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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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war alles mit Schnee bedeckt. Die Sonne schien
aber sehr helle, und so machte das gestreckte voge-
sische Gebürge einen unterhaltenden Prospekt.

Als wir in Colmar eintraten, schrie alles:
es lebe die Republik! -- Ein ungezogner Sol-
dat, vom Preußischen Regiment Kleist, mogte
sich über dieses Geschrey ärgern, und rief entgegen:
ich sch -- ß auf eure Republik! -- Sogleich ent-
stand ein fürchterlicher Spektakel, und der Haupt-
mann mußte Halt machen lassen. Der Soldat sollte
herausgefunden werden, dieser aber war unter die
andern gelaufen, und der, welcher ihn angegeben
hatte, konnte ihn nicht mehr von denen unterscheiden,
welche eine Montur trugen, wie er. Der Haupt-
mann ließ nun einen Krais auf dem Markte schlie-
ßen, und ich mußte in seinem Namen allen Deser-
teurs und Gefangnen bedeuten: daß alle Schimpf-
wörter und Lästerungen gegen die französische Repu-
blik mit dreymonatlichem Arrest bestraft werden soll-
ten, und hienach hätte sich ein jeder zu fügen. Das
ist nicht zu hart, fügte er hinzu, denn wer in einer
Monarchie auf den Regenten schimpfen wollte,
würde wohl noch schlechter ankommen.

Der Feldscheer Ludwig gieng mit Erlaubniß,
welche ich ihm bewirkt hatte, ins Spital zu Col-
mar, und fand da einige deutsche Chirurgen, welche
ihn baten, da zu bleiben, und ihnen zu helfen.

war alles mit Schnee bedeckt. Die Sonne ſchien
aber ſehr helle, und ſo machte das geſtreckte voge-
ſiſche Gebuͤrge einen unterhaltenden Proſpekt.

Als wir in Colmar eintraten, ſchrie alles:
es lebe die Republik! — Ein ungezogner Sol-
dat, vom Preußiſchen Regiment Kleiſt, mogte
ſich uͤber dieſes Geſchrey aͤrgern, und rief entgegen:
ich ſch — ß auf eure Republik! — Sogleich ent-
ſtand ein fuͤrchterlicher Spektakel, und der Haupt-
mann mußte Halt machen laſſen. Der Soldat ſollte
herausgefunden werden, dieſer aber war unter die
andern gelaufen, und der, welcher ihn angegeben
hatte, konnte ihn nicht mehr von denen unterſcheiden,
welche eine Montur trugen, wie er. Der Haupt-
mann ließ nun einen Krais auf dem Markte ſchlie-
ßen, und ich mußte in ſeinem Namen allen Deſer-
teurs und Gefangnen bedeuten: daß alle Schimpf-
woͤrter und Laͤſterungen gegen die franzoͤſiſche Repu-
blik mit dreymonatlichem Arreſt beſtraft werden ſoll-
ten, und hienach haͤtte ſich ein jeder zu fuͤgen. Das
iſt nicht zu hart, fuͤgte er hinzu, denn wer in einer
Monarchie auf den Regenten ſchimpfen wollte,
wuͤrde wohl noch ſchlechter ankommen.

Der Feldſcheer Ludwig gieng mit Erlaubniß,
welche ich ihm bewirkt hatte, ins Spital zu Col-
mar, und fand da einige deutſche Chirurgen, welche
ihn baten, da zu bleiben, und ihnen zu helfen.

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[308/0312] war alles mit Schnee bedeckt. Die Sonne ſchien aber ſehr helle, und ſo machte das geſtreckte voge- ſiſche Gebuͤrge einen unterhaltenden Proſpekt. Als wir in Colmar eintraten, ſchrie alles: es lebe die Republik! — Ein ungezogner Sol- dat, vom Preußiſchen Regiment Kleiſt, mogte ſich uͤber dieſes Geſchrey aͤrgern, und rief entgegen: ich ſch — ß auf eure Republik! — Sogleich ent- ſtand ein fuͤrchterlicher Spektakel, und der Haupt- mann mußte Halt machen laſſen. Der Soldat ſollte herausgefunden werden, dieſer aber war unter die andern gelaufen, und der, welcher ihn angegeben hatte, konnte ihn nicht mehr von denen unterſcheiden, welche eine Montur trugen, wie er. Der Haupt- mann ließ nun einen Krais auf dem Markte ſchlie- ßen, und ich mußte in ſeinem Namen allen Deſer- teurs und Gefangnen bedeuten: daß alle Schimpf- woͤrter und Laͤſterungen gegen die franzoͤſiſche Repu- blik mit dreymonatlichem Arreſt beſtraft werden ſoll- ten, und hienach haͤtte ſich ein jeder zu fuͤgen. Das iſt nicht zu hart, fuͤgte er hinzu, denn wer in einer Monarchie auf den Regenten ſchimpfen wollte, wuͤrde wohl noch ſchlechter ankommen. Der Feldſcheer Ludwig gieng mit Erlaubniß, welche ich ihm bewirkt hatte, ins Spital zu Col- mar, und fand da einige deutſche Chirurgen, welche ihn baten, da zu bleiben, und ihnen zu helfen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/312>, abgerufen am 25.11.2024.