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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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das zum Herrn machen, wozu das anhaltende
Zucken des Schmerzes und mein zähes Gedächt-
niß mich verwöhnten Schwächling trieb oder lei-
ten ließ.

Hr. Bispink, der alles versuchte, wovon er
Linderung für mich hoffte, rieth mir, von meiner
Seite nicht etwas zu versäumen, worüber ich mir
dereinst einen Vorwurf machen könnte, und mich
von neuem an den Kronprinz zu weuden. Der
Kronprinz, sagte er, sey ein Mann von Ehre, der
also das halten werde, was er versprochen hätte.
Seine Bereitwilligkeit dazu habe er gezeigt. Die
ganze Armee wisse von der Bedingung meiner
Sendung. Wollte man diese unerfüllt lassen: wer
in der Zukunft würde es übernehmen, sich, wie ich
gethan hätte, für Preußens Interesse hinzugeben,
sogar mit Lebensgefahr. Schon um des guten
Beyspiels willen, fodere es das Interesse des
Kronprinzen, sich mir nicht zu entziehen.

Ich fand dieß wahrscheinlich, und wendete mich
von neuem an den Kronprinz; aber auch ohne Er-
folg. Der vortreffliche Prinz ließ mir zur Antwort
schreiben, daß er für die Invaliden seines Regi-
ments jezt noch zu sehr zu sorgen habe, als daß er
für mich vor der Hand etwas weiter thun könnte. --
Ich fand dieß begreiflich, und beruhigte mich, so

das zum Herrn machen, wozu das anhaltende
Zucken des Schmerzes und mein zaͤhes Gedaͤcht-
niß mich verwoͤhnten Schwaͤchling trieb oder lei-
ten ließ.

Hr. Bispink, der alles verſuchte, wovon er
Linderung fuͤr mich hoffte, rieth mir, von meiner
Seite nicht etwas zu verſaͤumen, woruͤber ich mir
dereinſt einen Vorwurf machen koͤnnte, und mich
von neuem an den Kronprinz zu weuden. Der
Kronprinz, ſagte er, ſey ein Mann von Ehre, der
alſo das halten werde, was er verſprochen haͤtte.
Seine Bereitwilligkeit dazu habe er gezeigt. Die
ganze Armee wiſſe von der Bedingung meiner
Sendung. Wollte man dieſe unerfuͤllt laſſen: wer
in der Zukunft wuͤrde es uͤbernehmen, ſich, wie ich
gethan haͤtte, fuͤr Preußens Intereſſe hinzugeben,
ſogar mit Lebensgefahr. Schon um des guten
Beyſpiels willen, fodere es das Intereſſe des
Kronprinzen, ſich mir nicht zu entziehen.

Ich fand dieß wahrſcheinlich, und wendete mich
von neuem an den Kronprinz; aber auch ohne Er-
folg. Der vortreffliche Prinz ließ mir zur Antwort
ſchreiben, daß er fuͤr die Invaliden ſeines Regi-
ments jezt noch zu ſehr zu ſorgen habe, als daß er
fuͤr mich vor der Hand etwas weiter thun koͤnnte. —
Ich fand dieß begreiflich, und beruhigte mich, ſo

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[287/0291] das zum Herrn machen, wozu das anhaltende Zucken des Schmerzes und mein zaͤhes Gedaͤcht- niß mich verwoͤhnten Schwaͤchling trieb oder lei- ten ließ. Hr. Bispink, der alles verſuchte, wovon er Linderung fuͤr mich hoffte, rieth mir, von meiner Seite nicht etwas zu verſaͤumen, woruͤber ich mir dereinſt einen Vorwurf machen koͤnnte, und mich von neuem an den Kronprinz zu weuden. Der Kronprinz, ſagte er, ſey ein Mann von Ehre, der alſo das halten werde, was er verſprochen haͤtte. Seine Bereitwilligkeit dazu habe er gezeigt. Die ganze Armee wiſſe von der Bedingung meiner Sendung. Wollte man dieſe unerfuͤllt laſſen: wer in der Zukunft wuͤrde es uͤbernehmen, ſich, wie ich gethan haͤtte, fuͤr Preußens Intereſſe hinzugeben, ſogar mit Lebensgefahr. Schon um des guten Beyſpiels willen, fodere es das Intereſſe des Kronprinzen, ſich mir nicht zu entziehen. Ich fand dieß wahrſcheinlich, und wendete mich von neuem an den Kronprinz; aber auch ohne Er- folg. Der vortreffliche Prinz ließ mir zur Antwort ſchreiben, daß er fuͤr die Invaliden ſeines Regi- ments jezt noch zu ſehr zu ſorgen habe, als daß er fuͤr mich vor der Hand etwas weiter thun koͤnnte. — Ich fand dieß begreiflich, und beruhigte mich, ſo

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/291>, abgerufen am 22.11.2024.