Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

da sie noch Longwy in Besiz hätten. Wie, er-
widerte er, was haben die Preußen in Besitz?
Aus Gnade und Barmherzigkeit lassen wir sie hier
durch, und da dürfen sie sich nicht dick machen!
Ich will den sehen, der einem Franzosen ein Haar
krümmen sollte: der würde schön ankommen, wär
es auch Ener Braunschweig selbst. Es ist nicht
mehr, wie's vor sechs Wochen war." Ich merkte,
daß der Mann Recht hatte, und zuckte die Achseln.

Sontags den 21ten October verließen wir das
Lager bey Longwy, und marschirten aus dem
französischen Gebiete ab.

Ehe ich dieses Kapitel schließe, will ich den
Leser noch auf eine Bemerkung aufmerksam machen
und die die ist: daß gerade zu der Zeit, als die ver-
bündete Armee ihre Operationen gegen Frankreich
betrieb, die französische Nation ihre monarchische
Staatsform in eine republikanische veränderte,
und daß eben diese Veränderung im Manifeste des
Herzogs von Braunschweig, und in dem Anfall
der deutschen Armee auf Frankreich, ihren Grund
gehabt hat; daß folglich eben die Mittel, welche
dienen sollten, dem Könige, Ludwig XVI. seine
alte despotische Gewalt wieder zu erringen, gerade
diese Gewalt zernichtet, und den Grund zur nach-
herigen Hinrichtung dieses Fürsten gelegt haben.


da ſie noch Longwy in Beſiz haͤtten. Wie, er-
widerte er, was haben die Preußen in Beſitz?
Aus Gnade und Barmherzigkeit laſſen wir ſie hier
durch, und da duͤrfen ſie ſich nicht dick machen!
Ich will den ſehen, der einem Franzoſen ein Haar
kruͤmmen ſollte: der wuͤrde ſchoͤn ankommen, waͤr
es auch Ener Braunſchweig ſelbſt. Es iſt nicht
mehr, wie's vor ſechs Wochen war.“ Ich merkte,
daß der Mann Recht hatte, und zuckte die Achſeln.

Sontags den 21ten October verließen wir das
Lager bey Longwy, und marſchirten aus dem
franzoͤſiſchen Gebiete ab.

Ehe ich dieſes Kapitel ſchließe, will ich den
Leſer noch auf eine Bemerkung aufmerkſam machen
und die die iſt: daß gerade zu der Zeit, als die ver-
buͤndete Armee ihre Operationen gegen Frankreich
betrieb, die franzoͤſiſche Nation ihre monarchiſche
Staatsform in eine republikaniſche veraͤnderte,
und daß eben dieſe Veraͤnderung im Manifeſte des
Herzogs von Braunſchweig, und in dem Anfall
der deutſchen Armee auf Frankreich, ihren Grund
gehabt hat; daß folglich eben die Mittel, welche
dienen ſollten, dem Koͤnige, Ludwig XVI. ſeine
alte deſpotiſche Gewalt wieder zu erringen, gerade
dieſe Gewalt zernichtet, und den Grund zur nach-
herigen Hinrichtung dieſes Fuͤrſten gelegt haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="221"/>
da &#x017F;ie noch <hi rendition="#g">Longwy</hi> in Be&#x017F;iz ha&#x0364;tten. Wie, er-<lb/>
widerte er, was haben die Preußen in Be&#x017F;itz?<lb/>
Aus Gnade und Barmherzigkeit la&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie hier<lb/>
durch, und da du&#x0364;rfen &#x017F;ie &#x017F;ich nicht dick machen!<lb/>
Ich will den &#x017F;ehen, der einem Franzo&#x017F;en ein Haar<lb/>
kru&#x0364;mmen &#x017F;ollte: der wu&#x0364;rde &#x017F;cho&#x0364;n ankommen, wa&#x0364;r<lb/>
es auch Ener Braun&#x017F;chweig &#x017F;elb&#x017F;t. Es i&#x017F;t nicht<lb/>
mehr, wie's vor &#x017F;echs Wochen war.&#x201C; Ich merkte,<lb/>
daß der Mann Recht hatte, und zuckte die Ach&#x017F;eln.</p><lb/>
        <p>Sontags den 21ten October verließen wir das<lb/>
Lager bey <hi rendition="#g">Longwy</hi>, und mar&#x017F;chirten aus dem<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Gebiete ab.</p><lb/>
        <p>Ehe ich die&#x017F;es Kapitel &#x017F;chließe, will ich den<lb/>
Le&#x017F;er noch auf eine Bemerkung aufmerk&#x017F;am machen<lb/>
und die die i&#x017F;t: daß gerade zu der Zeit, als die ver-<lb/>
bu&#x0364;ndete Armee ihre Operationen gegen Frankreich<lb/>
betrieb, die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Nation ihre monarchi&#x017F;che<lb/>
Staatsform in eine republikani&#x017F;che vera&#x0364;nderte,<lb/>
und daß eben die&#x017F;e Vera&#x0364;nderung im Manife&#x017F;te des<lb/>
Herzogs von Braun&#x017F;chweig, und in dem Anfall<lb/>
der deut&#x017F;chen Armee auf Frankreich, ihren Grund<lb/>
gehabt hat; daß folglich eben die Mittel, welche<lb/>
dienen &#x017F;ollten, dem Ko&#x0364;nige, <hi rendition="#g">Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> &#x017F;eine<lb/>
alte de&#x017F;poti&#x017F;che Gewalt wieder zu erringen, gerade<lb/>
die&#x017F;e Gewalt zernichtet, und den Grund zur nach-<lb/>
herigen Hinrichtung die&#x017F;es Fu&#x0364;r&#x017F;ten gelegt haben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0233] da ſie noch Longwy in Beſiz haͤtten. Wie, er- widerte er, was haben die Preußen in Beſitz? Aus Gnade und Barmherzigkeit laſſen wir ſie hier durch, und da duͤrfen ſie ſich nicht dick machen! Ich will den ſehen, der einem Franzoſen ein Haar kruͤmmen ſollte: der wuͤrde ſchoͤn ankommen, waͤr es auch Ener Braunſchweig ſelbſt. Es iſt nicht mehr, wie's vor ſechs Wochen war.“ Ich merkte, daß der Mann Recht hatte, und zuckte die Achſeln. Sontags den 21ten October verließen wir das Lager bey Longwy, und marſchirten aus dem franzoͤſiſchen Gebiete ab. Ehe ich dieſes Kapitel ſchließe, will ich den Leſer noch auf eine Bemerkung aufmerkſam machen und die die iſt: daß gerade zu der Zeit, als die ver- buͤndete Armee ihre Operationen gegen Frankreich betrieb, die franzoͤſiſche Nation ihre monarchiſche Staatsform in eine republikaniſche veraͤnderte, und daß eben dieſe Veraͤnderung im Manifeſte des Herzogs von Braunſchweig, und in dem Anfall der deutſchen Armee auf Frankreich, ihren Grund gehabt hat; daß folglich eben die Mittel, welche dienen ſollten, dem Koͤnige, Ludwig XVI. ſeine alte deſpotiſche Gewalt wieder zu erringen, gerade dieſe Gewalt zernichtet, und den Grund zur nach- herigen Hinrichtung dieſes Fuͤrſten gelegt haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/233
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/233>, abgerufen am 24.11.2024.