Mund zu halten. Dieser ritt fluchs dahin. Kurz darauf kamen noch andere Husaren ins Dorf, und plünderten den Keller des Brandenburgers noch mehr. Freilich konnten sie allein nicht viel Wein trinken, aber die Bauren halfen ihnen, und was nicht gesoffen wurde, trugen diese nach Hause, so daß Brandenburger an seinem Weinlager wenig- stens 200 Thaler Schaden gelitten hat. Man lese weiter, und erstaune!
Brandenburger wurde nach Budesheim, eine halbe Stunde von Wendelsheim gebracht, und da als ein Erzjakobiner in die Hände eines preu- ßischen Husarenoffiziers abgeliefert. Er war fast halb todt von den vielen Schlägen und Stößen, die ihm die Bauren unterwegs gegeben hatten: denn diese glaubten gewiß, daß er wenigstens ge- henkt werden müßte. Er beschwerte sich bey dem Offizier, welcher ihm mit zorniger Stimme ant- wortete: Halt's Maul, verfluchter Patriot, oder ich lasse dich gleich aufknüpfen! Weißt du Spiz- bube, daß ich dich kann in Stücken zerhauen lassen, wenn ich will?
Brandenburger schwieg.
Offizier: Rede, Hunzfott! Glaubst du, Kanaille, daß ich dich kann hängen lassen, wenn ich will?
Mund zu halten. Dieſer ritt fluchs dahin. Kurz darauf kamen noch andere Huſaren ins Dorf, und pluͤnderten den Keller des Brandenburgers noch mehr. Freilich konnten ſie allein nicht viel Wein trinken, aber die Bauren halfen ihnen, und was nicht geſoffen wurde, trugen dieſe nach Hauſe, ſo daß Brandenburger an ſeinem Weinlager wenig- ſtens 200 Thaler Schaden gelitten hat. Man leſe weiter, und erſtaune!
Brandenburger wurde nach Budesheim, eine halbe Stunde von Wendelsheim gebracht, und da als ein Erzjakobiner in die Haͤnde eines preu- ßiſchen Huſarenoffiziers abgeliefert. Er war faſt halb todt von den vielen Schlaͤgen und Stoͤßen, die ihm die Bauren unterwegs gegeben hatten: denn dieſe glaubten gewiß, daß er wenigſtens ge- henkt werden muͤßte. Er beſchwerte ſich bey dem Offizier, welcher ihm mit zorniger Stimme ant- wortete: Halt's Maul, verfluchter Patriot, oder ich laſſe dich gleich aufknuͤpfen! Weißt du Spiz- bube, daß ich dich kann in Stuͤcken zerhauen laſſen, wenn ich will?
Brandenburger ſchwieg.
Offizier: Rede, Hunzfott! Glaubſt du, Kanaille, daß ich dich kann haͤngen laſſen, wenn ich will?
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Mund zu halten. Dieſer ritt fluchs dahin. Kurz
darauf kamen noch andere Huſaren ins Dorf, und
pluͤnderten den Keller des Brandenburgers noch
mehr. Freilich konnten ſie allein nicht viel Wein
trinken, aber die Bauren halfen ihnen, und was
nicht geſoffen wurde, trugen dieſe nach Hauſe, ſo
daß Brandenburger an ſeinem Weinlager wenig-
ſtens 200 Thaler Schaden gelitten hat. Man leſe
weiter, und erſtaune!
Brandenburger wurde nach Budesheim,
eine halbe Stunde von Wendelsheim gebracht, und
da als ein Erzjakobiner in die Haͤnde eines preu-
ßiſchen Huſarenoffiziers abgeliefert. Er war faſt
halb todt von den vielen Schlaͤgen und Stoͤßen,
die ihm die Bauren unterwegs gegeben hatten:
denn dieſe glaubten gewiß, daß er wenigſtens ge-
henkt werden muͤßte. Er beſchwerte ſich bey dem
Offizier, welcher ihm mit zorniger Stimme ant-
wortete: Halt's Maul, verfluchter Patriot, oder
ich laſſe dich gleich aufknuͤpfen! Weißt du Spiz-
bube, daß ich dich kann in Stuͤcken zerhauen laſſen,
wenn ich will?
Brandenburger ſchwieg.
Offizier: Rede, Hunzfott! Glaubſt du,
Kanaille, daß ich dich kann haͤngen laſſen, wenn
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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