tete ein gewisser Bessel, -- den man schon kennt, und von dem ich bald mehr sagen werde, -- die Franzosen feiern heute ihr Fronleichnamsfest. Ey mein Gott, sagten die Oestreicher, das ist ja nicht die rechte Zeit! -- Das thut nichts, fuhr Bessel fort, die Franzosen sind schnakige Kerls: die feyern das Fronleichnamsfest, wenns ihnen ge- fällt.
Endlich rückte der Triumphwagen näher, und vor demselben wurde ein Schild, das die Aegide der Minerva vorstellt, hergetragen. Die Oestrei- cher nahmen dieses Schild für eine Monstranz, und das Haupt der Medusa fürs Venerabile oder das Hochwürdige darin, zogen ihre Kasketer ab, fie- len auf die Kniee, und beteten, unter vielem Klo- pfen vor die Brust, das schöne Hochwürdige an. Nun entstand ein allgemeines Gelächter und ein lauter Spektakel, welcher beynahe die Feierlichkeit gestöhrt hätte. Selbst die Göttin des Sieges lach- te auf ihrem Triumphwagen. Man sprach über diese Schnurre noch lange in allen Schenken, und lachte über die unbegreifliche Unwissenheit und Dummheit der Oestreicher, welche selbst von ihrer Pfaffenreligion sehr wenig wissen mußten, da sie solche Sottisen zu begehen fähig waren.
Herrlicher und schöner, als das Fest des Sie- ges, wurde das Fest des höchsten Wesens gefeiert,
tete ein gewiſſer Beſſel, — den man ſchon kennt, und von dem ich bald mehr ſagen werde, — die Franzoſen feiern heute ihr Fronleichnamsfeſt. Ey mein Gott, ſagten die Oeſtreicher, das iſt ja nicht die rechte Zeit! — Das thut nichts, fuhr Beſſel fort, die Franzoſen ſind ſchnakige Kerls: die feyern das Fronleichnamsfeſt, wenns ihnen ge- faͤllt.
Endlich ruͤckte der Triumphwagen naͤher, und vor demſelben wurde ein Schild, das die Aegide der Minerva vorſtellt, hergetragen. Die Oeſtrei- cher nahmen dieſes Schild fuͤr eine Monſtranz, und das Haupt der Meduſa fuͤrs Venerabile oder das Hochwuͤrdige darin, zogen ihre Kasketer ab, fie- len auf die Kniee, und beteten, unter vielem Klo- pfen vor die Bruſt, das ſchoͤne Hochwuͤrdige an. Nun entſtand ein allgemeines Gelaͤchter und ein lauter Spektakel, welcher beynahe die Feierlichkeit geſtoͤhrt haͤtte. Selbſt die Goͤttin des Sieges lach- te auf ihrem Triumphwagen. Man ſprach uͤber dieſe Schnurre noch lange in allen Schenken, und lachte uͤber die unbegreifliche Unwiſſenheit und Dummheit der Oeſtreicher, welche ſelbſt von ihrer Pfaffenreligion ſehr wenig wiſſen mußten, da ſie ſolche Sottiſen zu begehen faͤhig waren.
Herrlicher und ſchoͤner, als das Feſt des Sie- ges, wurde das Feſt des hoͤchſten Weſens gefeiert,
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tete ein gewiſſer Beſſel, — den man ſchon kennt,
und von dem ich bald mehr ſagen werde, — die
Franzoſen feiern heute ihr Fronleichnamsfeſt. Ey
mein Gott, ſagten die Oeſtreicher, das iſt ja nicht
die rechte Zeit! — Das thut nichts, fuhr Beſſel
fort, die Franzoſen ſind ſchnakige Kerls: die
feyern das Fronleichnamsfeſt, wenns ihnen ge-
faͤllt.
Endlich ruͤckte der Triumphwagen naͤher, und
vor demſelben wurde ein Schild, das die Aegide
der Minerva vorſtellt, hergetragen. Die Oeſtrei-
cher nahmen dieſes Schild fuͤr eine Monſtranz, und
das Haupt der Meduſa fuͤrs Venerabile oder das
Hochwuͤrdige darin, zogen ihre Kasketer ab, fie-
len auf die Kniee, und beteten, unter vielem Klo-
pfen vor die Bruſt, das ſchoͤne Hochwuͤrdige an.
Nun entſtand ein allgemeines Gelaͤchter und ein
lauter Spektakel, welcher beynahe die Feierlichkeit
geſtoͤhrt haͤtte. Selbſt die Goͤttin des Sieges lach-
te auf ihrem Triumphwagen. Man ſprach uͤber
dieſe Schnurre noch lange in allen Schenken, und
lachte uͤber die unbegreifliche Unwiſſenheit und
Dummheit der Oeſtreicher, welche ſelbſt von ihrer
Pfaffenreligion ſehr wenig wiſſen mußten, da ſie
ſolche Sottiſen zu begehen faͤhig waren.
Herrlicher und ſchoͤner, als das Feſt des Sie-
ges, wurde das Feſt des hoͤchſten Weſens gefeiert,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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