Meynung, daß die Studenten und ich nicht ganz unrecht hatten.
Und irre ich hierin nicht: so hätte Hr. Eber- hard, da ich zu der Zeit mehrmals bey ihm war, mir doch sagen können, was er dachte, oder er hätte sich wenigstens nicht so verstellen sollen. Denn was konnte ihn wohl vermögen, öffentlich gegen mich artig zu seyn, mir sogar sehr artige, und, wenn ich so sagen darf, freundschaftliche Briefe zu schreiben, und mich darin aufzufodern, daß ich mein Talent zum Beßten der Universität verwenden mögte, und doch hernach mich heimlich zu necken! Das mag loben, und gut heißen, wer da will: ich will lieber einen öffentlichen Feind ha- ben, als einen heimlichen. Glaubt aber Hr. Eber- hard, ich trete ihm zu nahe: wohlan, nur eine beglaubigte Abschrift von seinem Bericht an Wöll- ner; und ich widerrufe und werde sein Lobredner.
Endlich kam der hinkende Bote von Berlin, wie ich ihn selbst vorausgesehen hatte; und mein Gesuch war von Wöllnern völlig abgeschlagen!
Ich hatte Hn. Eberhard, nach seiner eignen Auffoderung, einen Zettel zu Lektionen zugeschickt, und wollte den Sommer hindurch, den Juvena- lis, und den Lucanus erklären, und vortra- gen die Historie von Frankreich und Polen. Aber
Viert. Th. 2te Abth. S
Meynung, daß die Studenten und ich nicht ganz unrecht hatten.
Und irre ich hierin nicht: ſo haͤtte Hr. Eber- hard, da ich zu der Zeit mehrmals bey ihm war, mir doch ſagen koͤnnen, was er dachte, oder er haͤtte ſich wenigſtens nicht ſo verſtellen ſollen. Denn was konnte ihn wohl vermoͤgen, oͤffentlich gegen mich artig zu ſeyn, mir ſogar ſehr artige, und, wenn ich ſo ſagen darf, freundſchaftliche Briefe zu ſchreiben, und mich darin aufzufodern, daß ich mein Talent zum Beßten der Univerſitaͤt verwenden moͤgte, und doch hernach mich heimlich zu necken! Das mag loben, und gut heißen, wer da will: ich will lieber einen oͤffentlichen Feind ha- ben, als einen heimlichen. Glaubt aber Hr. Eber- hard, ich trete ihm zu nahe: wohlan, nur eine beglaubigte Abſchrift von ſeinem Bericht an Woͤll- ner; und ich widerrufe und werde ſein Lobredner.
Endlich kam der hinkende Bote von Berlin, wie ich ihn ſelbſt vorausgeſehen hatte; und mein Geſuch war von Woͤllnern voͤllig abgeſchlagen!
Ich hatte Hn. Eberhard, nach ſeiner eignen Auffoderung, einen Zettel zu Lektionen zugeſchickt, und wollte den Sommer hindurch, den Juvena- lis, und den Lucanus erklaͤren, und vortra- gen die Hiſtorie von Frankreich und Polen. Aber
Viert. Th. 2te Abth. S
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Meynung, daß die Studenten und ich nicht ganz
unrecht hatten.
Und irre ich hierin nicht: ſo haͤtte Hr. Eber-
hard, da ich zu der Zeit mehrmals bey ihm war,
mir doch ſagen koͤnnen, was er dachte, oder er
haͤtte ſich wenigſtens nicht ſo verſtellen ſollen.
Denn was konnte ihn wohl vermoͤgen, oͤffentlich
gegen mich artig zu ſeyn, mir ſogar ſehr artige,
und, wenn ich ſo ſagen darf, freundſchaftliche
Briefe zu ſchreiben, und mich darin aufzufodern,
daß ich mein Talent zum Beßten der Univerſitaͤt
verwenden moͤgte, und doch hernach mich heimlich
zu necken! Das mag loben, und gut heißen, wer
da will: ich will lieber einen oͤffentlichen Feind ha-
ben, als einen heimlichen. Glaubt aber Hr. Eber-
hard, ich trete ihm zu nahe: wohlan, nur eine
beglaubigte Abſchrift von ſeinem Bericht an Woͤll-
ner; und ich widerrufe und werde ſein Lobredner.
Endlich kam der hinkende Bote von Berlin,
wie ich ihn ſelbſt vorausgeſehen hatte; und mein
Geſuch war von Woͤllnern voͤllig abgeſchlagen!
Ich hatte Hn. Eberhard, nach ſeiner eignen
Auffoderung, einen Zettel zu Lektionen zugeſchickt,
und wollte den Sommer hindurch, den Juvena-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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