c'est assez que de favoir le francois pour avoir le gout juste: un homme qui sait notre langue ne peut jamais manquer d'esprit. Das war doch ein sehr anmaßliches Kompliment!
Und doch waren die Deutschen herablassend ge- nug, diesen Emigranten zu hofiren und sie zu un- terstützen. Darüber habe ich mich oft recht innig geärgert, und ärgere mich noch, wenn ich bedenke, wie geringschätzig uns die Koblenzer, die Trierer und selbst die Luxemburger gegen die Emigranten- Kanaille behandelten. Ich bediene mich hier frei- lich nicht sehr edler Ausdrücke: aber wie das Ori- ginal, so dessen Copie!
Die Emigranten hatten damals Geld noch voll- auf, und folglich das Mittel, sich alles zu ver- schaffen, was sie gelüstete. Aber sie habens auch toll genug verschleudert! Die kostbarsten Speisen und der edelste Wein, der bey ihren Bacchanalen den den Fußboden herabfloß, waren für sie nicht kost- bar und edel genug. Für einen welschen Hahn zahlten sie fünf große Thaler ohne Bedenken. Mancher Küchenzettel, nicht eben eines Prinzen, oder Grafen, sondern manches simpeln Markis oder Edelmanns, kostete oft vier, fünf und mehr Carolins. Die Leute schienen es ganz darauf an- zulegen, brav Geld zu zersplittern: sie zahlten ge- rade hin, was man verlangte. Ich sagte einmal
c'eſt aſſez que de favoir le françois pour avoir le gout juſte: un homme qui ſait notre langue ne peut jamais manquer d'eſprit. Das war doch ein ſehr anmaßliches Kompliment!
Und doch waren die Deutſchen herablaſſend ge- nug, dieſen Emigranten zu hofiren und ſie zu un- terſtuͤtzen. Daruͤber habe ich mich oft recht innig geaͤrgert, und aͤrgere mich noch, wenn ich bedenke, wie geringſchaͤtzig uns die Koblenzer, die Trierer und ſelbſt die Luxemburger gegen die Emigranten- Kanaille behandelten. Ich bediene mich hier frei- lich nicht ſehr edler Ausdruͤcke: aber wie das Ori- ginal, ſo deſſen Copie!
Die Emigranten hatten damals Geld noch voll- auf, und folglich das Mittel, ſich alles zu ver- ſchaffen, was ſie geluͤſtete. Aber ſie habens auch toll genug verſchleudert! Die koſtbarſten Speiſen und der edelſte Wein, der bey ihren Bacchanalen den den Fußboden herabfloß, waren fuͤr ſie nicht koſt- bar und edel genug. Fuͤr einen welſchen Hahn zahlten ſie fuͤnf große Thaler ohne Bedenken. Mancher Kuͤchenzettel, nicht eben eines Prinzen, oder Grafen, ſondern manches ſimpeln Markis oder Edelmanns, koſtete oft vier, fuͤnf und mehr Carolins. Die Leute ſchienen es ganz darauf an- zulegen, brav Geld zu zerſplittern: ſie zahlten ge- rade hin, was man verlangte. Ich ſagte einmal
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c'eſt aſſez que de favoir le françois pour avoir le
gout juſte: un homme qui ſait notre langue ne peut
jamais manquer d'eſprit. Das war doch ein ſehr
anmaßliches Kompliment!
Und doch waren die Deutſchen herablaſſend ge-
nug, dieſen Emigranten zu hofiren und ſie zu un-
terſtuͤtzen. Daruͤber habe ich mich oft recht innig
geaͤrgert, und aͤrgere mich noch, wenn ich bedenke,
wie geringſchaͤtzig uns die Koblenzer, die Trierer
und ſelbſt die Luxemburger gegen die Emigranten-
Kanaille behandelten. Ich bediene mich hier frei-
lich nicht ſehr edler Ausdruͤcke: aber wie das Ori-
ginal, ſo deſſen Copie!
Die Emigranten hatten damals Geld noch voll-
auf, und folglich das Mittel, ſich alles zu ver-
ſchaffen, was ſie geluͤſtete. Aber ſie habens auch
toll genug verſchleudert! Die koſtbarſten Speiſen
und der edelſte Wein, der bey ihren Bacchanalen den
den Fußboden herabfloß, waren fuͤr ſie nicht koſt-
bar und edel genug. Fuͤr einen welſchen Hahn
zahlten ſie fuͤnf große Thaler ohne Bedenken.
Mancher Kuͤchenzettel, nicht eben eines Prinzen,
oder Grafen, ſondern manches ſimpeln Markis
oder Edelmanns, koſtete oft vier, fuͤnf und mehr
Carolins. Die Leute ſchienen es ganz darauf an-
zulegen, brav Geld zu zerſplittern: ſie zahlten ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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