Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nant: der Leutnant aber, welcher mehr zu thun ha-
ben mogte, befahl den Bauren, sich zum Teufel
zu scheeren. Er ritt darauf nach Erbesbudesheim,
und ließ einen Wachtmeister mit ohngefähr zwölf
Mann im Dorfe, um zu patrouilliren. Die Schlin-
gel von Bauren wendeten sich nun an den Wacht-
meister und dieser -- man denke doch! -- erklärte
das Haus des Brandenburgers für plünderungs-
fähig, und nahm ihn selbst in Verhaft. Man fing
wirklich an zu plündern, aber nicht sowohl die Hu-
saren, als vielmehr die Bauren, bis endlich ein
redlicher Husar, der gerechter und menschlicher
dachte, als sein Herr Schlingel von Wachtmeister,
seinen Säbel zog, und bey hundert tausend Schock
Teufel versicherte, daß er dem ersten, besten den
Kopf spalten würde, der noch einen Fuß zum
Plündern ins Haus setzen würde. Wer war froher,
als die Frau des Brandenburgers: -- sie hat mir
das alles selbst erzählt. -- Sie drückte und küßte
den ehrwürdigen Husaren, und bath ihn, ihren
Mann doch zu befreyen, der schon nach Budesheim
NB! von Bauren abgeführt war. Der Husar besann
sich kurz, und bath den Wachtmeister, ihn nach Bu-
desheim zu schicken, wohin eben doch eine Ordo-
nanz rei[z]en müßte. Ungern, aber doch willigte
der Wachtmeister ein, weil ihn seine Uebereilung
schon reuete, und der Husar versprach, reinen

nant: der Leutnant aber, welcher mehr zu thun ha-
ben mogte, befahl den Bauren, ſich zum Teufel
zu ſcheeren. Er ritt darauf nach Erbesbudesheim,
und ließ einen Wachtmeiſter mit ohngefaͤhr zwoͤlf
Mann im Dorfe, um zu patrouilliren. Die Schlin-
gel von Bauren wendeten ſich nun an den Wacht-
meiſter und dieſer — man denke doch! — erklaͤrte
das Haus des Brandenburgers fuͤr pluͤnderungs-
faͤhig, und nahm ihn ſelbſt in Verhaft. Man fing
wirklich an zu pluͤndern, aber nicht ſowohl die Hu-
ſaren, als vielmehr die Bauren, bis endlich ein
redlicher Huſar, der gerechter und menſchlicher
dachte, als ſein Herr Schlingel von Wachtmeiſter,
ſeinen Saͤbel zog, und bey hundert tauſend Schock
Teufel verſicherte, daß er dem erſten, beſten den
Kopf ſpalten wuͤrde, der noch einen Fuß zum
Pluͤndern ins Haus ſetzen wuͤrde. Wer war froher,
als die Frau des Brandenburgers: — ſie hat mir
das alles ſelbſt erzaͤhlt. — Sie druͤckte und kuͤßte
den ehrwuͤrdigen Huſaren, und bath ihn, ihren
Mann doch zu befreyen, der ſchon nach Budesheim
NB! von Bauren abgefuͤhrt war. Der Huſar beſann
ſich kurz, und bath den Wachtmeiſter, ihn nach Bu-
desheim zu ſchicken, wohin eben doch eine Ordo-
nanz rei[z]en muͤßte. Ungern, aber doch willigte
der Wachtmeiſter ein, weil ihn ſeine Uebereilung
ſchon reuete, und der Huſar verſprach, reinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0353" n="341"/>
nant: der Leutnant aber, welcher mehr zu thun ha-<lb/>
ben mogte, befahl den Bauren, &#x017F;ich zum Teufel<lb/>
zu &#x017F;cheeren. Er ritt darauf nach Erbesbudesheim,<lb/>
und ließ einen Wachtmei&#x017F;ter mit ohngefa&#x0364;hr zwo&#x0364;lf<lb/>
Mann im Dorfe, um zu patrouilliren. Die Schlin-<lb/>
