dabey das Beyspiel der Anna von Oestreich, LudwigsXIII. Gemalin an. Das Büchlein: Vie privee de la Reine de France und die Memoire de M. Lamotte de Valois hatten auch einige gelesen, und gestanden gern, daß das meiste darin wahr sey; doch aber sollen auch viele Unrichtigkeiten mit un- tergelaufen seyn. *)
Dadurch nun, daß die Emigranten die allerlü- genhaftesten Vorstellungen von der Lage ihres Va- terlandes verbreiteten, sind sie eigentlich die rechten Stifter, die rechte fax und tuba des fürchterlichen Krieges und aller seiner gräuelvollen Folgen ge- worden. Man hat ihnen, leider, auf die unverant- wortlichste Art geglaubt; und die abgeschmackten Zeitungsschreiber, besonders der zu Wien, Bayreuth, Neuwied und Leipzig, haben die Lügen des elenden französischen Hofgesindels nachposaunt, und dadurch unserm leichtgläubigen deutschen Publikum eine Brille aufgesetzt, die jezt viele Provinzen in tiefer Trauer verwünschen. Aber ich mag mich nicht länger bey einer Sache aufhalten, welche, leider, mehr als zu bekannt ist.
Von dem traurigen Sittenverderben, welches die Emigrirten in Deutschland gestiftet haben, bin ich auch Zeuge geworden. "Hier in Koblenz, sagte
*) Von einem Vie privee de Marie Antoniette, femme du dernier -- Paris in 12. (3 Theile) rede ich weiter unten.
dabey das Beyſpiel der Anna von Oeſtreich, LudwigsXIII. Gemalin an. Das Buͤchlein: Vie privée de la Reine de France und die Mémoire de M. Lamotte de Valois hatten auch einige geleſen, und geſtanden gern, daß das meiſte darin wahr ſey; doch aber ſollen auch viele Unrichtigkeiten mit un- tergelaufen ſeyn. *)
Dadurch nun, daß die Emigranten die allerluͤ- genhafteſten Vorſtellungen von der Lage ihres Va- terlandes verbreiteten, ſind ſie eigentlich die rechten Stifter, die rechte fax und tuba des fuͤrchterlichen Krieges und aller ſeiner graͤuelvollen Folgen ge- worden. Man hat ihnen, leider, auf die unverant- wortlichſte Art geglaubt; und die abgeſchmackten Zeitungsſchreiber, beſonders der zu Wien, Bayreuth, Neuwied und Leipzig, haben die Luͤgen des elenden franzoͤſiſchen Hofgeſindels nachpoſaunt, und dadurch unſerm leichtglaͤubigen deutſchen Publikum eine Brille aufgeſetzt, die jezt viele Provinzen in tiefer Trauer verwuͤnſchen. Aber ich mag mich nicht laͤnger bey einer Sache aufhalten, welche, leider, mehr als zu bekannt iſt.
Von dem traurigen Sittenverderben, welches die Emigrirten in Deutſchland geſtiftet haben, bin ich auch Zeuge geworden. „Hier in Koblenz, ſagte
*) Von einem Vie privée de Marie Antoniette, femme du dernier — Paris in 12. (3 Theile) rede ich weiter unten.
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dabey das Beyſpiel der Anna von Oeſtreich,
Ludwigs XIII. Gemalin an. Das Buͤchlein:
Vie privée de la Reine de France und die Mémoire
de M. Lamotte de Valois hatten auch einige geleſen,
und geſtanden gern, daß das meiſte darin wahr ſey;
doch aber ſollen auch viele Unrichtigkeiten mit un-
tergelaufen ſeyn. *)
Dadurch nun, daß die Emigranten die allerluͤ-
genhafteſten Vorſtellungen von der Lage ihres Va-
terlandes verbreiteten, ſind ſie eigentlich die rechten
Stifter, die rechte fax und tuba des fuͤrchterlichen
Krieges und aller ſeiner graͤuelvollen Folgen ge-
worden. Man hat ihnen, leider, auf die unverant-
wortlichſte Art geglaubt; und die abgeſchmackten
Zeitungsſchreiber, beſonders der zu Wien, Bayreuth,
Neuwied und Leipzig, haben die Luͤgen des elenden
franzoͤſiſchen Hofgeſindels nachpoſaunt, und dadurch
unſerm leichtglaͤubigen deutſchen Publikum eine
Brille aufgeſetzt, die jezt viele Provinzen in tiefer
Trauer verwuͤnſchen. Aber ich mag mich nicht
laͤnger bey einer Sache aufhalten, welche, leider,
mehr als zu bekannt iſt.
Von dem traurigen Sittenverderben, welches
die Emigrirten in Deutſchland geſtiftet haben, bin
ich auch Zeuge geworden. „Hier in Koblenz, ſagte
*) Von einem Vie privée de Marie Antoniette, femme du
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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