sichert hatten, daß sie nicht aus üblen Gesinnun- gen gegen die Republik so gesprochen hätten.
Auch war es einem Theil der Garnison nicht gut zu Muthe. Viele von den Volontärs nämlich glaubten, sie würden über die Klinge springen müssen, wenn man die Stadt endlich ohne Kapi- tulation einnähme, und murrten darüber, daß man hiezu noch keine Anstalten machte. Alle von dieser Art waren niedergeschlagen und voll Furcht und Schrecken, außer denen, welche wahren Pa- triotismus besaßen: diese blieben getrost, und be- haupteten, daß man frey leben oder umkommen müßte.
Ich muß hier etwas von mir erzählen, das freilich einem Filustückchen nicht sehr unähnlich se- hen würde, wenn ich Landau's Rettung für mög- lich gehalten hätte, so sehr es sonst mit dem Plane übereinstimmte, den ich bey meiner Mission vor Augen haben mußte. Ich hatte nämlich mit eini- gen Kavalleristen ziemlich genauen Umgang. Eines Tages ging ich mit noch dreyen auf dem Walle spazieren. Was meynst Du wohl, Citoyen, fragte mich der Eine, wenn die Preußen endlich doch herein kommen, was es geben wird?
Ich: Ja, das weiß ich nicht! Was mich be- trifft, so werde ich gehenkt.
Kavallerist: Gehenkt? wie denn so?
ſichert hatten, daß ſie nicht aus uͤblen Geſinnun- gen gegen die Republik ſo geſprochen haͤtten.
Auch war es einem Theil der Garniſon nicht gut zu Muthe. Viele von den Volontaͤrs naͤmlich glaubten, ſie wuͤrden uͤber die Klinge ſpringen muͤſſen, wenn man die Stadt endlich ohne Kapi- tulation einnaͤhme, und murrten daruͤber, daß man hiezu noch keine Anſtalten machte. Alle von dieſer Art waren niedergeſchlagen und voll Furcht und Schrecken, außer denen, welche wahren Pa- triotismus beſaßen: dieſe blieben getroſt, und be- haupteten, daß man frey leben oder umkommen muͤßte.
Ich muß hier etwas von mir erzaͤhlen, das freilich einem Filuſtuͤckchen nicht ſehr unaͤhnlich ſe- hen wuͤrde, wenn ich Landau's Rettung fuͤr moͤg- lich gehalten haͤtte, ſo ſehr es ſonſt mit dem Plane uͤbereinſtimmte, den ich bey meiner Miſſion vor Augen haben mußte. Ich hatte naͤmlich mit eini- gen Kavalleriſten ziemlich genauen Umgang. Eines Tages ging ich mit noch dreyen auf dem Walle ſpazieren. Was meynſt Du wohl, Citoyen, fragte mich der Eine, wenn die Preußen endlich doch herein kommen, was es geben wird?
Ich: Ja, das weiß ich nicht! Was mich be- trifft, ſo werde ich gehenkt.
Kavalleriſt: Gehenkt? wie denn ſo?
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ſichert hatten, daß ſie nicht aus uͤblen Geſinnun-
gen gegen die Republik ſo geſprochen haͤtten.
Auch war es einem Theil der Garniſon nicht
gut zu Muthe. Viele von den Volontaͤrs naͤmlich
glaubten, ſie wuͤrden uͤber die Klinge ſpringen
muͤſſen, wenn man die Stadt endlich ohne Kapi-
tulation einnaͤhme, und murrten daruͤber, daß
man hiezu noch keine Anſtalten machte. Alle von
dieſer Art waren niedergeſchlagen und voll Furcht
und Schrecken, außer denen, welche wahren Pa-
triotismus beſaßen: dieſe blieben getroſt, und be-
haupteten, daß man frey leben oder umkommen
muͤßte.
Ich muß hier etwas von mir erzaͤhlen, das
freilich einem Filuſtuͤckchen nicht ſehr unaͤhnlich ſe-
hen wuͤrde, wenn ich Landau's Rettung fuͤr moͤg-
lich gehalten haͤtte, ſo ſehr es ſonſt mit dem Plane
uͤbereinſtimmte, den ich bey meiner Miſſion vor
Augen haben mußte. Ich hatte naͤmlich mit eini-
gen Kavalleriſten ziemlich genauen Umgang. Eines
Tages ging ich mit noch dreyen auf dem Walle
ſpazieren. Was meynſt Du wohl, Citoyen, fragte
mich der Eine, wenn die Preußen endlich doch
herein kommen, was es geben wird?
Ich: Ja, das weiß ich nicht! Was mich be-
trifft, ſo werde ich gehenkt.
Kavalleriſt: Gehenkt? wie denn ſo?
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/153>, abgerufen am 24.11.2024.
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