ein Artois, ein Monsieur fodern den Adel auf, auszuwandern, um die armee contrerevolutionnaire formiren zu helfen. Sie sprechen von einem Ein- verständniß des Hofes mit den Hauptmächten Eu- ropens, und schildern die Wiederherstellung der al- ten Verfassung, durch deren Hülfe, wie gewiß. Sie erklären alle, welche sich weigern, hieran Theil zu nehmen, als infam, als Verräther an dem Throne, und bedrohen sie mit den schrecklichsten Strafen. Was soll der Adliche nun thun, zumal der im Dienste des Hofes? Bleibt er zurück, und gelingt das, was ihm als so leicht ausführbar geschildert wird: so wird er ein Opfer der Rache, wird, als ein Feind des Mo- narchen, entweder gefänglich eingezogen, seines Standes, seines Postens und seiner Güter fiska- lisch beraubt, oder über die Gränze gejagt; und er, wie seine Familie, ist beschimpft, arm und dem Schicksale preisgegeben. Dies Verhältniß hat wirklich sehr viel Adliche angetrieben, ihr Vaterland zu verlassen, und zwar solche, welche sonst immer bereit gewesen wären, zu bleiben, und auf die Vor- rechte ihrer Geburt Verzicht zu thun.
"Mit den Geistlichen, fuhr er fort, hatte es eben diese Bewandniß. Ein Geistlicher, der im Lande bleiben wollte, mußte der Nation den Eid der Treue ablegen. Aber schon dieser Eid machte, daß er von den rechtgläubigen Katholiken, deren
ein Artois, ein Monſieur fodern den Adel auf, auszuwandern, um die armée contrerévolutionnaire formiren zu helfen. Sie ſprechen von einem Ein- verſtaͤndniß des Hofes mit den Hauptmaͤchten Eu- ropens, und ſchildern die Wiederherſtellung der al- ten Verfaſſung, durch deren Huͤlfe, wie gewiß. Sie erklaͤren alle, welche ſich weigern, hieran Theil zu nehmen, als infam, als Verraͤther an dem Throne, und bedrohen ſie mit den ſchrecklichſten Strafen. Was ſoll der Adliche nun thun, zumal der im Dienſte des Hofes? Bleibt er zuruͤck, und gelingt das, was ihm als ſo leicht ausfuͤhrbar geſchildert wird: ſo wird er ein Opfer der Rache, wird, als ein Feind des Mo- narchen, entweder gefaͤnglich eingezogen, ſeines Standes, ſeines Poſtens und ſeiner Guͤter fiska- liſch beraubt, oder uͤber die Graͤnze gejagt; und er, wie ſeine Familie, iſt beſchimpft, arm und dem Schickſale preisgegeben. Dies Verhaͤltniß hat wirklich ſehr viel Adliche angetrieben, ihr Vaterland zu verlaſſen, und zwar ſolche, welche ſonſt immer bereit geweſen waͤren, zu bleiben, und auf die Vor- rechte ihrer Geburt Verzicht zu thun.
„Mit den Geiſtlichen, fuhr er fort, hatte es eben dieſe Bewandniß. Ein Geiſtlicher, der im Lande bleiben wollte, mußte der Nation den Eid der Treue ablegen. Aber ſchon dieſer Eid machte, daß er von den rechtglaͤubigen Katholiken, deren
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ein Artois, ein Monſieur fodern den Adel auf,
auszuwandern, um die armée contrerévolutionnaire
formiren zu helfen. Sie ſprechen von einem Ein-
verſtaͤndniß des Hofes mit den Hauptmaͤchten Eu-
ropens, und ſchildern die Wiederherſtellung der al-
ten Verfaſſung, durch deren Huͤlfe, wie gewiß.
Sie erklaͤren alle, welche ſich weigern, hieran Theil
zu nehmen, als infam, als Verraͤther an dem Throne,
und bedrohen ſie mit den ſchrecklichſten Strafen. Was
ſoll der Adliche nun thun, zumal der im Dienſte des
Hofes? Bleibt er zuruͤck, und gelingt das, was ihm
als ſo leicht ausfuͤhrbar geſchildert wird: ſo wird er
ein Opfer der Rache, wird, als ein Feind des Mo-
narchen, entweder gefaͤnglich eingezogen, ſeines
Standes, ſeines Poſtens und ſeiner Guͤter fiska-
liſch beraubt, oder uͤber die Graͤnze gejagt; und er,
wie ſeine Familie, iſt beſchimpft, arm und dem
Schickſale preisgegeben. Dies Verhaͤltniß hat
wirklich ſehr viel Adliche angetrieben, ihr Vaterland
zu verlaſſen, und zwar ſolche, welche ſonſt immer
bereit geweſen waͤren, zu bleiben, und auf die Vor-
rechte ihrer Geburt Verzicht zu thun.
„Mit den Geiſtlichen, fuhr er fort, hatte es
eben dieſe Bewandniß. Ein Geiſtlicher, der im
Lande bleiben wollte, mußte der Nation den Eid
der Treue ablegen. Aber ſchon dieſer Eid machte,
daß er von den rechtglaͤubigen Katholiken, deren
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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