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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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es anfänglich noch immer sehr viele gab, als ein
widerrechtlicher, unregelmäßiger Priester angese-
hen wurde, dessen geistliche Verrichtungen man als
gotteslästerliche Handlungen betrachtet, und sie
selbst als Gottesschänder gemieden und, je nachdem
unser Staats-Looß gefallen wäre, exemplarisch be-
straft hätte. Zwar gab es bey uns, wie in Ita-
lien, Portugal und Spanien, sehr viel Scheinka-
tholiken; und ich selbst war nur dem Namen nach
katholisch: meine Voreltern waren nämlich refor-
mirt, musten aber zum katholischen Glauben überge-
hen, um ihre politische Existenz nicht zu verlieren:
indessen blieb die reformirte Lehre in unsrer Fami-
lie: wir haßten die Katholiken, und gingen doch
in ihre Messe. So haben es viele Familien der
Hugenotten gemacht. *) Ich würde jezt, da in
Frankreich jeder seine Religion nach Gefallen haben
kann, mich, wie viele Andere öffentlich als Refor-
mirt erklärt haben, wenn mich Voltaire nicht
bekehrt hätte. Nun aber ist mir alles gleich viel:
Pabst, Doktor Luther, Calvin, alles ist mir eins!
Ich glaube weder dem einen noch dem andern: sie
alle treiben Hökerey mit Fratzen, und die Pfaffen
aller Religionen sind immer Pfaffen."


*) Daß er [ - 6 Zeichen fehlen] recht hatte, habe ich 1794 zu Frankreich häu-
fig erfahren. Wozu also Religionszwang! --

es anfaͤnglich noch immer ſehr viele gab, als ein
widerrechtlicher, unregelmaͤßiger Prieſter angeſe-
hen wurde, deſſen geiſtliche Verrichtungen man als
gotteslaͤſterliche Handlungen betrachtet, und ſie
ſelbſt als Gottesſchaͤnder gemieden und, je nachdem
unſer Staats-Looß gefallen waͤre, exemplariſch be-
ſtraft haͤtte. Zwar gab es bey uns, wie in Ita-
lien, Portugal und Spanien, ſehr viel Scheinka-
tholiken; und ich ſelbſt war nur dem Namen nach
katholiſch: meine Voreltern waren naͤmlich refor-
mirt, muſten aber zum katholiſchen Glauben uͤberge-
hen, um ihre politiſche Exiſtenz nicht zu verlieren:
indeſſen blieb die reformirte Lehre in unſrer Fami-
lie: wir haßten die Katholiken, und gingen doch
in ihre Meſſe. So haben es viele Familien der
Hugenotten gemacht. *) Ich wuͤrde jezt, da in
Frankreich jeder ſeine Religion nach Gefallen haben
kann, mich, wie viele Andere oͤffentlich als Refor-
mirt erklaͤrt haben, wenn mich Voltaire nicht
bekehrt haͤtte. Nun aber iſt mir alles gleich viel:
Pabſt, Doktor Luther, Calvin, alles iſt mir eins!
Ich glaube weder dem einen noch dem andern: ſie
alle treiben Hoͤkerey mit Fratzen, und die Pfaffen
aller Religionen ſind immer Pfaffen.“


*) Daß er [ – 6 Zeichen fehlen] recht hatte, habe ich 1794 zu Frankreich haͤu-
fig erfahren. Wozu alſo Religionszwang! —
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[43/0055] es anfaͤnglich noch immer ſehr viele gab, als ein widerrechtlicher, unregelmaͤßiger Prieſter angeſe- hen wurde, deſſen geiſtliche Verrichtungen man als gotteslaͤſterliche Handlungen betrachtet, und ſie ſelbſt als Gottesſchaͤnder gemieden und, je nachdem unſer Staats-Looß gefallen waͤre, exemplariſch be- ſtraft haͤtte. Zwar gab es bey uns, wie in Ita- lien, Portugal und Spanien, ſehr viel Scheinka- tholiken; und ich ſelbſt war nur dem Namen nach katholiſch: meine Voreltern waren naͤmlich refor- mirt, muſten aber zum katholiſchen Glauben uͤberge- hen, um ihre politiſche Exiſtenz nicht zu verlieren: indeſſen blieb die reformirte Lehre in unſrer Fami- lie: wir haßten die Katholiken, und gingen doch in ihre Meſſe. So haben es viele Familien der Hugenotten gemacht. *) Ich wuͤrde jezt, da in Frankreich jeder ſeine Religion nach Gefallen haben kann, mich, wie viele Andere oͤffentlich als Refor- mirt erklaͤrt haben, wenn mich Voltaire nicht bekehrt haͤtte. Nun aber iſt mir alles gleich viel: Pabſt, Doktor Luther, Calvin, alles iſt mir eins! Ich glaube weder dem einen noch dem andern: ſie alle treiben Hoͤkerey mit Fratzen, und die Pfaffen aller Religionen ſind immer Pfaffen.“ *) Daß er ______ recht hatte, habe ich 1794 zu Frankreich haͤu- fig erfahren. Wozu alſo Religionszwang! —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/55>, abgerufen am 27.11.2024.