noch vergrößert, und gar ausgesprengt: die Kai- serlichen hätten mehr als 600 Mann auf der Stel- le niedergemacht, und die übrigen würden nach der Türkey geführt, und da als Sklaven verkauft werden. Ueberdieß war auch Fort Vauban gänz- lich ruinirt und in Grund geschossen worden. Nach- richten und Gerüchte genug, um die Garnison und die Bürgerschaft zu erschüttern und auf ernsthafte Ueberlegung zu lenken!
Ein großer Theil der Bürgerschaft glaubte denn, daß ihrer Stadt ein gleiches Schicksal bevorstände, und zitterte. Viele von ihr schlossen daher, und sagten ziemlich laut, daß es doch besser sey, den Platz herzugeben, als ihn hernach ausplündern und verbrennen zu lassen.
Eines Tages saßen verschiedne Bürger in ei- nem Weinhause am Markte, und räsonnirten über die Gefahr, worin Landau schwebte. Zwey von ihnen behaupteten, daß es höchst unvernünftig sey, sich noch vertheidigen zu wollen. Man sollte die Preußen einmarschieren lassen, und wenn der Ge- neral nicht daran wollte, so müßte man ihn dazu zwingen u. s. w. Diese beyden Bürger wurden als Meutmacher angegeben, und auf Befehl des Generals eingesteckt. Dentzel aber stellte dem General vor, daß dieses Verfahren unüberlegt wäre; sie kamen also wieder los, nachdem sie ver-
noch vergroͤßert, und gar ausgeſprengt: die Kai- ſerlichen haͤtten mehr als 600 Mann auf der Stel- le niedergemacht, und die uͤbrigen wuͤrden nach der Tuͤrkey gefuͤhrt, und da als Sklaven verkauft werden. Ueberdieß war auch Fort Vauban gaͤnz- lich ruinirt und in Grund geſchoſſen worden. Nach- richten und Geruͤchte genug, um die Garniſon und die Buͤrgerſchaft zu erſchuͤttern und auf ernſthafte Ueberlegung zu lenken!
Ein großer Theil der Buͤrgerſchaft glaubte denn, daß ihrer Stadt ein gleiches Schickſal bevorſtaͤnde, und zitterte. Viele von ihr ſchloſſen daher, und ſagten ziemlich laut, daß es doch beſſer ſey, den Platz herzugeben, als ihn hernach auspluͤndern und verbrennen zu laſſen.
Eines Tages ſaßen verſchiedne Buͤrger in ei- nem Weinhauſe am Markte, und raͤſonnirten uͤber die Gefahr, worin Landau ſchwebte. Zwey von ihnen behaupteten, daß es hoͤchſt unvernuͤnftig ſey, ſich noch vertheidigen zu wollen. Man ſollte die Preußen einmarſchieren laſſen, und wenn der Ge- neral nicht daran wollte, ſo muͤßte man ihn dazu zwingen u. ſ. w. Dieſe beyden Buͤrger wurden als Meutmacher angegeben, und auf Befehl des Generals eingeſteckt. Dentzel aber ſtellte dem General vor, daß dieſes Verfahren unuͤberlegt waͤre; ſie kamen alſo wieder los, nachdem ſie ver-
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noch vergroͤßert, und gar ausgeſprengt: die Kai-
ſerlichen haͤtten mehr als 600 Mann auf der Stel-
le niedergemacht, und die uͤbrigen wuͤrden nach
der Tuͤrkey gefuͤhrt, und da als Sklaven verkauft
werden. Ueberdieß war auch Fort Vauban gaͤnz-
lich ruinirt und in Grund geſchoſſen worden. Nach-
richten und Geruͤchte genug, um die Garniſon und
die Buͤrgerſchaft zu erſchuͤttern und auf ernſthafte
Ueberlegung zu lenken!
Ein großer Theil der Buͤrgerſchaft glaubte denn,
daß ihrer Stadt ein gleiches Schickſal bevorſtaͤnde,
und zitterte. Viele von ihr ſchloſſen daher, und
ſagten ziemlich laut, daß es doch beſſer ſey, den
Platz herzugeben, als ihn hernach auspluͤndern
und verbrennen zu laſſen.
Eines Tages ſaßen verſchiedne Buͤrger in ei-
nem Weinhauſe am Markte, und raͤſonnirten uͤber
die Gefahr, worin Landau ſchwebte. Zwey von
ihnen behaupteten, daß es hoͤchſt unvernuͤnftig ſey,
ſich noch vertheidigen zu wollen. Man ſollte die
Preußen einmarſchieren laſſen, und wenn der Ge-
neral nicht daran wollte, ſo muͤßte man ihn dazu
zwingen u. ſ. w. Dieſe beyden Buͤrger wurden
als Meutmacher angegeben, und auf Befehl des
Generals eingeſteckt. Dentzel aber ſtellte dem
General vor, daß dieſes Verfahren unuͤberlegt
waͤre; ſie kamen alſo wieder los, nachdem ſie ver-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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