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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Herr in seinem eignen Lande, er mußte sich ge-
wissermaßen leidend verhalten, so lange diese un-
gebetenen Gäste ihr Unwesen nicht zu weit trieben.
Allein war wohl zu erwarten, daß dieser Fall lange
ausbleiben würde?"

"Bürger und Volksrepräsentanten, ihr kennet
ja am besten den Charakter dieser elenden Hoch-
verräther ihres Vaterlandes -- diese Wüstlinge
ohne Erziehung, ohne alles sittliche Gefühl, ohne
Menschengefühl -- diesen Auskehricht der Mensch-
heit, dem jede Tugend lächerlich, und der Tugend-
hafte und Rechtschaffene ein Dummkopf ist -- der
nur das glänzende Laster als das erste Idol anbe-
tet -- dessen Sinn und Streben einzig auf Be-
friedigung seiner unbändigen und abscheulichen Lei-
denschaften, auf Tyrannisirung und Unterdrückung
seines Mitbürgers gerichtet ist -- dem die unna-
türlichsten Ausschweifungen, die gräßlichsten Bu-
benstücke nur Spielwerk sind!... Ihr kennet
die Prinzen, die durch ihre unsittliche Lebensart,
ihre Verschwendungssucht und Schlemmerey sich
selbst zu den verworfensten Geschöpfen herabsetzen,
und wegen ihres Hanges zum Despotismus vom
Fluch der Menschheit gedrückt werden. Ihr wis-
set, daß ihre Verachtung des ungeadelten aber
nützlichen Bürgers, ihr dummdreister Stolz, der
mit dem gänzlichen Mangel reeller und solider Kennt-

Herr in ſeinem eignen Lande, er mußte ſich ge-
wiſſermaßen leidend verhalten, ſo lange dieſe un-
gebetenen Gaͤſte ihr Unweſen nicht zu weit trieben.
Allein war wohl zu erwarten, daß dieſer Fall lange
ausbleiben wuͤrde?“

„Buͤrger und Volksrepraͤſentanten, ihr kennet
ja am beſten den Charakter dieſer elenden Hoch-
verraͤther ihres Vaterlandes — dieſe Wuͤſtlinge
ohne Erziehung, ohne alles ſittliche Gefuͤhl, ohne
Menſchengefuͤhl — dieſen Auskehricht der Menſch-
heit, dem jede Tugend laͤcherlich, und der Tugend-
hafte und Rechtſchaffene ein Dummkopf iſt — der
nur das glaͤnzende Laſter als das erſte Idol anbe-
tet — deſſen Sinn und Streben einzig auf Be-
friedigung ſeiner unbaͤndigen und abſcheulichen Lei-
denſchaften, auf Tyranniſirung und Unterdruͤckung
ſeines Mitbuͤrgers gerichtet iſt — dem die unna-
tuͤrlichſten Ausſchweifungen, die graͤßlichſten Bu-
benſtuͤcke nur Spielwerk ſind!... Ihr kennet
die Prinzen, die durch ihre unſittliche Lebensart,
ihre Verſchwendungsſucht und Schlemmerey ſich
ſelbſt zu den verworfenſten Geſchoͤpfen herabſetzen,
und wegen ihres Hanges zum Despotismus vom
Fluch der Menſchheit gedruͤckt werden. Ihr wiſ-
ſet, daß ihre Verachtung des ungeadelten aber
nuͤtzlichen Buͤrgers, ihr dummdreiſter Stolz, der
mit dem gaͤnzlichen Mangel reeller und ſolider Kennt-

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[80/0092] Herr in ſeinem eignen Lande, er mußte ſich ge- wiſſermaßen leidend verhalten, ſo lange dieſe un- gebetenen Gaͤſte ihr Unweſen nicht zu weit trieben. Allein war wohl zu erwarten, daß dieſer Fall lange ausbleiben wuͤrde?“ „Buͤrger und Volksrepraͤſentanten, ihr kennet ja am beſten den Charakter dieſer elenden Hoch- verraͤther ihres Vaterlandes — dieſe Wuͤſtlinge ohne Erziehung, ohne alles ſittliche Gefuͤhl, ohne Menſchengefuͤhl — dieſen Auskehricht der Menſch- heit, dem jede Tugend laͤcherlich, und der Tugend- hafte und Rechtſchaffene ein Dummkopf iſt — der nur das glaͤnzende Laſter als das erſte Idol anbe- tet — deſſen Sinn und Streben einzig auf Be- friedigung ſeiner unbaͤndigen und abſcheulichen Lei- denſchaften, auf Tyranniſirung und Unterdruͤckung ſeines Mitbuͤrgers gerichtet iſt — dem die unna- tuͤrlichſten Ausſchweifungen, die graͤßlichſten Bu- benſtuͤcke nur Spielwerk ſind!... Ihr kennet die Prinzen, die durch ihre unſittliche Lebensart, ihre Verſchwendungsſucht und Schlemmerey ſich ſelbſt zu den verworfenſten Geſchoͤpfen herabſetzen, und wegen ihres Hanges zum Despotismus vom Fluch der Menſchheit gedruͤckt werden. Ihr wiſ- ſet, daß ihre Verachtung des ungeadelten aber nuͤtzlichen Buͤrgers, ihr dummdreiſter Stolz, der mit dem gaͤnzlichen Mangel reeller und ſolider Kennt-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/92>, abgerufen am 24.11.2024.