militärisch exekutivisch! Brandenburger ist un- schuldig, und doch bestrafen Sie ihn ohne Verhör und Vertheidigung! Heißt das nicht die aristokra- tische oder monarchische Anarchie mit der demokra- tischen vertauschen wollen? Das ist der Wille ih- res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch ist gü- tig und gerecht: Sie aber, als der Diener seiner Macht, zeigen ihn als einen gekrönten Würg-En- gel, der Gewalt vor Recht ergangen wissen wolle. Als Mann von Delikatesse für die Ehre ihres Mo- narchen, sollten Sie vorsichtiger und gerechter ver- fahren, zumal in so politisch-kritischen Tagen, wo die Diener der Monarchen die Klugheit haben soll- ten, die an ihnen gerügten Fehler eher zu vermei- den als sie zu wiederholen. Was würde Ihr Kö- nig sagen, was über Sie verfügen, wenn die ganze Dorfschaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge und auf Genugthuung bestände? Doch es mag darum seyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wün- schen zu wissen: Ist Brandenburger jezt frey?
Offizier: (unwillig immer auf- und abge- hend) Er kann in's Dreyteufels Namen sich an den Galgen scheeren!
Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Husaren) Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein Glaß Wein mit mir! Du bist ehrwürdiger, mehr Mensch, als mancher General und Erzbischof!
militaͤriſch exekutiviſch! Brandenburger iſt un- ſchuldig, und doch beſtrafen Sie ihn ohne Verhoͤr und Vertheidigung! Heißt das nicht die ariſtokra- tiſche oder monarchiſche Anarchie mit der demokra- tiſchen vertauſchen wollen? Das iſt der Wille ih- res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch iſt guͤ- tig und gerecht: Sie aber, als der Diener ſeiner Macht, zeigen ihn als einen gekroͤnten Wuͤrg-En- gel, der Gewalt vor Recht ergangen wiſſen wolle. Als Mann von Delikateſſe fuͤr die Ehre ihres Mo- narchen, ſollten Sie vorſichtiger und gerechter ver- fahren, zumal in ſo politiſch-kritiſchen Tagen, wo die Diener der Monarchen die Klugheit haben ſoll- ten, die an ihnen geruͤgten Fehler eher zu vermei- den als ſie zu wiederholen. Was wuͤrde Ihr Koͤ- nig ſagen, was uͤber Sie verfuͤgen, wenn die ganze Dorfſchaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge und auf Genugthuung beſtaͤnde? Doch es mag darum ſeyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wuͤn- ſchen zu wiſſen: Iſt Brandenburger jezt frey?
Offizier: (unwillig immer auf- und abge- hend) Er kann in's Dreyteufels Namen ſich an den Galgen ſcheeren!
Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Huſaren) Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein Glaß Wein mit mir! Du biſt ehrwuͤrdiger, mehr Menſch, als mancher General und Erzbiſchof!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0357"n="345"/>
militaͤriſch exekutiviſch! Brandenburger iſt un-<lb/>ſchuldig, und doch beſtrafen Sie ihn ohne Verhoͤr<lb/>
und Vertheidigung! Heißt das nicht die ariſtokra-<lb/>
tiſche oder monarchiſche Anarchie mit der demokra-<lb/>
tiſchen vertauſchen wollen? Das iſt der Wille ih-<lb/>
res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch iſt guͤ-<lb/>
tig und gerecht: Sie aber, als der Diener ſeiner<lb/>
Macht, zeigen ihn als einen gekroͤnten Wuͤrg-En-<lb/>
gel, der Gewalt vor Recht ergangen wiſſen wolle.<lb/>
Als Mann von Delikateſſe fuͤr die Ehre ihres Mo-<lb/>
narchen, ſollten Sie vorſichtiger und gerechter ver-<lb/>
fahren, zumal in ſo politiſch-kritiſchen Tagen, wo<lb/>
die Diener der Monarchen die Klugheit haben ſoll-<lb/>
ten, die an ihnen geruͤgten Fehler eher zu vermei-<lb/>
den als ſie zu wiederholen. Was wuͤrde Ihr Koͤ-<lb/>
nig ſagen, was uͤber Sie verfuͤgen, wenn die ganze<lb/>
Dorfſchaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge<lb/>
und auf Genugthuung beſtaͤnde? Doch es mag<lb/>
darum ſeyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wuͤn-<lb/>ſchen zu wiſſen: Iſt Brandenburger jezt frey?</p><lb/><p><hirendition="#g">Offizier</hi>: (unwillig immer auf- und abge-<lb/>
hend) Er kann in's Dreyteufels Namen ſich an<lb/>
den Galgen ſcheeren!</p><lb/><p><hirendition="#g">Hoffmann</hi>: Kommt Kinder! (zum Huſaren)<lb/>
Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein<lb/>
Glaß Wein mit mir! Du biſt ehrwuͤrdiger, mehr<lb/>
Menſch, als mancher General und Erzbiſchof!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[345/0357]
militaͤriſch exekutiviſch! Brandenburger iſt un-
ſchuldig, und doch beſtrafen Sie ihn ohne Verhoͤr
und Vertheidigung! Heißt das nicht die ariſtokra-
tiſche oder monarchiſche Anarchie mit der demokra-
tiſchen vertauſchen wollen? Das iſt der Wille ih-
res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch iſt guͤ-
tig und gerecht: Sie aber, als der Diener ſeiner
Macht, zeigen ihn als einen gekroͤnten Wuͤrg-En-
gel, der Gewalt vor Recht ergangen wiſſen wolle.
Als Mann von Delikateſſe fuͤr die Ehre ihres Mo-
narchen, ſollten Sie vorſichtiger und gerechter ver-
fahren, zumal in ſo politiſch-kritiſchen Tagen, wo
die Diener der Monarchen die Klugheit haben ſoll-
ten, die an ihnen geruͤgten Fehler eher zu vermei-
den als ſie zu wiederholen. Was wuͤrde Ihr Koͤ-
nig ſagen, was uͤber Sie verfuͤgen, wenn die ganze
Dorfſchaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge
und auf Genugthuung beſtaͤnde? Doch es mag
darum ſeyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wuͤn-
ſchen zu wiſſen: Iſt Brandenburger jezt frey?
Offizier: (unwillig immer auf- und abge-
hend) Er kann in's Dreyteufels Namen ſich an
den Galgen ſcheeren!
Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Huſaren)
Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein
Glaß Wein mit mir! Du biſt ehrwuͤrdiger, mehr
Menſch, als mancher General und Erzbiſchof!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/357>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.