Wäsche geschickt, und so war ich im Stande, mich hier zu reinigen, und wenigstens sauberer zu kleiden, als so mancher Andere, der vor Schmutz und Un- geziefer sta[rr]te.
Am 29ten October brach endlich unsre Armee von Luxemburg auf. Es war eben wieder ein ab- scheulicher Tag, kalt und naß, wie wir so viele schon gehabt hatten. Die Zelter ließ man größten- theils liegen, weil sie ganz unbrauchbar geworden waren, und was man davon noch mitnahm, muste man doch hernach bald wegwerfen, weil alles ver- morscht war. Die Zeltstangen wurden alle nebst den Kämpirpfählen und anderm Geräthe rein ver- brannt; auch manche Kessel u. dgl. wurden weg- geworfen.
Der Weg von Luxemburg bis Trier war so elend, als irgend einer in Frankreich gewesen war. Un- terwegs lagen wir zwar in den Dörfern und durften uns nicht mehr in Schlamm und Wasser auf dem freyen Felde herumsudeln: aber da wir immer gar zu dicke gelegt wurden, so fehlte alle Bequemlich- keit. Anch konnte man, da jene Dörfer von allem Vorrath entblößt waren, nur selten einmal Kartoffeln bekommen.
In Trier langte unser Regiment erst Nachmittags um vier Uhr an: es war aber nicht möglich, für alle Soldaten Quartiere in dieser Stadt aufzubrin-
Waͤſche geſchickt, und ſo war ich im Stande, mich hier zu reinigen, und wenigſtens ſauberer zu kleiden, als ſo mancher Andere, der vor Schmutz und Un- geziefer ſta[rr]te.
Am 29ten October brach endlich unſre Armee von Luxemburg auf. Es war eben wieder ein ab- ſcheulicher Tag, kalt und naß, wie wir ſo viele ſchon gehabt hatten. Die Zelter ließ man groͤßten- theils liegen, weil ſie ganz unbrauchbar geworden waren, und was man davon noch mitnahm, muſte man doch hernach bald wegwerfen, weil alles ver- morſcht war. Die Zeltſtangen wurden alle nebſt den Kaͤmpirpfaͤhlen und anderm Geraͤthe rein ver- brannt; auch manche Keſſel u. dgl. wurden weg- geworfen.
Der Weg von Luxemburg bis Trier war ſo elend, als irgend einer in Frankreich geweſen war. Un- terwegs lagen wir zwar in den Doͤrfern und durften uns nicht mehr in Schlamm und Waſſer auf dem freyen Felde herumſudeln: aber da wir immer gar zu dicke gelegt wurden, ſo fehlte alle Bequemlich- keit. Anch konnte man, da jene Doͤrfer von allem Vorrath entbloͤßt waren, nur ſelten einmal Kartoffeln bekommen.
In Trier langte unſer Regiment erſt Nachmittags um vier Uhr an: es war aber nicht moͤglich, fuͤr alle Soldaten Quartiere in dieſer Stadt aufzubrin-
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Waͤſche geſchickt, und ſo war ich im Stande, mich
hier zu reinigen, und wenigſtens ſauberer zu kleiden,
als ſo mancher Andere, der vor Schmutz und Un-
geziefer ſtarrte.
Am 29ten October brach endlich unſre Armee
von Luxemburg auf. Es war eben wieder ein ab-
ſcheulicher Tag, kalt und naß, wie wir ſo viele
ſchon gehabt hatten. Die Zelter ließ man groͤßten-
theils liegen, weil ſie ganz unbrauchbar geworden
waren, und was man davon noch mitnahm, muſte
man doch hernach bald wegwerfen, weil alles ver-
morſcht war. Die Zeltſtangen wurden alle nebſt
den Kaͤmpirpfaͤhlen und anderm Geraͤthe rein ver-
brannt; auch manche Keſſel u. dgl. wurden weg-
geworfen.
Der Weg von Luxemburg bis Trier war ſo elend,
als irgend einer in Frankreich geweſen war. Un-
terwegs lagen wir zwar in den Doͤrfern und durften
uns nicht mehr in Schlamm und Waſſer auf dem
freyen Felde herumſudeln: aber da wir immer gar
zu dicke gelegt wurden, ſo fehlte alle Bequemlich-
keit. Anch konnte man, da jene Doͤrfer von allem
Vorrath entbloͤßt waren, nur ſelten einmal Kartoffeln
bekommen.
In Trier langte unſer Regiment erſt Nachmittags
um vier Uhr an: es war aber nicht moͤglich, fuͤr
alle Soldaten Quartiere in dieſer Stadt aufzubrin-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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