Im Lager bey Verdun hatten wir noch immer so halb und halb zu leben, aber von nun an litten wir auch Elend und Mangel, bis wir auf die deutsche Gränze zurückkamen. Unser Erzspizbube von Jude war endlich dem Hn. Major von Wedel als ein in- famer Betrüger bekannt geworden; und dieser brave Offizier jagte ihn denn vom Bataillon, und nahm einen andern Juden an, welcher uns bey Verdun die vierzehn Tage über, die wir ohngefähr da stehen blieben, besser versah, und nicht so arg betrog, als der erwähnte.
Wir brachen von Verdun mitten im Regen auf, und marschierten den ersten ganzen Tag im Regen fort. Unser Brod hatten wir größtentheils im La- ger liegen lassen, weil wir ohnehin genug belastet waren, und durch den abscheulichsten Koth waten musten.
Den zweyten Tag kamen wir der französischen Armee, oder vielmehr einem Korps derselben nahe. Wir marschirten zwar den ganzen Tag, aber so jämmerlich, daß wir jedesmal eine halbe Stunde
Zwoͤlftes Kapitel.
Das ſogenannte Drecklager.
Im Lager bey Verdun hatten wir noch immer ſo halb und halb zu leben, aber von nun an litten wir auch Elend und Mangel, bis wir auf die deutſche Graͤnze zuruͤckkamen. Unſer Erzſpizbube von Jude war endlich dem Hn. Major von Wedel als ein in- famer Betruͤger bekannt geworden; und dieſer brave Offizier jagte ihn denn vom Bataillon, und nahm einen andern Juden an, welcher uns bey Verdun die vierzehn Tage uͤber, die wir ohngefaͤhr da ſtehen blieben, beſſer verſah, und nicht ſo arg betrog, als der erwaͤhnte.
Wir brachen von Verdun mitten im Regen auf, und marſchierten den erſten ganzen Tag im Regen fort. Unſer Brod hatten wir groͤßtentheils im La- ger liegen laſſen, weil wir ohnehin genug belaſtet waren, und durch den abſcheulichſten Koth waten muſten.
Den zweyten Tag kamen wir der franzoͤſiſchen Armee, oder vielmehr einem Korps derſelben nahe. Wir marſchirten zwar den ganzen Tag, aber ſo jaͤmmerlich, daß wir jedesmal eine halbe Stunde
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Zwoͤlftes Kapitel.
Das ſogenannte Drecklager.
Im Lager bey Verdun hatten wir noch immer ſo
halb und halb zu leben, aber von nun an litten wir
auch Elend und Mangel, bis wir auf die deutſche
Graͤnze zuruͤckkamen. Unſer Erzſpizbube von Jude
war endlich dem Hn. Major von Wedel als ein in-
famer Betruͤger bekannt geworden; und dieſer brave
Offizier jagte ihn denn vom Bataillon, und nahm
einen andern Juden an, welcher uns bey Verdun
die vierzehn Tage uͤber, die wir ohngefaͤhr da ſtehen
blieben, beſſer verſah, und nicht ſo arg betrog, als
der erwaͤhnte.
Wir brachen von Verdun mitten im Regen auf,
und marſchierten den erſten ganzen Tag im Regen
fort. Unſer Brod hatten wir groͤßtentheils im La-
ger liegen laſſen, weil wir ohnehin genug belaſtet
waren, und durch den abſcheulichſten Koth waten
muſten.
Den zweyten Tag kamen wir der franzoͤſiſchen
Armee, oder vielmehr einem Korps derſelben nahe.
Wir marſchirten zwar den ganzen Tag, aber ſo
jaͤmmerlich, daß wir jedesmal eine halbe Stunde
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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