Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Brion fand deswegen Geschmack an mir,
weil ich, wie er sagte, die Revolution in Frankreich
aus dem rechten Gesichtspunkte ansähe, und nicht
in den Tag hinein räsonnirte. Er hatte sich viele
hieher gehörige Schriften angekauft, welche er mir
mittheilte, und woraus ich Vieles lernte. Unter
andern besaß er die in sechs starken Bänden zu Stras-
burg herausgekommene Geschichte der Neu-
fränkischen Freyheit, welche alle Dekrete der
Assemblee nationale und alle Begebenheiten bis zum
22ten September 1792 enthält, und zur genauen
Kenntniß der damaligen Begebenheiten unumgäng-
lich nöthig ist. Es wundert mich, daß ich dieses
Werk noch nicht in Deutschland gesehen habe: es
klärt immer weit mehr und richtigar auf, als die
schiefen Nachrichten des Hn. Girtanners.

Mit Vergnügen las ich auch die Wochenschrift,
welche der unglückliche Eulogius Schneider,
von welchem ich weiter unten mehr sagen werde,
unter dem Titel Argos herausgegeben hatte, und
wovon Brion erwan 20 Stück besitzen mogte.
Dieser Argos ist lesenswerth; aber gewiß für Ari-
stokraten unverdaulich. *) Schneider hat das
ganze Wesen der Grundsätze des ächten Republi-

*) Man muß diesen Argos mit dem obigen Argus nicht ver-
wechseln.

Brion fand deswegen Geſchmack an mir,
weil ich, wie er ſagte, die Revolution in Frankreich
aus dem rechten Geſichtspunkte anſaͤhe, und nicht
in den Tag hinein raͤſonnirte. Er hatte ſich viele
hieher gehoͤrige Schriften angekauft, welche er mir
mittheilte, und woraus ich Vieles lernte. Unter
andern beſaß er die in ſechs ſtarken Baͤnden zu Stras-
burg herausgekommene Geſchichte der Neu-
fraͤnkiſchen Freyheit, welche alle Dekrete der
Aſſemblée nationale und alle Begebenheiten bis zum
22ten September 1792 enthaͤlt, und zur genauen
Kenntniß der damaligen Begebenheiten unumgaͤng-
lich noͤthig iſt. Es wundert mich, daß ich dieſes
Werk noch nicht in Deutſchland geſehen habe: es
klaͤrt immer weit mehr und richtigar auf, als die
ſchiefen Nachrichten des Hn. Girtanners.

Mit Vergnuͤgen las ich auch die Wochenſchrift,
welche der ungluͤckliche Eulogius Schneider,
von welchem ich weiter unten mehr ſagen werde,
unter dem Titel Argos herausgegeben hatte, und
wovon Brion erwan 20 Stuͤck beſitzen mogte.
Dieſer Argos iſt leſenswerth; aber gewiß fuͤr Ari-
ſtokraten unverdaulich. *) Schneider hat das
ganze Weſen der Grundſaͤtze des aͤchten Republi-

*) Man muß dieſen Argos mit dem obigen Argus nicht ver-
wechſeln.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0100" n="96"/>
        <p><hi rendition="#g">Brion</hi> fand deswegen Ge&#x017F;chmack an mir,<lb/>
weil ich, wie er &#x017F;agte, die Revolution in Frankreich<lb/>
aus dem rechten Ge&#x017F;ichtspunkte an&#x017F;a&#x0364;he, und nicht<lb/>
in den Tag hinein ra&#x0364;&#x017F;onnirte. Er hatte &#x017F;ich viele<lb/>
hieher geho&#x0364;rige Schriften angekauft, welche er mir<lb/>
mittheilte, und woraus ich Vieles lernte. Unter<lb/>
andern be&#x017F;aß er die in &#x017F;echs &#x017F;tarken Ba&#x0364;nden zu Stras-<lb/>
burg herausgekommene <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chichte der Neu</hi>-<lb/><hi rendition="#g">fra&#x0364;nki&#x017F;chen Freyheit</hi>, welche alle Dekrete der<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;emblée nationale</hi> und alle Begebenheiten bis zum<lb/>
22ten September 1792 entha&#x0364;lt, und zur genauen<lb/>
Kenntniß der damaligen Begebenheiten unumga&#x0364;ng-<lb/>
lich no&#x0364;thig i&#x017F;t. Es wundert mich, daß ich die&#x017F;es<lb/>
Werk noch nicht in Deut&#x017F;chland ge&#x017F;ehen habe: es<lb/>
kla&#x0364;rt immer weit mehr und richtigar auf, als die<lb/>
&#x017F;chiefen Nachrichten des Hn. Girtanners.</p><lb/>
        <p>Mit Vergnu&#x0364;gen las ich auch die Wochen&#x017F;chrift,<lb/>
welche der unglu&#x0364;ckliche <hi rendition="#g">Eulogius Schneider</hi>,<lb/>
von welchem ich weiter unten mehr &#x017F;agen werde,<lb/>
unter dem Titel <hi rendition="#g">Argos</hi> herausgegeben hatte, und<lb/>
wovon <hi rendition="#g">Brion</hi> erwan 20 Stu&#x0364;ck be&#x017F;itzen mogte.<lb/>
Die&#x017F;er <hi rendition="#g">Argos</hi> i&#x017F;t le&#x017F;enswerth; aber gewiß fu&#x0364;r Ari-<lb/>
&#x017F;tokraten unverdaulich. <note place="foot" n="*)">Man muß die&#x017F;en <hi rendition="#g">Argos</hi> mit dem obigen <hi rendition="#aq">Argus</hi> nicht ver-<lb/>
wech&#x017F;eln.</note> <hi rendition="#g">Schneider</hi> hat das<lb/>
ganze We&#x017F;en der Grund&#x017F;a&#x0364;tze des a&#x0364;chten Republi-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0100] Brion fand deswegen Geſchmack an mir, weil ich, wie er ſagte, die Revolution in Frankreich aus dem rechten Geſichtspunkte anſaͤhe, und nicht in den Tag hinein raͤſonnirte. Er hatte ſich viele hieher gehoͤrige Schriften angekauft, welche er mir mittheilte, und woraus ich Vieles lernte. Unter andern beſaß er die in ſechs ſtarken Baͤnden zu Stras- burg herausgekommene Geſchichte der Neu- fraͤnkiſchen Freyheit, welche alle Dekrete der Aſſemblée nationale und alle Begebenheiten bis zum 22ten September 1792 enthaͤlt, und zur genauen Kenntniß der damaligen Begebenheiten unumgaͤng- lich noͤthig iſt. Es wundert mich, daß ich dieſes Werk noch nicht in Deutſchland geſehen habe: es klaͤrt immer weit mehr und richtigar auf, als die ſchiefen Nachrichten des Hn. Girtanners. Mit Vergnuͤgen las ich auch die Wochenſchrift, welche der ungluͤckliche Eulogius Schneider, von welchem ich weiter unten mehr ſagen werde, unter dem Titel Argos herausgegeben hatte, und wovon Brion erwan 20 Stuͤck beſitzen mogte. Dieſer Argos iſt leſenswerth; aber gewiß fuͤr Ari- ſtokraten unverdaulich. *) Schneider hat das ganze Weſen der Grundſaͤtze des aͤchten Republi- *) Man muß dieſen Argos mit dem obigen Argus nicht ver- wechſeln.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/100
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/100>, abgerufen am 18.12.2024.