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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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ein ehrlicher alter Trierischer Unteroffizier, giebts
vom zwölften Jahre an keine Jungfer mehr: die
verfluchten Franzosen haben hier weit und breit
alles so zusammen gekirrt, daß es Sünde und
Schande ist."

Das befand sich auch in der That so: alle Mäd-
chen und alle noch etwas brauchbaren Weiber, selbst
viele alte Betschwestern nicht ausgenommen, wa-
ren vor lauter Liebeley unausstehlich.

Gerade gegen dem Kloster über, wo ich im
Quartier lag, war ein Weinhaus, dessen drey
Töchter die Franzosen haufenweise an sich zogen.
Ich gieng eines Tages auch mit einem Emigrirten
hinein. Il y a la trois couplets, sagte er, a peux re-
freins.
*) Als wir hinkamen, saßen die drey Haus-
nymphen den Franzosen auf dem Schooße, und
hörten ihren unsauberen Reden mit dem größten
Vergnügen zu. Bald hernach fanden sich noch
mehr Dirnen ein, und es gieng da wenigstens so
arg her, als in der Talgfabrike oder in der Tran-
pulle zu Berlin wohl nimmer: man gieng ab mit
den Menschern, und kam mit ihnen zurück, mir
nichts, dir nichts. -- Mein Begleiter, der ohne
Zweifel glaubte, daß ich kein Geld hätte, um eine

*) Das ist eine sehr feine Unfläterey, welche nur in dem Munde
eines schlüpfrigen Franzosen witzig klingt.

ein ehrlicher alter Trieriſcher Unteroffizier, giebts
vom zwoͤlften Jahre an keine Jungfer mehr: die
verfluchten Franzoſen haben hier weit und breit
alles ſo zuſammen gekirrt, daß es Suͤnde und
Schande iſt.“

Das befand ſich auch in der That ſo: alle Maͤd-
chen und alle noch etwas brauchbaren Weiber, ſelbſt
viele alte Betſchweſtern nicht ausgenommen, wa-
ren vor lauter Liebeley unausſtehlich.

Gerade gegen dem Kloſter uͤber, wo ich im
Quartier lag, war ein Weinhaus, deſſen drey
Toͤchter die Franzoſen haufenweiſe an ſich zogen.
Ich gieng eines Tages auch mit einem Emigrirten
hinein. Il y a la trois couplets, ſagte er, a peux re-
freins.
*) Als wir hinkamen, ſaßen die drey Haus-
nymphen den Franzoſen auf dem Schooße, und
hoͤrten ihren unſauberen Reden mit dem groͤßten
Vergnuͤgen zu. Bald hernach fanden ſich noch
mehr Dirnen ein, und es gieng da wenigſtens ſo
arg her, als in der Talgfabrike oder in der Tran-
pulle zu Berlin wohl nimmer: man gieng ab mit
den Menſchern, und kam mit ihnen zuruͤck, mir
nichts, dir nichts. — Mein Begleiter, der ohne
Zweifel glaubte, daß ich kein Geld haͤtte, um eine

*) Das iſt eine ſehr feine Unflaͤterey, welche nur in dem Munde
eines ſchluͤpfrigen Franzoſen witzig klingt.
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[52/0064] ein ehrlicher alter Trieriſcher Unteroffizier, giebts vom zwoͤlften Jahre an keine Jungfer mehr: die verfluchten Franzoſen haben hier weit und breit alles ſo zuſammen gekirrt, daß es Suͤnde und Schande iſt.“ Das befand ſich auch in der That ſo: alle Maͤd- chen und alle noch etwas brauchbaren Weiber, ſelbſt viele alte Betſchweſtern nicht ausgenommen, wa- ren vor lauter Liebeley unausſtehlich. Gerade gegen dem Kloſter uͤber, wo ich im Quartier lag, war ein Weinhaus, deſſen drey Toͤchter die Franzoſen haufenweiſe an ſich zogen. Ich gieng eines Tages auch mit einem Emigrirten hinein. Il y a la trois couplets, ſagte er, a peux re- freins. *) Als wir hinkamen, ſaßen die drey Haus- nymphen den Franzoſen auf dem Schooße, und hoͤrten ihren unſauberen Reden mit dem groͤßten Vergnuͤgen zu. Bald hernach fanden ſich noch mehr Dirnen ein, und es gieng da wenigſtens ſo arg her, als in der Talgfabrike oder in der Tran- pulle zu Berlin wohl nimmer: man gieng ab mit den Menſchern, und kam mit ihnen zuruͤck, mir nichts, dir nichts. — Mein Begleiter, der ohne Zweifel glaubte, daß ich kein Geld haͤtte, um eine *) Das iſt eine ſehr feine Unflaͤterey, welche nur in dem Munde eines ſchluͤpfrigen Franzoſen witzig klingt.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/64>, abgerufen am 27.11.2024.