mit keinem von ihnen
eine Fehde gehabt, als mit dem Französischen
Ex-Benediktiner Le Fevre, der zu Halle auch
französisch lehrt.

Dieser Mensch mogte gehört haben, daß ich
eben nicht gut von den Emigranten überhaupt und
von den emigrirten französischen Pfaffen im besondern
noch ärger dächte. Auch hatte ich ihn einigemal
bey einem Studenten gesprochen, und ihm, so nach

ſelbſt zu fuͤhlen, da ſie mich ſchon recht angelegent-
lich erſucht haben, ihnen uͤber dieſes und jenes
Stuͤck der Litteratur Vorleſungen zu halten, wel-
ches ich aber bisher noch nicht wagen wollte,
aus Furcht — vor den Juden.

Bey meinem Unterrichte bediene ich mich durch-
aus einer andern Methode, als die iſt, welche die
ſonſtigen Sprachmeiſter befolgen: ich gebe bey je-
der Conſtruction den grammatiſchen Conſtruc-
tions-Grund an und halte dieß fuͤr das Haupt-
werk jedes Sprachunterrichts. Ich unterlaſſe das
ſogar nicht, wenn ich lateiniſche Autoren mit
Studenten leſe. Ich weiß, wie ſehr viel darauf
ankoͤmmt, die Grammatik recht zu wiſſen, ja, ich
fuͤhle, wie viel mir ſelbſt in dieſem Stuͤcke fuͤr al-
le Sprachen noch fehlt, welche ich je gelernt ha-
be, Uebrigens laſſe ich allen andern Herren, die
ſich mit der Sprachmeiſterey abgeben, ihren
Werth, und habe auch noch mit keinem von ihnen
eine Fehde gehabt, als mit dem Franzoͤſiſchen
Ex-Benediktiner Le Fevre, der zu Halle auch
franzoͤſiſch lehrt.

Dieſer Menſch mogte gehoͤrt haben, daß ich
eben nicht gut von den Emigranten uͤberhaupt und
von den emigrirten franzoͤſiſchen Pfaffen im beſondern
noch aͤrger daͤchte. Auch hatte ich ihn einigemal
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[291/0295] ſelbſt zu fuͤhlen, da ſie mich ſchon recht angelegent- lich erſucht haben, ihnen uͤber dieſes und jenes Stuͤck der Litteratur Vorleſungen zu halten, wel- ches ich aber bisher noch nicht wagen wollte, aus Furcht — vor den Juden. Bey meinem Unterrichte bediene ich mich durch- aus einer andern Methode, als die iſt, welche die ſonſtigen Sprachmeiſter befolgen: ich gebe bey je- der Conſtruction den grammatiſchen Conſtruc- tions-Grund an und halte dieß fuͤr das Haupt- werk jedes Sprachunterrichts. Ich unterlaſſe das ſogar nicht, wenn ich lateiniſche Autoren mit Studenten leſe. Ich weiß, wie ſehr viel darauf ankoͤmmt, die Grammatik recht zu wiſſen, ja, ich fuͤhle, wie viel mir ſelbſt in dieſem Stuͤcke fuͤr al- le Sprachen noch fehlt, welche ich je gelernt ha- be, Uebrigens laſſe ich allen andern Herren, die ſich mit der Sprachmeiſterey abgeben, ihren Werth, und habe auch noch mit keinem von ihnen eine Fehde gehabt, als mit dem Franzoͤſiſchen Ex-Benediktiner Le Fevre, der zu Halle auch franzoͤſiſch lehrt. Dieſer Menſch mogte gehoͤrt haben, daß ich eben nicht gut von den Emigranten uͤberhaupt und von den emigrirten franzoͤſiſchen Pfaffen im beſondern noch aͤrger daͤchte. Auch hatte ich ihn einigemal bey einem Studenten geſprochen, und ihm, ſo nach

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/295>, abgerufen am 15.06.2024.