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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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öffentlichen Anstalten Bücher borgt und sie ver-
kauft, oder Geld aufnimmt, oder für sich zahlen
läßt u. dgl., um sein Geschick im Prellen, d. i.
in Spitzbüberey zu zeigen: -- wahrlich, das mag
akademische Aufklärung, das mag Vollendung ei-
ner edlen Bildung seyn! Und von dieser Art Leute
sollen dereinst Minister, Räthe, Richter, Aerzte,
Prediger oder Schulmänner werden! Doch ich will
abbrechen, und dieß Thema in der Schilderung
der Universität zu Schilda
zu seiner Zeit
weiter führen. Ich kenne es, denn es hat mich
jämmerlich verwöhnt und zu einer lebendigen War-
nung werden lassen. --

Nach zwey Tagen ging ich aus Jena, und
war ungemein überrascht, als ich den Hrn. Leut-
nant von Brandenstein bey Zwätzen auf der
Landstraße in Gesellschaft zweyer Fräulein autraf.
Dieser liebe Mann, ehemals mein Schüler in Di-
jon, riß sich von seiner Gesellschaft los, und ging
mit mir ins Wirthshaus, wo wir noch einmal
traulich zusammen tranken, sprachen und dann
schieden.

Zu Markkrödlitz bey Naumburg mußte ich über
Nacht bleiben, weil es gar zu stark regnete, und
ohnehin der Abend heran kam. Ein sächsischer Un-
teroffizier, der einige liederliche Weibsleute, wel-
che zum Militär gehörten, und zu Merseburg

oͤffentlichen Anſtalten Buͤcher borgt und ſie ver-
kauft, oder Geld aufnimmt, oder fuͤr ſich zahlen
laͤßt u. dgl., um ſein Geſchick im Prellen, d. i.
in Spitzbuͤberey zu zeigen: — wahrlich, das mag
akademiſche Aufklaͤrung, das mag Vollendung ei-
ner edlen Bildung ſeyn! Und von dieſer Art Leute
ſollen dereinſt Miniſter, Raͤthe, Richter, Aerzte,
Prediger oder Schulmaͤnner werden! Doch ich will
abbrechen, und dieß Thema in der Schilderung
der Univerſitaͤt zu Schilda
zu ſeiner Zeit
weiter fuͤhren. Ich kenne es, denn es hat mich
jaͤmmerlich verwoͤhnt und zu einer lebendigen War-
nung werden laſſen. —

Nach zwey Tagen ging ich aus Jena, und
war ungemein uͤberraſcht, als ich den Hrn. Leut-
nant von Brandenſtein bey Zwaͤtzen auf der
Landſtraße in Geſellſchaft zweyer Fraͤulein autraf.
Dieſer liebe Mann, ehemals mein Schuͤler in Di-
jon, riß ſich von ſeiner Geſellſchaft los, und ging
mit mir ins Wirthshaus, wo wir noch einmal
traulich zuſammen tranken, ſprachen und dann
ſchieden.

Zu Markkroͤdlitz bey Naumburg mußte ich uͤber
Nacht bleiben, weil es gar zu ſtark regnete, und
ohnehin der Abend heran kam. Ein ſaͤchſiſcher Un-
teroffizier, der einige liederliche Weibsleute, wel-
che zum Militaͤr gehoͤrten, und zu Merſeburg

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[263/0267] oͤffentlichen Anſtalten Buͤcher borgt und ſie ver- kauft, oder Geld aufnimmt, oder fuͤr ſich zahlen laͤßt u. dgl., um ſein Geſchick im Prellen, d. i. in Spitzbuͤberey zu zeigen: — wahrlich, das mag akademiſche Aufklaͤrung, das mag Vollendung ei- ner edlen Bildung ſeyn! Und von dieſer Art Leute ſollen dereinſt Miniſter, Raͤthe, Richter, Aerzte, Prediger oder Schulmaͤnner werden! Doch ich will abbrechen, und dieß Thema in der Schilderung der Univerſitaͤt zu Schilda zu ſeiner Zeit weiter fuͤhren. Ich kenne es, denn es hat mich jaͤmmerlich verwoͤhnt und zu einer lebendigen War- nung werden laſſen. — Nach zwey Tagen ging ich aus Jena, und war ungemein uͤberraſcht, als ich den Hrn. Leut- nant von Brandenſtein bey Zwaͤtzen auf der Landſtraße in Geſellſchaft zweyer Fraͤulein autraf. Dieſer liebe Mann, ehemals mein Schuͤler in Di- jon, riß ſich von ſeiner Geſellſchaft los, und ging mit mir ins Wirthshaus, wo wir noch einmal traulich zuſammen tranken, ſprachen und dann ſchieden. Zu Markkroͤdlitz bey Naumburg mußte ich uͤber Nacht bleiben, weil es gar zu ſtark regnete, und ohnehin der Abend heran kam. Ein ſaͤchſiſcher Un- teroffizier, der einige liederliche Weibsleute, wel- che zum Militaͤr gehoͤrten, und zu Merſeburg

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/267>, abgerufen am 16.06.2024.