gel von Bauren wendeten &#x017F;ich nun an den Wacht-<lb/>
mei&#x017F;ter und die&#x017F;er &#x2014; man denke doch! &#x2014; erkla&#x0364;rte<lb/>
das Haus des Brandenburgers fu&#x0364;r plu&#x0364;nderungs-<lb/>
fa&#x0364;hig, und nahm ihn &#x017F;elb&#x017F;t in Verhaft. Man fing<lb/>
wirklich an zu plu&#x0364;ndern, aber nicht &#x017F;owohl die Hu-<lb/>
&#x017F;aren, als vielmehr die Bauren, bis endlich ein<lb/>
redlicher Hu&#x017F;ar, der gerechter und men&#x017F;chlicher<lb/>
dachte, als &#x017F;ein Herr Schlingel von Wachtmei&#x017F;ter,<lb/>
&#x017F;einen Sa&#x0364;bel zog, und bey hundert tau&#x017F;end Schock<lb/>
Teufel ver&#x017F;icherte, daß er dem er&#x017F;ten, be&#x017F;ten den<lb/>
Kopf &#x017F;palten wu&#x0364;rde, der noch einen Fuß zum<lb/>
Plu&#x0364;ndern ins Haus &#x017F;etzen wu&#x0364;rde. Wer war froher,<lb/>
als die Frau des Brandenburgers: &#x2014; &#x017F;ie hat mir<lb/>
das alles &#x017F;elb&#x017F;t erza&#x0364;hlt. &#x2014; Sie dru&#x0364;ckte und ku&#x0364;ßte<lb/>
den ehrwu&#x0364;rdigen Hu&#x017F;aren, und bath ihn, ihren<lb/>
Mann doch zu befreyen, der &#x017F;chon nach Budesheim<lb/><hi rendition="#aq">NB!</hi> von Bauren abgefu&#x0364;hrt war. Der Hu&#x017F;ar be&#x017F;ann<lb/>
&#x017F;ich kurz, und bath den Wachtmei&#x017F;ter, ihn nach Bu-<lb/>
desheim zu &#x017F;chicken, wohin eben doch eine Ordo-<lb/>
nanz rei<supplied>z</supplied>en mu&#x0364;ßte. Ungern, aber doch willigte<lb/>
der Wachtmei&#x017F;ter ein, weil ihn &#x017F;eine Uebereilung<lb/>
&#x017F;chon reuete, und der Hu&#x017F;ar ver&#x017F;prach, reinen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0353] nant: der Leutnant aber, welcher mehr zu thun ha- ben mogte, befahl den Bauren, ſich zum Teufel zu ſcheeren. Er ritt darauf nach Erbesbudesheim, und ließ einen Wachtmeiſter mit ohngefaͤhr zwoͤlf Mann im Dorfe, um zu patrouilliren. Die Schlin- gel von Bauren wendeten ſich nun an den Wacht- meiſter und dieſer — man denke doch! — erklaͤrte das Haus des Brandenburgers fuͤr pluͤnderungs- faͤhig, und nahm ihn ſelbſt in Verhaft. Man fing wirklich an zu pluͤndern, aber nicht ſowohl die Hu- ſaren, als vielmehr die Bauren, bis endlich ein redlicher Huſar, der gerechter und menſchlicher dachte, als ſein Herr Schlingel von Wachtmeiſter, ſeinen Saͤbel zog, und bey hundert tauſend Schock Teufel verſicherte, daß er dem erſten, beſten den Kopf ſpalten wuͤrde, der noch einen Fuß zum Pluͤndern ins Haus ſetzen wuͤrde. Wer war froher, als die Frau des Brandenburgers: — ſie hat mir das alles ſelbſt erzaͤhlt. — Sie druͤckte und kuͤßte den ehrwuͤrdigen Huſaren, und bath ihn, ihren Mann doch zu befreyen, der ſchon nach Budesheim NB! von Bauren abgefuͤhrt war. Der Huſar beſann ſich kurz, und bath den Wachtmeiſter, ihn nach Bu- desheim zu ſchicken, wohin eben doch eine Ordo- nanz reizen muͤßte. Ungern, aber doch willigte der Wachtmeiſter ein, weil ihn ſeine Uebereilung ſchon reuete, und der Huſar verſprach, reinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/353
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/353>, abgerufen am 06.06.2024.