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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Man muß wissen, daß der ehrliche Hahn,
sobald er erfahren hatte, daß Brandenburger
nach Budesheim in Verhaft gebracht sey, dahin lief,
und, weil er sich nicht traute, den Offizier allein anzu-
gehen, den Pfarrer Hoffmann bath, sich des ar-
men Unschuldigen anzunehmen. Dieser rechtschaffne
Mann war auch sofort dazu erbötig. Unterwegs
begegnete ihnen der alte Husar, welcher ihnen er-
zählte, was in Wendelsheim vorgefallen war.

Brandenburger kam zu Hause, und fand seinen
Keller -- ausgeleert. Er überreichte nachher eine
Bittschrift dem Grafen von Kalkreuth, worin
er sich über die barbarische Art beschwerte, womit
man ihn und sein Haus behandelt hatte. Der Ad-
jutant des Grafen gab ihm aber die tröstende Ant-
wort: "Es ist Krieg!"

In Flonheim wurde Diel, ebenfalls ein begü-
terter Gastwirth, als Klubbist angegeben, von den
Preußen geprügelt, beraubt, und seine hübsche
Frau -- auf die schändlichste Art misbraucht.

In Wöllstein, einem schönen großen Flecken,
war die Untersuchung gegen die Klubbisten noch
schärfer. Dieser Flecken gehört theils dem Kurfür-
sten von Maynz, theils dem Fürsten von Nassau-
Saarbrücken. Viele von den Bürgern hatten, theils
aus Unwissenheit, theils verleitet, theils, um grö-
ßern Uebeln zu [ent]gehen, an der Klubbisterey Theil

Man muß wiſſen, daß der ehrliche Hahn,
ſobald er erfahren hatte, daß Brandenburger
nach Budesheim in Verhaft gebracht ſey, dahin lief,
und, weil er ſich nicht traute, den Offizier allein anzu-
gehen, den Pfarrer Hoffmann bath, ſich des ar-
men Unſchuldigen anzunehmen. Dieſer rechtſchaffne
Mann war auch ſofort dazu erboͤtig. Unterwegs
begegnete ihnen der alte Huſar, welcher ihnen er-
zaͤhlte, was in Wendelsheim vorgefallen war.

Brandenburger kam zu Hauſe, und fand ſeinen
Keller — ausgeleert. Er uͤberreichte nachher eine
Bittſchrift dem Grafen von Kalkreuth, worin
er ſich uͤber die barbariſche Art beſchwerte, womit
man ihn und ſein Haus behandelt hatte. Der Ad-
jutant des Grafen gab ihm aber die troͤſtende Ant-
wort: „Es iſt Krieg!“

In Flonheim wurde Diel, ebenfalls ein beguͤ-
terter Gaſtwirth, als Klubbiſt angegeben, von den
Preußen gepruͤgelt, beraubt, und ſeine huͤbſche
Frau — auf die ſchaͤndlichſte Art misbraucht.

In Woͤllſtein, einem ſchoͤnen großen Flecken,
war die Unterſuchung gegen die Klubbiſten noch
ſchaͤrfer. Dieſer Flecken gehoͤrt theils dem Kurfuͤr-
ſten von Maynz, theils dem Fuͤrſten von Naſſau-
Saarbruͤcken. Viele von den Buͤrgern hatten, theils
aus Unwiſſenheit, theils verleitet, theils, um groͤ-
ßern Uebeln zu [ent]gehen, an der Klubbiſterey Theil

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[346/0358] Man muß wiſſen, daß der ehrliche Hahn, ſobald er erfahren hatte, daß Brandenburger nach Budesheim in Verhaft gebracht ſey, dahin lief, und, weil er ſich nicht traute, den Offizier allein anzu- gehen, den Pfarrer Hoffmann bath, ſich des ar- men Unſchuldigen anzunehmen. Dieſer rechtſchaffne Mann war auch ſofort dazu erboͤtig. Unterwegs begegnete ihnen der alte Huſar, welcher ihnen er- zaͤhlte, was in Wendelsheim vorgefallen war. Brandenburger kam zu Hauſe, und fand ſeinen Keller — ausgeleert. Er uͤberreichte nachher eine Bittſchrift dem Grafen von Kalkreuth, worin er ſich uͤber die barbariſche Art beſchwerte, womit man ihn und ſein Haus behandelt hatte. Der Ad- jutant des Grafen gab ihm aber die troͤſtende Ant- wort: „Es iſt Krieg!“ In Flonheim wurde Diel, ebenfalls ein beguͤ- terter Gaſtwirth, als Klubbiſt angegeben, von den Preußen gepruͤgelt, beraubt, und ſeine huͤbſche Frau — auf die ſchaͤndlichſte Art misbraucht. In Woͤllſtein, einem ſchoͤnen großen Flecken, war die Unterſuchung gegen die Klubbiſten noch ſchaͤrfer. Dieſer Flecken gehoͤrt theils dem Kurfuͤr- ſten von Maynz, theils dem Fuͤrſten von Naſſau- Saarbruͤcken. Viele von den Buͤrgern hatten, theils aus Unwiſſenheit, theils verleitet, theils, um groͤ- ßern Uebeln zu entgehen, an der Klubbiſterey Theil

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/358>, abgerufen am 22.11.2024.