chung, sondern faktische militärische Pro- ceduren!
Sie steckten sich daher, nebst ihrem aristokrati- schen Anhange, hinter die preußischen Offiziere, ja, sogar hinter Unteroffiziere und Soldaten, und ließen die Demokraten oder die Klubbisten (denn das war ihnen alles eins) gegen alle Form Rechtens, nach welcher auch der ärgste Bösewicht erst gehört, und dann nach den Gesetzen gerichtet werden muß, militärisch ängstigen und verfolgen. Wie barba- risch man hiebey verfahren sey, mögen einige Bey- spiele von der ersten Jagd auf die armen Klubbi- sten in der Pfalz lehren.
Der Löwenwirth in Wendelsheim, Namens Brandenburger, wurde wegen seines Reich- thums und Ansehens damals zum Maire erwählt, als Georg Forster und seine Kommissarien dort herum Freyheitsbäume errichten ließen. Brandenburger beredete sich nun mit dem damali- gen Schulzen Hahn, und versprach, so viel es möglich seyn würde, für das Interesse des Grafen zu sorgen, weil man doch nicht wisse, was aus der Sache werden würde. Das war nicht sehr ja- kobinisch. Als aber am Charfreytage, den 29sten März, die braunen Husaren dort ankamen, de- nunziirten einige Bauren, welche den Branden- burger schon lange haßten, bey dem Husaren-Leut-
Sie ſteckten ſich daher, nebſt ihrem ariſtokrati- ſchen Anhange, hinter die preußiſchen Offiziere, ja, ſogar hinter Unteroffiziere und Soldaten, und ließen die Demokraten oder die Klubbiſten (denn das war ihnen alles eins) gegen alle Form Rechtens, nach welcher auch der aͤrgſte Boͤſewicht erſt gehoͤrt, und dann nach den Geſetzen gerichtet werden muß, militaͤriſch aͤngſtigen und verfolgen. Wie barba- riſch man hiebey verfahren ſey, moͤgen einige Bey- ſpiele von der erſten Jagd auf die armen Klubbi- ſten in der Pfalz lehren.
Der Loͤwenwirth in Wendelsheim, Namens Brandenburger, wurde wegen ſeines Reich- thums und Anſehens damals zum Maire erwaͤhlt, als Georg Forſter und ſeine Kommiſſarien dort herum Freyheitsbaͤume errichten ließen. Brandenburger beredete ſich nun mit dem damali- gen Schulzen Hahn, und verſprach, ſo viel es moͤglich ſeyn wuͤrde, fuͤr das Intereſſe des Grafen zu ſorgen, weil man doch nicht wiſſe, was aus der Sache werden wuͤrde. Das war nicht ſehr ja- kobiniſch. Als aber am Charfreytage, den 29ſten Maͤrz, die braunen Huſaren dort ankamen, de- nunziirten einige Bauren, welche den Branden- burger ſchon lange haßten, bey dem Huſaren-Leut-
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chung, ſondern faktiſche militaͤriſche Pro-
ceduren!
Sie ſteckten ſich daher, nebſt ihrem ariſtokrati-
ſchen Anhange, hinter die preußiſchen Offiziere,
ja, ſogar hinter Unteroffiziere und Soldaten, und
ließen die Demokraten oder die Klubbiſten (denn das
war ihnen alles eins) gegen alle Form Rechtens,
nach welcher auch der aͤrgſte Boͤſewicht erſt gehoͤrt,
und dann nach den Geſetzen gerichtet werden muß,
militaͤriſch aͤngſtigen und verfolgen. Wie barba-
riſch man hiebey verfahren ſey, moͤgen einige Bey-
ſpiele von der erſten Jagd auf die armen Klubbi-
ſten in der Pfalz lehren.
Der Loͤwenwirth in Wendelsheim, Namens
Brandenburger, wurde wegen ſeines Reich-
thums und Anſehens damals zum Maire erwaͤhlt,
als Georg Forſter und ſeine Kommiſſarien
dort herum Freyheitsbaͤume errichten ließen.
Brandenburger beredete ſich nun mit dem damali-
gen Schulzen Hahn, und verſprach, ſo viel es
moͤglich ſeyn wuͤrde, fuͤr das Intereſſe des Grafen
zu ſorgen, weil man doch nicht wiſſe, was aus
der Sache werden wuͤrde. Das war nicht ſehr ja-
kobiniſch. Als aber am Charfreytage, den 29ſten
Maͤrz, die braunen Huſaren dort ankamen, de-
nunziirten einige Bauren, welche den Branden-
burger ſchon lange haßten, bey dem Huſaren-Leut-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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