täglich neun Lektionen: für jede erhielt ich 71/2 Sous: folglich verdiente ich monatlich 101 Livres 5 Sous, wofür ich in Dijon recht gut leben konnte, um so eher, da mir die Nation ohnehin mein Brod, und täglich 10 Sous Geld gab.
Ich danke hier den Herren, welche mich in Dijon ihres Zutrauens würdigten, von Herzen für das viele Gute, und für die Freundschaft, die sie mir bewiesen haben.
Von da an logirte ich in der Caserne der Deser- teurs, wo mir der Kommendant Belin ein ziemlich gutes Bette gegeben hatte. Ich logirte mit dem Sohne des Bischofs von Coppenhagen, der aber seinen Namen verändert hatte, und jezt Adelsberg hieß, auf einer ehemaligen Nonnenzelle, wozu wir den Schlüssel hatten.
Dieser junge Mann war in Dänischen Diensten gewesen, und hatte bey der Garde, als Fähndrich gestanden. Einige dumme Streiche, wie er selbst sagte, machten, daß der Kronprinz von Dänemark, als General der Garde, ihm einige derbe Verweise gab, worauf er wider den Willen seines Vaters den Dienst verließ und nach Deutschland ging, um da bey den Preußen anzukommen. Er wollte aber das preußische Militär wenig gekannt haben, sonst sagte er, hätte er den Schritt nie gewagt. Er ging, auf Zurathen einiger Bekannten in Hamburg,
taͤglich neun Lektionen: fuͤr jede erhielt ich 7½ Sous: folglich verdiente ich monatlich 101 Livres 5 Sous, wofuͤr ich in Dijon recht gut leben konnte, um ſo eher, da mir die Nation ohnehin mein Brod, und taͤglich 10 Sous Geld gab.
Ich danke hier den Herren, welche mich in Dijon ihres Zutrauens wuͤrdigten, von Herzen fuͤr das viele Gute, und fuͤr die Freundſchaft, die ſie mir bewieſen haben.
Von da an logirte ich in der Caſerne der Deſer- teurs, wo mir der Kommendant Belin ein ziemlich gutes Bette gegeben hatte. Ich logirte mit dem Sohne des Biſchofs von Coppenhagen, der aber ſeinen Namen veraͤndert hatte, und jezt Adelsberg hieß, auf einer ehemaligen Nonnenzelle, wozu wir den Schluͤſſel hatten.
Dieſer junge Mann war in Daͤniſchen Dienſten geweſen, und hatte bey der Garde, als Faͤhndrich geſtanden. Einige dumme Streiche, wie er ſelbſt ſagte, machten, daß der Kronprinz von Daͤnemark, als General der Garde, ihm einige derbe Verweiſe gab, worauf er wider den Willen ſeines Vaters den Dienſt verließ und nach Deutſchland ging, um da bey den Preußen anzukommen. Er wollte aber das preußiſche Militaͤr wenig gekannt haben, ſonſt ſagte er, haͤtte er den Schritt nie gewagt. Er ging, auf Zurathen einiger Bekannten in Hamburg,
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taͤglich neun Lektionen: fuͤr jede erhielt ich 7½ Sous:
folglich verdiente ich monatlich 101 Livres 5 Sous,
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taͤglich 10 Sous Geld gab.
Ich danke hier den Herren, welche mich in Dijon
ihres Zutrauens wuͤrdigten, von Herzen fuͤr das
viele Gute, und fuͤr die Freundſchaft, die ſie mir
bewieſen haben.
Von da an logirte ich in der Caſerne der Deſer-
teurs, wo mir der Kommendant Belin ein ziemlich
gutes Bette gegeben hatte. Ich logirte mit dem
Sohne des Biſchofs von Coppenhagen, der aber
ſeinen Namen veraͤndert hatte, und jezt Adelsberg
hieß, auf einer ehemaligen Nonnenzelle, wozu wir
den Schluͤſſel hatten.
Dieſer junge Mann war in Daͤniſchen Dienſten
geweſen, und hatte bey der Garde, als Faͤhndrich
geſtanden. Einige dumme Streiche, wie er ſelbſt
ſagte, machten, daß der Kronprinz von Daͤnemark,
als General der Garde, ihm einige derbe Verweiſe
gab, worauf er wider den Willen ſeines Vaters den
Dienſt verließ und nach Deutſchland ging, um da
bey den Preußen anzukommen. Er wollte aber
das preußiſche Militaͤr wenig gekannt haben, ſonſt
ſagte er, haͤtte er den Schritt nie gewagt. Er
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/474>, abgerufen am 25.11.2024.
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