Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

stimmten mich um, minderten die Verworrenheit
und die Gewalt meines tobenden Innern, zerstreu-
ten mich, machten mich leichter, und ich erröthete
vor mir, und faßte den Entschluß, mich ihm ganz
zu fügen. Wahrlich, hätte Hr. Bispink mich
dießmal laufen lassen: ich wäre hin, oder aus ei-
nem Schwächling wäre ein Welt-durchirrender
Bösewicht geworden. Aber -- est res sacra miser,
sagt er mit Seneka, und weiß, daß nur der
Kranke des Arztes bedarf.

Was von Bispinks Seite für mich nützlich
war, könnte es für manchen Andern von meiner
Art gewiß auch seyn: aber es hätte mich zu weit
geführt, wenn ich seine vielseitigen Briefe, Unter-
redungen und Warnungen an Ort und Stelle eben
so hätte berühren wollen, wie die Unterredung vor-
her. Ich will ihm nicht vorgreifen, und überlasse
ihm dieß für seine eigene Geschichte. Alsdann wird
er wohl auch die Belege von und zu dem anführen,
was ich nur summarisch erzählt habe. Die Briefe
vom Kronprinzen, von Wöllner, Eber-
hard und andern liegen, nebst seiner und meiner
Correspondenz, bey den Materialien zu seiner Bio-
graphie.

Man sieht, ich schone mich nirgend, zumal
da nicht, wo es auf Schonung Anderer ankömmt.
Ich weiß, was ich Hn. Bispink schuldig bin:

ſtimmten mich um, minderten die Verworrenheit
und die Gewalt meines tobenden Innern, zerſtreu-
ten mich, machten mich leichter, und ich erroͤthete
vor mir, und faßte den Entſchluß, mich ihm ganz
zu fuͤgen. Wahrlich, haͤtte Hr. Bispink mich
dießmal laufen laſſen: ich waͤre hin, oder aus ei-
nem Schwaͤchling waͤre ein Welt-durchirrender
Boͤſewicht geworden. Aber — eſt res ſacra miſer,
ſagt er mit Seneka, und weiß, daß nur der
Kranke des Arztes bedarf.

Was von Bispinks Seite fuͤr mich nuͤtzlich
war, koͤnnte es fuͤr manchen Andern von meiner
Art gewiß auch ſeyn: aber es haͤtte mich zu weit
gefuͤhrt, wenn ich ſeine vielſeitigen Briefe, Unter-
redungen und Warnungen an Ort und Stelle eben
ſo haͤtte beruͤhren wollen, wie die Unterredung vor-
her. Ich will ihm nicht vorgreifen, und uͤberlaſſe
ihm dieß fuͤr ſeine eigene Geſchichte. Alsdann wird
er wohl auch die Belege von und zu dem anfuͤhren,
was ich nur ſummariſch erzaͤhlt habe. Die Briefe
vom Kronprinzen, von Woͤllner, Eber-
hard und andern liegen, nebſt ſeiner und meiner
Correſpondenz, bey den Materialien zu ſeiner Bio-
graphie.

