Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Häuser und ihr Leben schonen, und die Stadt lie-
ber jezt aufgeben, als sie Alle in so große Gefahr
sinken lassen. Aber Laubadere wies jeden An-
trag von dieser Art mit Unwillen und Verachtung
von sich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, sagte
er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne
das Gesetz, und werde der Republik nie untreu
werden!

Bey dem Repräsentanten Dentzel, der viel-
leicht hoffen mogte, durch Kapitulation sein und
der Stadt Unglück abzuwenden, hatten die Be-
drängten mehr Trost. Er versicherte sie, daß Ge-
fahr allerdings vorhanden sey, aber eine Gefahr,
die man jezt noch heben könnte; allein daß er für
sich nichts darin thun dürfte, vorzüglich da man
ihn schon einmal in Verdacht der Verrätherey ge-
habt hätte. Der General wolle nichts von Ueber-
gabe hören; er habe sich, wie es schiene, einmal
vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au-
genblick zu behaupten, und sollte auch Alles dabey
zu Grunde gehen. Er also könnte nichts machen,
und müßte sich Alles gefallen lassen. -- Auf diese
Weise kam denn ein Aufstand zum Gähren, der
auch bald ausbrach.

Eines Tages erschien ein Trompeter vom Ge-
neral Knobelsdorf -- der Kronprinz war
abgegangen, um seine Vermählung mit der Prin[-]

Haͤuſer und ihr Leben ſchonen, und die Stadt lie-
ber jezt aufgeben, als ſie Alle in ſo große Gefahr
ſinken laſſen. Aber Laubadere wies jeden An-
trag von dieſer Art mit Unwillen und Verachtung
von ſich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, ſagte
er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne
das Geſetz, und werde der Republik nie untreu
werden!

Bey dem Repraͤſentanten Dentzel, der viel-
leicht hoffen mogte, durch Kapitulation ſein und
der Stadt Ungluͤck abzuwenden, hatten die Be-
draͤngten mehr Troſt. Er verſicherte ſie, daß Ge-
fahr allerdings vorhanden ſey, aber eine Gefahr,
die man jezt noch heben koͤnnte; allein daß er fuͤr
ſich nichts darin thun duͤrfte, vorzuͤglich da man
ihn ſchon einmal in Verdacht der Verraͤtherey ge-
habt haͤtte. Der General wolle nichts von Ueber-
gabe hoͤren; er habe ſich, wie es ſchiene, einmal
vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au-
genblick zu behaupten, und ſollte auch Alles dabey
zu Grunde gehen. Er alſo koͤnnte nichts machen,
und muͤßte ſich Alles gefallen laſſen. — Auf dieſe
Weiſe kam denn ein Aufſtand zum Gaͤhren, der
auch bald ausbrach.

Eines Tages erſchien ein Trompeter vom Ge-
neral Knobelsdorf — der Kronprinz war
abgegangen, um ſeine Vermaͤhlung mit der Prin[-]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0155" n="151"/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er und ihr Leben &#x017F;chonen, und die Stadt lie-<lb/>
ber jezt aufgeben, als &#x017F;ie Alle in &#x017F;o große Gefahr<lb/>
&#x017F;inken la&#x017F;&#x017F;en. Aber <hi rendition="#g">Laubadere</hi> wies jeden An-<lb/>
trag von die&#x017F;er Art mit Unwillen und Verachtung<lb/>
von &#x017F;ich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, &#x017F;agte<lb/>
er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne<lb/>
das Ge&#x017F;etz, und werde der Republik nie untreu<lb/>
werden!</p><lb/>
        <p>Bey dem Repra&#x0364;&#x017F;entanten <hi rendition="#g">Dentzel</hi>, der viel-<lb/>
leicht hoffen mogte, durch Kapitulation &#x017F;ein und<lb/>
der Stadt Unglu&#x0364;ck abzuwenden, hatten die Be-<lb/>
dra&#x0364;ngten mehr Tro&#x017F;t. Er ver&#x017F;icherte &#x017F;ie, daß Ge-<lb/>
fahr allerdings vorhanden &#x017F;ey, aber eine Gefahr,<lb/>
die man jezt noch heben ko&#x0364;nnte; allein daß er fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich nichts darin thun du&#x0364;rfte, vorzu&#x0364;glich da man<lb/>
ihn &#x017F;chon einmal in Verdacht der Verra&#x0364;therey ge-<lb/>
habt ha&#x0364;tte. Der General wolle nichts von Ueber-<lb/>
gabe ho&#x0364;ren; er habe &#x017F;ich, wie es &#x017F;chiene, einmal<lb/>
vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au-<lb/>
genblick zu behaupten, und &#x017F;ollte auch Alles dabey<lb/>
zu Grunde gehen. Er al&#x017F;o ko&#x0364;nnte nichts machen,<lb/>
und mu&#x0364;ßte &#x017F;ich Alles gefallen la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e kam denn ein Auf&#x017F;tand zum Ga&#x0364;hren, der<lb/>
auch bald ausbrach.</p><lb/>
        <p>Eines Tages er&#x017F;chien ein Trompeter vom Ge-<lb/>
neral <hi rendition="#g">Knobelsdorf</hi> &#x2014; der <hi rendition="#g">Kronprinz</hi> war<lb/>
abgegangen, um &#x017F;eine Verma&#x0364;hlung mit der Prin<supplied>-</supplied><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0155] Haͤuſer und ihr Leben ſchonen, und die Stadt lie- ber jezt aufgeben, als ſie Alle in ſo große Gefahr ſinken laſſen. Aber Laubadere wies jeden An- trag von dieſer Art mit Unwillen und Verachtung von ſich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, ſagte er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne das Geſetz, und werde der Republik nie untreu werden! Bey dem Repraͤſentanten Dentzel, der viel- leicht hoffen mogte, durch Kapitulation ſein und der Stadt Ungluͤck abzuwenden, hatten die Be- draͤngten mehr Troſt. Er verſicherte ſie, daß Ge- fahr allerdings vorhanden ſey, aber eine Gefahr, die man jezt noch heben koͤnnte; allein daß er fuͤr ſich nichts darin thun duͤrfte, vorzuͤglich da man ihn ſchon einmal in Verdacht der Verraͤtherey ge- habt haͤtte. Der General wolle nichts von Ueber- gabe hoͤren; er habe ſich, wie es ſchiene, einmal vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au- genblick zu behaupten, und ſollte auch Alles dabey zu Grunde gehen. Er alſo koͤnnte nichts machen, und muͤßte ſich Alles gefallen laſſen. — Auf dieſe Weiſe kam denn ein Aufſtand zum Gaͤhren, der auch bald ausbrach. Eines Tages erſchien ein Trompeter vom Ge- neral Knobelsdorf — der Kronprinz war abgegangen, um ſeine Vermaͤhlung mit der Prin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/155
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/155>, abgerufen am 24.11.2024.