Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

reich, wichtiger, als die Gefahr, welche Deutschland
bedrohte. Doch hier ist der Ort nicht, diese Sache
politisch und militärisch zu untersuchen! Mir kömmt
es aber noch immer so vor, daß wenn es damals
schon entschieden war, den Kriegsplan gegen Frank-
reich noch fortzusetzen, man die Niederlande besser
hätte beschützen müssen.

In Luxemburg hatte ich eines Tages einen Zank
mit einem Kaiserlichen Unteroffizier, einem recht
argen, politischen Kanngießer, welcher gradezu im
Weinhause behauptete: die Preußen hätten falsch
gespielt. Unser Streit erhizte sich so, daß wir bald
handgemein geworden wären -- wenn ich gleich
recht gut wußte, daß unsere Leute eben das von den
Oestreichern behaupteten. -- Schon damals also
waren die Gemüther der Oestreicher und der Preu-
ßen, durch gegenseitige Beschuldigung und Verdacht,
von einander entfernt, und diese Animosität hat sich
hernach immer noch vermehrt. Die Vermuthung
einsichtiger Männer, daß eine Allianz zwischen dem
Hause Oestreich und Preußen nicht Bestand haben
könnte, bestätigte sich also schon damals mehr als
zu sehr.

Für meine Person hatte ich indeß hier ziemlich
gute Zeit: denn ich hatte Geld, und konnte mir
das Nöthige einkaufen. Mein rechtschaffener Bis-
pink hatte mir durch einen Soldaten-Boten auch

reich, wichtiger, als die Gefahr, welche Deutſchland
bedrohte. Doch hier iſt der Ort nicht, dieſe Sache
politiſch und militaͤriſch zu unterſuchen! Mir koͤmmt
es aber noch immer ſo vor, daß wenn es damals
ſchon entſchieden war, den Kriegsplan gegen Frank-
reich noch fortzuſetzen, man die Niederlande beſſer
haͤtte beſchuͤtzen muͤſſen.

In Luxemburg hatte ich eines Tages einen Zank
mit einem Kaiſerlichen Unteroffizier, einem recht
argen, politiſchen Kanngießer, welcher gradezu im
Weinhauſe behauptete: die Preußen haͤtten falſch
geſpielt. Unſer Streit erhizte ſich ſo, daß wir bald
handgemein geworden waͤren — wenn ich gleich
recht gut wußte, daß unſere Leute eben das von den
Oeſtreichern behaupteten. — Schon damals alſo
waren die Gemuͤther der Oeſtreicher und der Preu-
ßen, durch gegenſeitige Beſchuldigung und Verdacht,
von einander entfernt, und dieſe Animoſitaͤt hat ſich
hernach immer noch vermehrt. Die Vermuthung
einſichtiger Maͤnner, daß eine Allianz zwiſchen dem
Hauſe Oeſtreich und Preußen nicht Beſtand haben
koͤnnte, beſtaͤtigte ſich alſo ſchon damals mehr als
zu ſehr.

Fuͤr meine Perſon hatte ich indeß hier ziemlich
gute Zeit: denn ich hatte Geld, und konnte mir
das Noͤthige einkaufen. Mein rechtſchaffener Bis-
pink hatte mir durch einen Soldaten-Boten auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0251" n="239"/>
reich, wichtiger, als die Gefahr, welche Deut&#x017F;chland<lb/>
bedrohte. Doch hier i&#x017F;t der Ort nicht, die&#x017F;e Sache<lb/>
politi&#x017F;ch und milita&#x0364;ri&#x017F;ch zu unter&#x017F;uchen! Mir ko&#x0364;mmt<lb/>
es aber noch immer &#x017F;o vor, daß wenn es damals<lb/>
&#x017F;chon ent&#x017F;chieden war, den Kriegsplan gegen Frank-<lb/>
reich noch fortzu&#x017F;etzen, man die Niederlande be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ha&#x0364;tte be&#x017F;chu&#x0364;tzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>In Luxemburg hatte ich eines Tages einen Zank<lb/>
mit einem Kai&#x017F;erlichen Unteroffizier, einem recht<lb/>
argen, politi&#x017F;chen Kanngießer, welcher gradezu im<lb/>
Weinhau&#x017F;e behauptete: die Preußen ha&#x0364;tten fal&#x017F;ch<lb/>
ge&#x017F;pielt. Un&#x017F;er Streit erhizte &#x017F;ich &#x017F;o, daß wir bald<lb/>
handgemein geworden wa&#x0364;ren &#x2014; wenn ich gleich<lb/>
recht gut wußte, daß un&#x017F;ere Leute eben das von den<lb/>
Oe&#x017F;treichern behaupteten. &#x2014; Schon damals al&#x017F;o<lb/>
waren die Gemu&#x0364;ther der Oe&#x017F;treicher und der Preu-<lb/>
ßen, durch gegen&#x017F;eitige Be&#x017F;chuldigung und Verdacht,<lb/>
von einander entfernt, und die&#x017F;e Animo&#x017F;ita&#x0364;t hat &#x017F;ich<lb/>
hernach immer noch vermehrt. Die Vermuthung<lb/>
ein&#x017F;ichtiger Ma&#x0364;nner, daß eine Allianz zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Hau&#x017F;e Oe&#x017F;treich und Preußen nicht Be&#x017F;tand haben<lb/>
ko&#x0364;nnte, be&#x017F;ta&#x0364;tigte &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;chon damals mehr als<lb/>
zu &#x017F;ehr.</p><lb/>
        <p>Fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on hatte ich indeß hier ziemlich<lb/>
gute Zeit: denn ich hatte Geld, und konnte mir<lb/>
das No&#x0364;thige einkaufen. Mein recht&#x017F;chaffener <hi rendition="#g">Bis</hi>-<lb/><hi rendition="#g">pink</hi> hatte mir durch einen Soldaten-Boten auch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0251] reich, wichtiger, als die Gefahr, welche Deutſchland bedrohte. Doch hier iſt der Ort nicht, dieſe Sache politiſch und militaͤriſch zu unterſuchen! Mir koͤmmt es aber noch immer ſo vor, daß wenn es damals ſchon entſchieden war, den Kriegsplan gegen Frank- reich noch fortzuſetzen, man die Niederlande beſſer haͤtte beſchuͤtzen muͤſſen. In Luxemburg hatte ich eines Tages einen Zank mit einem Kaiſerlichen Unteroffizier, einem recht argen, politiſchen Kanngießer, welcher gradezu im Weinhauſe behauptete: die Preußen haͤtten falſch geſpielt. Unſer Streit erhizte ſich ſo, daß wir bald handgemein geworden waͤren — wenn ich gleich recht gut wußte, daß unſere Leute eben das von den Oeſtreichern behaupteten. — Schon damals alſo waren die Gemuͤther der Oeſtreicher und der Preu- ßen, durch gegenſeitige Beſchuldigung und Verdacht, von einander entfernt, und dieſe Animoſitaͤt hat ſich hernach immer noch vermehrt. Die Vermuthung einſichtiger Maͤnner, daß eine Allianz zwiſchen dem Hauſe Oeſtreich und Preußen nicht Beſtand haben koͤnnte, beſtaͤtigte ſich alſo ſchon damals mehr als zu ſehr. Fuͤr meine Perſon hatte ich indeß hier ziemlich gute Zeit: denn ich hatte Geld, und konnte mir das Noͤthige einkaufen. Mein rechtſchaffener Bis- pink hatte mir durch einen Soldaten-Boten auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/251
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/251>, abgerufen am 25.11.2024.