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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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das waren Männer von Empfindung und Men-
schenliebe.

Offizier: Herr, was will Er aber hier?

Hoffmann: Einen Unschuldigen retten,
welcher --

Offizier: (erboßt) Himmel tausend Saker-
ment: ist der Spizbub' da nicht ein Klubbist, ein
Patriot, ein verfluchter, verdammter, ein -- ein
--? (spukt aus.)

Hoffmann: Herr Schulz, reden Sie!
Welches Zeugniß geben Sie dem Brandenburger?

Schulz Hahn: Herr Leutnant, ich bezeuge
vor Gott, daß Brandenburger unschuldig ist: man
hat ihn mit Gewalt zum Maire gemacht, und als
Maire hat er nichts gethan, was dem Interesse un-
sers Rheingrafen zuwider wäre: mit einem Wort,
ich und er waren einverstanden, bis die Sache auf
einen oder andern Weg gehen würde.

Offizier: (beschämt) Unteroffiziers, geht
nur!

Hoffmann: Sehen Sie, Herr Leutnant,
wie Sie Sich übereilten! Wenn das der König,
oder nur ihr General wüßte! Sie, als Kriegsmann,
sollten bloß im Fall der Noth die exekutive Gewalt
unterstützen helfen, und handeln gegen die konsti-
tituve Gerechtigkeit! Brandenburger ist kein Unter-
gebner von Ihnen, und doch behandeln Sie ihn

das waren Maͤnner von Empfindung und Men-
ſchenliebe.

Offizier: Herr, was will Er aber hier?

Hoffmann: Einen Unſchuldigen retten,
welcher —

Offizier: (erboßt) Himmel tauſend Saker-
ment: iſt der Spizbub' da nicht ein Klubbiſt, ein
Patriot, ein verfluchter, verdammter, ein — ein
—? (ſpukt aus.)

Hoffmann: Herr Schulz, reden Sie!
Welches Zeugniß geben Sie dem Brandenburger?

Schulz Hahn: Herr Leutnant, ich bezeuge
vor Gott, daß Brandenburger unſchuldig iſt: man
hat ihn mit Gewalt zum Maire gemacht, und als
Maire hat er nichts gethan, was dem Intereſſe un-
ſers Rheingrafen zuwider waͤre: mit einem Wort,
ich und er waren einverſtanden, bis die Sache auf
einen oder andern Weg gehen wuͤrde.

Offizier: (beſchaͤmt) Unteroffiziers, geht
nur!

Hoffmann: Sehen Sie, Herr Leutnant,
wie Sie Sich uͤbereilten! Wenn das der Koͤnig,
oder nur ihr General wuͤßte! Sie, als Kriegsmann,
ſollten bloß im Fall der Noth die exekutive Gewalt
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tituve Gerechtigkeit! Brandenburger iſt kein Unter-
gebner von Ihnen, und doch behandeln Sie ihn

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[344/0356] das waren Maͤnner von Empfindung und Men- ſchenliebe. Offizier: Herr, was will Er aber hier? Hoffmann: Einen Unſchuldigen retten, welcher — Offizier: (erboßt) Himmel tauſend Saker- ment: iſt der Spizbub' da nicht ein Klubbiſt, ein Patriot, ein verfluchter, verdammter, ein — ein —? (ſpukt aus.) Hoffmann: Herr Schulz, reden Sie! Welches Zeugniß geben Sie dem Brandenburger? Schulz Hahn: Herr Leutnant, ich bezeuge vor Gott, daß Brandenburger unſchuldig iſt: man hat ihn mit Gewalt zum Maire gemacht, und als Maire hat er nichts gethan, was dem Intereſſe un- ſers Rheingrafen zuwider waͤre: mit einem Wort, ich und er waren einverſtanden, bis die Sache auf einen oder andern Weg gehen wuͤrde. Offizier: (beſchaͤmt) Unteroffiziers, geht nur! Hoffmann: Sehen Sie, Herr Leutnant, wie Sie Sich uͤbereilten! Wenn das der Koͤnig, oder nur ihr General wuͤßte! Sie, als Kriegsmann, ſollten bloß im Fall der Noth die exekutive Gewalt unterſtuͤtzen helfen, und handeln gegen die konſti- tituve Gerechtigkeit! Brandenburger iſt kein Unter- gebner von Ihnen, und doch behandeln Sie ihn

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/356>, abgerufen am 22.11.2024.