Man ſieht, ich ſchone mich nirgend, zumal
da nicht, wo es auf Schonung Anderer ankoͤmmt.
Ich weiß, was ich Hn. Bispink ſchuldig bin:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0284" n="280"/>
&#x017F;timmten mich um, minderten die Verworrenheit<lb/>
und die Gewalt meines tobenden Innern, zer&#x017F;treu-<lb/>
ten mich, machten mich leichter, und ich erro&#x0364;thete<lb/>
vor mir, und faßte den Ent&#x017F;chluß, mich ihm ganz<lb/>
zu fu&#x0364;gen. Wahrlich, ha&#x0364;tte Hr. <hi rendition="#g">Bispink</hi> mich<lb/>
dießmal laufen la&#x017F;&#x017F;en: ich wa&#x0364;re hin, oder aus ei-<lb/>
nem Schwa&#x0364;chling wa&#x0364;re ein Welt-durchirrender<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;ewicht geworden. Aber &#x2014; <hi rendition="#aq">e&#x017F;t res &#x017F;acra mi&#x017F;er,</hi><lb/>
&#x017F;agt er mit <hi rendition="#g">Seneka</hi>, und weiß, daß nur der<lb/>
Kranke des Arztes bedarf.</p><lb/>
        <p>Was von <hi rendition="#g">Bispinks</hi> Seite fu&#x0364;r mich nu&#x0364;tzlich<lb/>
war, ko&#x0364;nnte es fu&#x0364;r manchen Andern von meiner<lb/>
Art gewiß auch &#x017F;eyn: aber es ha&#x0364;tte mich zu weit<lb/>
gefu&#x0364;hrt, wenn ich &#x017F;eine viel&#x017F;eitigen Briefe, Unter-<lb/>
redungen und Warnungen an Ort und Stelle eben<lb/>
&#x017F;o ha&#x0364;tte beru&#x0364;hren wollen, wie die Unterredung vor-<lb/>
her. Ich will ihm nicht vorgreifen, und u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ihm dieß fu&#x0364;r &#x017F;eine eigene Ge&#x017F;chichte. Alsdann wird<lb/>
er wohl auch die Belege von und zu dem anfu&#x0364;hren,<lb/>
was ich nur &#x017F;ummari&#x017F;ch erza&#x0364;hlt habe. Die Briefe<lb/>
vom <hi rendition="#g">Kronprinzen</hi>, von <hi rendition="#g">Wo&#x0364;llner</hi>, <hi rendition="#g">Eber</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hard</hi> und andern liegen, neb&#x017F;t &#x017F;einer und meiner<lb/>
Corre&#x017F;pondenz, bey den Materialien zu &#x017F;einer Bio-<lb/>
graphie.</p><lb/>
        <p>Man &#x017F;ieht, ich &#x017F;chone mich nirgend, zumal<lb/>
da nicht, wo es auf Schonung Anderer anko&#x0364;mmt.<lb/>
Ich weiß, was ich Hn. <hi rendition="#g">Bispink</hi> &#x017F;chuldig bin:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0284] ſtimmten mich um, minderten die Verworrenheit und die Gewalt meines tobenden Innern, zerſtreu- ten mich, machten mich leichter, und ich erroͤthete vor mir, und faßte den Entſchluß, mich ihm ganz zu fuͤgen. Wahrlich, haͤtte Hr. Bispink mich dießmal laufen laſſen: ich waͤre hin, oder aus ei- nem Schwaͤchling waͤre ein Welt-durchirrender Boͤſewicht geworden. Aber — eſt res ſacra miſer, ſagt er mit Seneka, und weiß, daß nur der Kranke des Arztes bedarf. Was von Bispinks Seite fuͤr mich nuͤtzlich war, koͤnnte es fuͤr manchen Andern von meiner Art gewiß auch ſeyn: aber es haͤtte mich zu weit gefuͤhrt, wenn ich ſeine vielſeitigen Briefe, Unter- redungen und Warnungen an Ort und Stelle eben ſo haͤtte beruͤhren wollen, wie die Unterredung vor- her. Ich will ihm nicht vorgreifen, und uͤberlaſſe ihm dieß fuͤr ſeine eigene Geſchichte. Alsdann wird er wohl auch die Belege von und zu dem anfuͤhren, was ich nur ſummariſch erzaͤhlt habe. Die Briefe vom Kronprinzen, von Woͤllner, Eber- hard und andern liegen, nebſt ſeiner und meiner Correſpondenz, bey den Materialien zu ſeiner Bio- graphie. Man ſieht, ich ſchone mich nirgend, zumal da nicht, wo es auf Schonung Anderer ankoͤmmt. Ich weiß, was ich Hn. Bispink ſchuldig bin:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/284
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/284>, abgerufen am 16.07.2024.